Die Vorstände der Deutschen Bank müssen sich bei der Hauptversammlung viele unbequeme Fragen anhören. Die härteste kommt von einem Aktionärsvertreter.
Muss die
Deutsche Bank wirklich so hohe Boni zahlen, "damit die Menschen, die uns schaden, bei uns bleiben"? Gemeint ist die geplante Anhebung des Bonusdeckels für Investmentbanker. Die Bank argumentiert, diese sei notwendig, um eine Abwanderung der Top-Kräfte zu vermeiden. Und auch mit der Leistung von Co-Chef Anshu Jain sind die Aktionäre nicht zufrieden.
Das Vertrauen in die Bank hat gelitten, wie selbst Jain einräumt. Daher kommt bei den Aktionären wohl auch die Begründung der Bank nicht an, was sie mit den höheren Boni bezweckt. Sie will die Fixgehälter senken, die sie unabhängig von der Gewinnentwicklung auszahlt. Was bei den Aktionären ankommt ist: Die Investmentbanker bekommen mehr. Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger forderte gar, die Bank sollte wegen des mageren Gewinns für das abgelaufene Geschäftsjahr gar keine Boni zahlen.
Unterm Strich hatte die Bank 2013 rund 670 Millionen Euro Gewinn gemacht. Allein für Rechtsberatungen zahlte sie 350 Millionen Euro. Für Prozesse und Strafzahlungen zahlte die Bank in den vergangenen zwei Jahren mehr als fünf Milliarden Euro. Es stehen noch viele Klagen aus. "Die Rechtsstreitigkeiten beschädigen nicht nur die Reputation des Unternehmens, sondern fressen inzwischen mehr als die Hälfte des Betriebsergebnisses auf", kritisierte Ingo Speich von Union Investment. Und Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz prangerte an: "Die Deutsche Bank ist eine gigantische Rechtsabteilung mit angeschlossenem Bankgeschäft."
Bankbilanzen im 1. Quartal 2014
JPMorgan Chase
Die US-Großbank
JPMorgan Chase wurde im ersten Quartal von dem eingeleiteten Ausstieg der Fed aus der ultralockeren Geldpolitik belastet. Der Überschuss sackte um 19 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar ab, die Erträge sanken um 8 Prozent auf 23 Milliarden Dollar.
Wells Fargo
Wells Fargo hat dank der anziehenden US-Wirtschaft zum zwölften Mal in Folge einen Rekordquartalsgewinn erwirtschaftet. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum wuchs der Überschuss um 14 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar, die Erträge sanken jedoch um 3 Prozent auf 20,6 Milliarden Dollar.
Citigroup
Die US-Großbank
Citigroup konnte zum Jahresbeginn mit einem Gewinnanstieg überraschen. Das Institut steigerte seinen Überschuss im ersten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 3,5 Prozent auf 3,94 Milliarden US-Dollar. Da viele Kunden ihre Kreditraten wieder regelmäßig zahlten, konnten Rückstellungen für faule Kredite aufgelöst werden.
Credit Suisse
Die Schweizer Großbank
Credit Suisse ist verhalten ins neue Jahr gestartet, konnte aber immerhin och einen Gewinn von 859 Millionen Franken (706 Millionen Euro) verbuchen. Vor allem das Investmentbanking schwächelte aufgrund der schlechteren Stimmung an den Kapitalmärkten.
Bank of America
Die
Bank of America schrieb im ersten Quartal einen Verlust von unterm Strich 276 Millionen Dollar (199 Mio Euro). Im gleichen Zeitraum des Vorjahres hatte das Geldhaus aus dem Bundesstaat North Carolina noch 1,5 Milliarden US-Dollar verdient. "Die Kosten für die Erledigung weiterer Hypothekenthemen hat unser Ergebnis belastet", erklärte Bankchef Brian Moynihan
Morgan Stanley
Morgan Stanley hat die ungünstigen Marktbedingungen zu Jahresbeginn gut weggesteckt. Der Gewinn im ersten Quartal stieg um 55 Prozent auf unterm Strich 1,45 Milliarden US-Dollar. Die Erträge, also die gesamten Einnahmen der Bank, stiegen um 10 Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar.
Goldman Sachs
Ungünstige Marktbedingungen haben die Investmentbank
Goldman Sachs zu Jahresbeginn ausgebremst. Im ersten Quartal fiel der Gewinn um 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 1,95 Milliarden US-Dollar. Damit schnitt das Wall-Street-Haus allerdings besser ab als erwartet. Insgesamt fielen die Erträge allerdings um 8 Prozent auf 9,3 Milliarden Dollar.
Deutsche Bank
Der Nettogewinn der
Deutschen Bank ist im ersten Quartal um 35 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro eingebrochen. Das um zehn Prozent gesunkene Handelsgeschäft sowie hohe regulatorische Kosten belasteten das Geschäft. Insgesamt lief es aber etwas besser als erwartet: Analysten hatten mit einem Gewinnrückgang von 40 Prozent gerechnet.
Santander
Die spanische Großbank
Santander hat im ersten Quartal von sinkenden Kosten und geringeren Gefahr von Zahlungsausfällen profitiert. Belastet habe dagegen der starke Euro. Der Überschuss stieg um acht Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.
BNP Paribas
Die französische Großbank
BNP Paribas konnte im ersten Quartal 2014 ihren Gewinn nur dank eines Sondereffekts zu Jahresbeginn auf 1,7 Milliarden Euro steigern. Ohne den Sondererffekt durch die Fortis-Übernahme hätte das Institut einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Der Vorsteuergewinn sackte hingegen um 3,7 Prozent auf 2,55 Milliarden Euro ab.
Royal Bank of Scotland
Die seit der Finanzkrise größtenteils verstaatlichte
Royal Bank of Scotland (RBS) konnte ihren Gewinn im ersten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf 1,2 Milliarden Pfund verdreifachen. Hauptgrund war, dass das Institut deutlich weniger für die Vergehen der Vergangenheit zurücklegte.
UBS
Die Schweizer Großbank
UBS hat sich zu Jahresbeginn dem branchenweiten Abwärtstrend entzogen. Das laufende Sparprogramm zahlte sich aus und verhalf der Bank zu einem um 7 Prozent höheren Überschuss von knapp 1,1 Milliarden Schweizer Franken. Die harte Kernkapitalquote kletterte im ersten Quartal um 0,4 Prozentpunkte auf 13,2 Prozent. Damit gilt die UBS als eine der am besten kapitalisierten Großbanken der Welt.
Barclays
Die britische Großbank
Barclays litt im ersten Quartal 2014 unter ihrem schwachen Investmentbanking. Der Vorsteuergewinn der wichtigsten Konzernsparte halbierte sich auf 668 Millionen Pfund. Dass unter dem Strich ein Gewinnzuwachs von 15 Prozent auf 965 Millionen Pfund stand, verdankt Barclays reinen Buchhaltungseffekten.
Aareal Bank
Die
Aareal Bank hat im ersten Quartal von einem Einmaleffekt aus der Corealcredit-Übernahme profitiert. Der Gewinn stieg von 22 Millionen auf 185 Millionen Euro. Aber auch ohne den Sondereffekt steigerte die Bank das Ergebnis mit 35 Millionen Euro deutlich.
Société Générale
Die politischen Unruhen in der Ukraine haben der französischen Großbank
Société Générale den Jahresstart vermasselt und ihr einen kleinen Gewinnrückgang eingebracht. Der Überschuss fiel im ersten Quartal 2014 um rund 13 Prozent auf 315 Millionen Euro.
Commerzbank
Die seit der Finanzkrise teilverstaatlichte
Commerzbank hat zu Jahresbeginn ihren Aufwärtstrend fortgesetzt: Unter dem Strich verdiente das Institut 200 Millionen Euro. Das war allerdings etwas weniger als von Analysten erwartet. Der operative Gewinn sackte hingegen um gut 30 Prozent auf 324 Millionen Euro ab. Das lag vor allem an einem deutlich schwächeren Geschäft im Investmentbanking.
HSBC
Die britische Großbank
HSBC musste zum Jahresauftakt einen Gewinneinbruch von 18 Prozent auf 5,1 Milliarden Dollar hinnehmen. Die Erträge sackten um 14 Prozent auf 15,9 Milliarden Dollar ab.
UniCredit
Die
UniCredit hat im ersten Quartal dank geringerer Kosten und einer deutlich gesunkenen Risikovorsorge deutlich mehr verdient. Der Überschuss stieg um 59 Prozent auf 712 Millionen Euro. Experten hatten mit einem deutlich geringeren Gewinn gerechnet.
Erste Group
Die
Erste Group konnte im ersten Quartal 2014 einen Nettogewinn von 103,3 Millionen Euro erzielen. Positiv wirkte sich vor allem eine Senkung des Betriebsaufwands aus während die verhaltene Kreditnachfrage weiter belastete.
Raiffeisen Bank International (RBI)
Für das erste Quartal 2014 hat die
Raiffeisen Bank International (RBI) einen Nettogewinn von 161 Millionen Euro ausgewiesen. Die Vorsorgen für faule Kredite erhöhte die Bank um mehr als ein Viertel auf 281 Millionen Euro.
Das Missverhältnis von Gewinn und Prozesskosten bringt die Aktionäre nicht nur gegen das Investmentbanking auf, das die Quelle für die meisten Klagen ist. Es bringt sie auch gegen den Vorstand und Aufsichtsrat auf. "Ich gönne Ihnen jeden Groschen, wenn das Ergebnis entsprechend ist", sagte Aktionärsvertreter Hans-Martin Buhlmann. Da rief einer: Bravo!
Neben der Frage, ob alle verdienen, was sie verdienen, stand insbesondere die Leistung von Anshu Jain im Fokus. Viele Anleger kritisierten, dass er als ehemaliger Leiter des Investmentbankings nicht in der Lage war, mutmaßliche Marktmanipulationen zu verhindern. Immer wieder stellten Aktionäre die Frage in den Raum, wie es sein kann, dass der Chef von all dem nichts gewusst hat. "Wenn das so ist und Sie wirklich nichts gewusst haben, dann haben Sie organisatorisch etwas falsch gemacht", kritisierte etwa Buhlmann.
In die selbe Kerbe schlug Fondsmanager Speich: "Wenn Vorstand und Aufsichtsrat jahrelang nichts von den Verfehlungen im eigenen Unternehmen wissen, läuft grundsätzlich etwas schief."
DJG/mln/kla
Dow Jones Newswires
Von Madeleine Nissen