Jobabbau droht 30.08.2013 09:15:31

Airbus will mit Deutschland nicht länger über Kredit streiten

Der europäische Flugzeugbauer Airbus will sich einem Zeitungsbericht zufolge nicht länger mit dem Bundeswirtschaftsministerium über einen Kredit von 623 Millionen Euro für die Entwicklung des neuen Langstreckenflugzeugs A350 streiten. Die Tochter des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS hat einem Bericht der Zeitung "Die Welt" zufolge die deutschen Standorte bereits darüber informiert, dass dadurch der Verlust von Arbeitsplätzen droht. Airbus wollte den Bericht nicht kommentieren. Das Ministerium war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

   Hintergrund der Auseinandersetzungen sind Darlehen, die Airbus üblicherweise von Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien für die Entwicklung neuer Flugzeuge bekommt. Das Unternehmen zahlt die Gelder an die Länder zurück, wenn die Maschinen an Kunden ausgeliefert werden.

   Deutschland hält dem Bericht zufolge die letzte Kreditrate seit 26 Monaten zurück und knüpft die Herausgabe an bestimmte Forderungen. Die Regierung wolle die Interessen Deutschlands beim Luftfahrt-Knowhow und bei Arbeitsplätzen bereits jetzt für die künftige kleine Baureihe A30X sichern, so die Zeitung. Diese komme erst in rund 15 Jahren auf den Markt. Berlin habe vorgeschlagen, die nicht ausgezahlte Restsumme von 623 Millionen Euro aus dem deutschen 1,1 Milliarden Euro A350-Entwicklungsdarlehen für das A320-Nachfolgemodell umzuwidmen. Diese Vermischung von Modellen bei der Anrechnung der Darlehen lehne Airbus jedoch strikt ab.

   Airbus begründet dem Bericht zufolge den geplanten Gesprächsabbruch mit der ungleichen Verteilung europäischer Entwicklungsdarlehen auf die Produktionsstandorte in Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien. Der deutsche Arbeitsanteil am neuen Langstreckenmodell A350 betrage 34 Prozent, aber Berlin habe bislang mit 500 Millionen Euro lediglich 15 Prozent der Darlehen gezahlt. Frankreich steuere 1,4 Milliarden Euro bei. Airbus sehe sich deswegen gezwungen, den deutschen Arbeitsanteil an diesem Programm nach unten zu korrigieren. Dies würde Arbeitsplätze vernichten und hätte wohl auch negative Auswirkungen auf die deutschen Zulieferbetriebe, schreibt die Welt.

   Damit könnte sich das von der Regierung angestrebte Ziel der Sicherung deutscher Luftfahrtinteressen im Wettbewerb mit Frankreich als Bumerang erweisen: Da Deutschland in der Vergangenheit die Höhe der Darlehen mit der Zahl von Arbeitsanteilen und Arbeitsplätzen gekoppelt habe, hätte EADS-Chef Enders somit einen Freibrief, den deutschen Arbeitsanteil zu reduzieren, zugunsten von Frankreich, Großbritannien und Spanien oder neuen Standorten in China und den USA. Enders sei dafür bekannt, dass er kein Freund langwieriger Entscheidungen sei. Vermutlich wolle er jetzt endlich Klarheit in der Hängepartie mit dem Bund, so die Zeitung.

   Sollte Airbus tatsächlich auf die deutsche Schlussrate über 623 Millionen Euro verzichten, hätte dies dem Bericht zufolge mehrere Konsequenzen. Es wäre ein Triumph für Boeing und die USA, die über die Welthandelsorganisation WTO gegen das Airbus-Fördersystem zu Felde ziehen. Zudem wäre das vermutlich das Ende des Systems zinsgünstiger Entwicklungsdarlehen im Airbus-Verbund, weil es Misstrauen über die tatsächliche Auszahlung gäbe.

   DJG/kib/sha

   (END) Dow Jones Newswires

Von Kirsten Bienk

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