3.400 Jobs fallen weg |
24.09.2013 18:09:31
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RWE schreitet mit Plänen für Stellenabbau voran
Mit dem radikalen Stellenabbau reagiert RWE auf den Gewinneinbruch im Stromgeschäft: Weil mit konventionellen Kraftwerken angesichts der Energiewende immer weniger Geld zu verdienen ist, hat der Versorger in seinem Stromerzeugungsgeschäft das Sparprogramm "Neo" aufgelegt. Dieses solle die Kosten der Sparte nach aktuellen Plänen um jährlich rund 800 Millionen Euro senken, berichteten zwei Informanten übereinstimmend. Das Gros der Einsparungen soll durch Stellenstreichungen erreicht werden. Der von RWE angestrebte Arbeitsplatzabbau betrifft nach den Worten der informierten Personen deshalb voraussichtlich alle Teile der Stromerzeugungssparte mit bislang rund 18.000 Mitarbeitern: Nicht nur in den Kraftwerken, sondern auch zum Beispiel im Braunkohletagebau wolle RWE künftig mit weniger Mitarbeitern auskommen.
Bis zum Ende des Jahres 2014 allerdings sind bei RWE betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Darauf hatten sich der Energiekonzern und Arbeitnehmervertreter im Februar geeinigt. Der Versorger wolle gleichwohl noch vor Ablauf der Frist die Zahl der Stellen in der Stromerzeugungssparte verringern, sagte einer der Informanten. Es sei vorgesehen, frei werdende Stellen teilweise nicht neu zu besetzen. Der nun ausgehandelte Sozialplan soll vor allem in der Zeit nach 2014 die Folgen für die Mitarbeiter mildern. Die Vereinbarungen seien das Ergebnis von Verhandlungen zwischen dem Vorstand von RWE Power und den Arbeitnehmervertretern, sagten alle drei informierten Personen. Der Vorstand des Gesamtkonzerns habe während seiner Tagung in Warschau in der vergangenen Woche signalisiert, der Einigung im Wesentlichen zustimmen zu wollen.
Eine Sprecherin von RWE sagte, es liefen Gespräche über einen Sozialplan. Einen Kommentar zu den weiteren Details des Stellenabbauprogramms lehnte sie ab und wiederholte stattdessen eine frühere Stellungnahme, nach der die Stromerzeugungssparte künftig weniger Mitarbeiter als bislang beschäftigen wird.
Nach Angaben von zwei der Informanten plant RWE, auch über den Stellenabbau hinaus zu sparen. Die Konzernchefs wollten etwa die Gehälter der Mitarbeiter für mehrere Jahre einfrieren, sagten die Quellen. Mit einem eigenen Gehaltsverzicht will der Vorstand nach Angaben einer der informierten Personen die Arbeitnehmer besänftigen. Neben Stellenstreichungen und Gehaltsverzicht werden intern noch weitere Szenarien durchgespielt. So sei auch der Bestand aller Tagebau-Gruben infrage gestellt worden. Konzernverantwortliche hätten den Vorschlag gemacht, eine der Braunkohle-Abbaustätten im rheinischen Revier bei Köln aufzugeben, sagten beide Informanten. Eine der informierten Personen sagte allerdings, die Idee sei für die nähere Zukunft "vom Tisch". Eine RWE-Sprecherin sagte, es gebe "keine konkrete Planung" für die Schließung einer Abbaustätte.
Fest steht, dass in der Stromerzeugungssparte auch Sachkosten wegfallen. RWE-Chef Peter Terium hat nämlich schon angekündigt, Kraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von zusammen rund 3.100 Megawatt zumindest zeitweise abzuschalten. Die Gesamterzeugungsfähigkeit des Konzerns geht damit um rund 6 Prozent zurück.
Auslöser dafür ist die Energiewende in Deutschland: Wie sehr RWE unter dem Boom von Sonnen- und Windstrom leidet, zeigen etwa die im August veröffentlichten Halbjahreszahlen des Konzerns. Zwischen Januar und Juni verdiente das Unternehmen mit seinen konventionellen Kraftwerken gemessen am betrieblichen Ergebnis rund 62 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Weil Strom aus Erneuerbaren Energien zeitweise im Überfluss zur Verfügung steht, sind Kohle- und Gaskraftwerke immer seltener in Betrieb. Zudem ist der Großhandelsstrompreis zeitweise auf unter 37 Euro je Megawattstunde gefallen. Nach einer Erholungsphase liegt der Preis noch immer knapp unter 40 Euro. Als kostendeckend gilt ein Preis zwischen 55 und 60 Euro. Weil RWE wie andere Stromkonzerne einen großen Teil seiner Elektrizität über Jahre im Voraus verkauft, dürfte der Preisverfall in den nächsten noch stärker auf den Gewinn des Versorgers durchschlagen.
Schon bei nächster Gelegenheit will RWE deshalb auch seine Eigentümer sparen lassen: Der Konzern hat in der vergangenen Woche angekündigt, die Dividende für das Jahr 2013 von 2 Euro im Vorjahr auf 1 Euro zu halbieren. Auch langfristig soll die Ausschüttung schrumpfen. RWE plant, für die "folgenden Geschäftsjahre" Dividenden zwischen 40 und 50 Prozent des nachhaltigen Nettoergebnisses auszuschütten. Vorher war noch eine Quote zwischen 50 und 60 Prozent des um verschiedene Sonderfaktoren bereinigten Gewinns vorgesehen. Mit den einbehaltenen Überschüssen will Konzernchef Terium nach eigenen Worten die Schulden senken. Das scheint nötig: Die Nettoverbindlichkeiten sind mittlerweile deutlich mehr als zweimal so hoch wie das Eigenkapital.
Dabei gilt bei RWE seit Jahren ein Sparkurs. Schon im Rahmen des Programms "RWE 2015" will der Konzern die eigenen Kosten bis zum Ende des Jahres 2014 um rund 1 Milliarde Euro senken. Zu dem bereits laufenden Sparprogramm gehört ebenfalls ein Stellenabbau. Nach Plänen aus dem Jahr 2011 will der Konzern unter anderem durch den Verkauf von Unternehmensteilen weltweit 8.000 Arbeitsplätze abbauen. Später kündigte der Versorger an, es könnten rund 2.400 Stellenstreichungen hinzukommen, wenn der Konzern Abteilungen zusammenlegt, die die Unternehmenssparten bislang getrennt unterhalten. Ein Großteil des nun geplanten Arbeitsplatzabbaus im Stromerzeugungsgeschäft solle zusätzlich zu den schon bekannten Plänen geschehen, sagten zwei der Informanten. Sie wiesen allerdings darauf hin, dass sich die Pläne womöglich teilweise überschnitten.
Der Konzernvorstand selbst will erst am 14. November, dem Tag der nächsten Quartalszahlen-Veröffentlichung, für Gewissheit sorgen. Dann wolle RWE über "Beiträge von Arbeitnehmern und Management sowie über Investitionskürzungen und die voraussichtliche Ergebnisentwicklung in der Zeit nach 2013" informieren, teilte der Versorger in der vergangenen Woche mit. Vorstandschef Terium deutete zugleich harte Einschnitte an: "Alle im Unternehmen werden ihren Beitrag zur langfristigen Sicherung der Finanzkraft leisten", sagte er.
Mit seinen Sparbemühungen steht RWE unter den Energieversorgern indes nicht allein da. Deutschlands größter Energiekonzern E.ON etwa plant, Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 11 Gigawatt abzuschalten. E.ON-Vorstandschef Johannes Teyssen hat zudem Kraftwerksstilllegungen über den Umfang hinaus als "sehr wahrscheinlich" bezeichnet.
DJG/hev/kgb/kla Dow Jones Newswires
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