Nach Senkung im Juli 19.09.2019 11:43:00

US-Notenbank Fed kappt Leitzins erneut

US-Notenbank Fed kappt Leitzins erneut

Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins wie von den meisten Experten erwartet erneut gesenkt. Das Zielband für den Leitzins "Fed Funds Rate" werde um 0,25 Prozentpunkte auf 1,75 bis 2,00 Prozent reduziert, teilte die Fed am Mittwoch in Washington mit. Zuvor hatte die Fed Ende Juli die Zinsen gesenkt - es war die erste Senkung seit mehr als zehn Jahren. Im Falle einer Konjunkturschwäche könnten weitere Zinssenkungen nötig werden, sagte Notenbankchef Jerome Powell im Anschluss an die jüngste Zinsentscheidung.

Angesichts der Abkühlung der Weltwirtschaft und schwelender Handelskonflikte hatte sich der Zinsschritt abgezeichnet. Notenbankchef Powell machte aber auch deutlich, dass er die US-Wirtschaft trotz eines zunehmenden Protektionismus vorerst noch auf einem moderaten Wachstumskurs sehe.

Powell verwies nach der Zinsentscheidung aber auch auf "bedeutsame Risiken" für die US-Wirtschaft durch die sich abflauende Weltwirtschaft. Der Notenbankchef nannte den Handelskonflikt zwischen den USA und China. Er verwies darüber hinaus auf geopolitischen Risiken, die seit der letzten Sitzung zugenommen hätten.

Die Zinsentscheidung war im geldpolitischen Ausschuss der Notenbank nicht einstimmig gefallen. Gegen die Zinssenkung stimmten Esther George und Eric Rosengren. Beide Mitglieder sprachen sich für unveränderte Zinsen aus. Eine noch stärkere Zinssenkung um 0,50 Prozentpunkte forderte hingegen James Bullard. Sieben Mitglieder unterstützten die Entscheidung der Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte.

Geradezu gespalten zeigte sich die US-Notenbank in der Frage der weiteren Schritte. Während fünf Notenbanker bis zum Ende des Jahres keine Zinssenkung erwarten, gehen fünf Mitglieder der Fed von einer weiteren Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte aus, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Projektionen der Notenbank hervorgeht. Sieben Ratsmitglieder gehen sogar davon aus, dass das Zinsniveau Ende des Jahres einen halben Prozentpunkt niedriger liegt.

Die Projektionen der Notenbank zur künftigen Zinsentwicklung ergeben sich aus den Erwartungen der einzelnen Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses FOMC. Sie gelten an den Märkten als wichtiges Signal, wohin die Notenbank mittelfristig mit ihrer Geldpolitik steuert.

"Die heutige Zinssitzung zeigt, die Fed ist nicht gewillt in einen aggressiven Zinssenkungszyklus einzusteigen", kommentierte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel, die geldpolitischen Entscheidungen. Seiner Einschätzung nach dürfte die Fed mit weiteren Schritten vorerst abwarten. "Man tut gut daran, nicht allzu viel von den Washingtoner Währungshütern zu erwarten", sagte Gitzel.

Eine abwartende Haltung gefällt dem wohl prominentesten Kritiker der Geldpolitik der US-Notenbank - Präsident Donald Trump - nicht: nur Minuten nach der Senkung des Leitzinses warf er der Notenbank erneutes Versagen vor. Notenbankchef Powell und die übrigen Zentralbanker trauten sich nicht zu handeln und hätten keinen langfristigen Plan, schrieb er am Mittwoch auf Twitter. "Jay Powell und die Federal Reserve haben wieder versagt", urteilte er. Trump fordert seit Monaten drastische Zinssenkungen. Zuletzt forderte er den Leitzins auf "Null oder weniger" zu senken.

Die Kursreaktionen an den Finanzmärkten hielten sich in Grenzen. Der Kurs des Dollar ist nach den geldpolitischen Beschlüssen etwas gestiegen, während der Euro im Gegenzug leicht unter Druck geriet. Am US-Aktienmarkt gab es nach der Zinsentscheidung zuletzt leichte Kursgewinne.

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WASHINGTON (dpa-AFX)

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