Geldpolitik |
01.02.2024 07:04:00
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US-Leitzins bleibt unverändert: Fed hält die Füße still - Erwartungen an rasche Zinssenkungen gedämpft
Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben - zuletzt aber nicht mehr an der Zinsschraube gedreht. Die rasante Teuerung war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden. Notenbanken drehen im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise an der Zinsschraube. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate.
Für die Fed ist es wichtig, die richtige Balance zu finden. Denn bei zu hohen Zinsen besteht die Gefahr einer Rezession. Die rasanten Zinsanhebungen der Fed hatten das Wachstum in der größten Volkswirtschaft erwartungsgemäß gedämpft. Doch jüngste Wirtschaftsdaten haben Volkswirte - und wohl auch die Notenbanker - positiv überrascht. Im vergangenen Herbst war die US-Wirtschaft stärker gewachsen als erwartet. Die guten Konjunkturdaten mindern den Druck auf die Fed, die Zinsen schnell deutlich zu senken, obwohl die Inflation mittlerweile zurückgegangen ist. Powell bemühte sich am Mittwoch, alle Optionen offenzuhalten.
"Die US-Verbraucher sind angesichts eines robusten Arbeitsmarktes wieder optimistischer gestimmt", erklärte Friedrich Heinemann, Volkswirt am Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW. Die US-Wirtschaft habe den aggressiven Zinserhöhungskurs ohne sogenannte harte Landung überstanden. Das sei der Grund dafür, dass die Fed mit ersten Zinssenkungen nun überhaupt keine Eile habe, so Heinemann. "Die Wirtschaft kommt auch mit dem gegenwärtigen Zinsniveau klar und die Inflation ist im Dezember sogar wieder gestiegen. Das ist keine Konstellation für rasche und starke Zinssenkungen."
Der Preisauftrieb in den USA hatte sich im Dezember unerwartet deutlich beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,4 Prozent. Im November hatte die Rate noch bei 3,1 Prozent gelegen. Die US-Notenbank strebt mittelfristig eine Preisstabilität von 2 Prozent an. Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Die Teuerungsrate in den USA war immer Sommer 2022 mit mehr als 9 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr.
Fed-Chef Powell mahnt immer wieder zur Vorsicht und sagte nun erneut, dass man den Sieg im Kampf gegen die Inflation bisher nicht verkünden könne. "Wenn die Inflation überraschend wieder ansteigen würde, müssten wir darauf reagieren." Er schloss nicht aus, die Zinsen länger auf hohem Niveau zu belassen. Man wolle nichts überstürzen. "Wir werden von den Daten abhängig sein", sagte Powell. Zu einer möglichen Zinssenkung Ende März sagte er: "Ich denke nicht, dass das der wahrscheinlichste Fall ist." Die Entscheider der Fed rechneten im Dezember für dieses Jahr im Mittel mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutet auf etwa drei Zinssenkungen im Jahr 2024 hin.
Die Inflation in den USA vor allem von einer großen Nachfrage und einem starken Arbeitsmarkt angetrieben. Ein starker Arbeitsmarkt erschwert der Fed grundsätzlich den Kampf gegen die Inflation, da er die Löhne antreibt. Problematisch sei etwa, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften immer noch das Angebot an verfügbaren Arbeitskräften übersteige, so Powell.
Die Aussicht auf vorerst weiter hohe Leitzinsen vergrätzte am Mittwoch die Marktteilnehmer an den US-Börsen. Der bekannteste Wall-Street-Index Dow Jones Industrial, der zum Handelsstart noch auf eine Bestmarke knapp unter 38 600 Punkten gestiegen war, schloss schwach. Der S&P 500 und die technologiestarke Nasdaq-Börse weiteten ihre Verluste aus und gingen auf Tagestief aus dem Handel. Der US-Dollar legte im Vergleich zum Euro unterdessen zu.
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WASHINGTON (dpa-AFX)
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