Trotz leichtem Anstieg |
02.02.2018 15:01:00
|
RBI-Brezinschek: Realverzinsung bleibt auch 2018 klar negativ
Konkret prognostiziert der Chefanalyst der Raiffeisen Bank International (RBI) bis Dezember 2018 einen Anstieg der Rendite für zehnjährige Bundesanleihen von 0,5 auf 1,2 Prozent und einen Rückgang der Inflationsrate von 2,4 auf 2,2 Prozent. Gegenüber Dezember 2017 ergibt sich somit eine von minus 1,9 auf minus 1,0 Prozent verbesserte Realverzinsung. Um zu einer positiven realen Rendite zu kommen, müssten die Anleger aber etwa auf Emerging-Markets-Anleihen ausweichen. In den USA werde es dagegen eventuell schon Ende 2018 zu einer leicht positiven Realverzinsung von Staatspapieren kommen.
Auf den Aktienmärkten sollte es 2018 "ruppiger" als 2017 zugehen. Korrekturen von 10 bis 15 Prozent schließt Brezinschek nicht aus, sieht darin jedoch noch keine Alarmzeichen. Einerseits gebe es kaum vergleichbare alternative Veranlagungen, andererseits sei das Wirtschaftswachstum so gut balanciert aufgestellt wie schon lange nicht mehr. "Anders als ab 2003 ist der konjunkturelle Zyklus seit 2014 viel flacher", so Brezinschek. Dieser 2014 gestartete Zyklus könnte sieben Jahre bis 2020 anhalten und mache auch einen längerfristigeren Aktienmarktzyklus möglich. Gefahren könnten am ehesten von der Renditeseite her kommen. Wenn sich hier was Gröberes tue, werde dies auch den Aktienmarkt nicht kalt lassen.
Die Konjunkturentwicklung in der Eurozone befindet sich laut Brezinschek nahe ihrem Höhepunkt mit 2,8 Prozent Wachstum, werde aber noch bis Ende 2020 deutlich über ihrem Potenzialwachstum von 1,3 Prozent liegen. Auch in den USA laufe die Konjunktur weiter rund, mit leichtem Rückenwind durch die Steuersenkungen. In der Eurozone werde es bis 2020 zu einem langsamen aber kontinuierlichen Anstieg der Inflation in Richtung EZB-Obergrenze von 2,0 Prozent kommen. Beim Lohnwachstum sieht Brezinschek eine Trendwende nach oben mit Lohnabschlüssen von 2,5 bis 2,7 Prozent in Österreich und über 3,0 Prozent in Deutschland.
Interessant sei, dass derzeit der Konjunkturzyklus überhaupt nicht mit dem Zinszyklus korreliere, so Brezinschek. In den USA werden die Zinsanhebungen weiter gehen, nicht jedoch in der Eurozone. Eine solche wäre schon längst möglich gewesen. In den USA rechnet Brezinschek 2018 mit Zinsschritten von 0,25 Prozentpunkten alle drei Monate, beginnend mit März.
Unterschiede zwischen den USA und der Eurozone sieht der RBI-Chefanalyst auch in der Liquiditätspolitik der beiden Notenbanken. Während die Fed seit Oktober abbaue, habe die EZB für die Zeit nach September 2018 keinen Abbau sondern eine Neutralisierung der abreifenden Anleihen angekündigt. Zur ersten Zinserhöhung durch die EZB dürfte es erst sechs Monate nach Auslaufen der Anleihekäufe - also im März 2019 - kommen. Danach sollten alle drei Monate Zinsschritte von 0,25 Prozentpunkte erfolgen, bis 1,0 Prozent im März 2020 erreicht sind. Nicht nur der Leitzins, sondern auch der Einlagenzins sollte angehoben und somit das Ende der Negativzinsphase bei der EZB erreicht werden. Die EZB werde auch 2018 ein Faktor am Staatsanleihenmarkt bleiben.
Durch die Niedrigzinsphase haben sich die Euroländer im Schnitt im Vergleich zu 2007 2,5 Prozentpunkte beim Zins auf die Staatsschulden erspart, so Brezinschek. Gleichzeitig wurden die durchschnittlichen Laufzeiten der Staatsanleihen um ein bis eineinhalb Jahre verlängert. "Das ist viel in dieser kurzen Zeit", so der Analyst.
Die aktuelle Euro-Stärke sei vielmehr eine Schwäche des US-Dollar, führte Brezinschek aus. Generell werde die Bedeutung des Wechselkurses für die Außenwirtschaft überschätzt. Viel wichtiger sei die Konjunktur in den Absatzmärkten. Eine US-Zinserhöhung könnte wieder Druck aus dem Wechselkurs herausnehmen.
(Schluss) ggr/gru
ISIN AT0000606306 WEB http://www.rbinternational.com/
Weitere Links:
Aktien in diesem Artikel
Raiffeisen | 23,46 | -0,42% |
|