Kein schneller Exit |
27.06.2017 11:51:00
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Draghi deutet graduelle Anpassung der Geldpolitik an Erholung an
"Wenn die Erholung anhält, dann wird eine unveränderte Geldpolitik akkommodierender, und die Zentralbank kann die Erholung begleiten, in dem sie die Parameter ihrer Politikinstrumente anpasst - nicht, um die geldpolitische Ausrichtung zu straffen, sondern um sie weitgehend unverändert zu halten", sagte Draghi laut vorab verbreitetem Redetext.
Der EZB-Präsident äußerte sich zudem zuversichtlich, dass früher oder später auch die Inflation auf das höhere Wachstum reagieren wird. "Es gibt zwar Faktoren, die den Inflationspfad belasten, aber gegenwärtig sind das hauptsächlich vorübergehende Faktoren, über die eine Zentralbank typischerweise hinwegsehen kann", sagte er.
Als Beispiele nannte er die Kopplung von Tarifabschlüssen an die vergangenen Inflationsentwicklung, Unsicherheiten über das Ausmaß und die Auswirkungen ungenutzter gesamtgesellschaftlicher Kapazitäten, ein verändertes Verhalten bei der Festlegung von Preisen und Löhnen sowie den Ölpreis.
Zugleich erteilte der EZB-Präsident aber einem schnellen Exit eine Absage: "Gleichwohl ist ein beträchtlicher Akkommodationsgrad der Geldpolitik weiter erforderlich, damit die Inflation dauerhaft und selbsttragend an Dynamik gewinnt. Um sicher zu gehen, dass die Inflation zu unserem Ziel zurückkehrt, muss die Geldpolitik ausdauernd sein", sagte Draghi. Anpassungen der EZB-Geldpolitik müssten graduell sein und dürften nur dann stattfinden, wenn es eine ausreichend hohe Sicherheit dafür gebe, dass die Dynamik zunehme.
Draghis Worte lösten an den Finanzmärkten spürbare Reaktionen aus. Der Euro legte gegenüber dem US-Dollar um einen Dreiviertel Cent auf 1,1250 Dollar zu. Der Buxl-Future 30-jähriger Bundesanleihen fiel um einen vollen Prozentpunkt auf 169,20 Prozent, der Bund-Future zehnjähriger Bundestitel gab rund 70 Ticks auf 164,70 Prozent nach.
FRANKFURT/SINTRA (Dow Jones)
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