UBS, HSBC & Co. im Fokus 28.09.2015 15:30:05

Schweiz prüft Preisabsprachen von Banken bei Edelmetallen

Die Wettbewerbskommission (WEKO) untersuche, ob es zwischen den Banken zu unzulässigen Absprachen beim Handel mit Edelmetallen gekommen ist. Betroffen sind den Angaben vom Montag zufolge die Deutsche Bank, die beiden Schweizer Banken UBS und Julius Bär sowie HSBC, Barclays, Morgan Stanley und Mitsui.

Die WEKO habe Anhaltspunkte, dass unter den erwähnten Banken möglicherweise unzulässige Wettbewerbsabreden im Handel mit Edelmetallen getroffen worden seien. Es bestehe insbesondere der Verdacht, dass es zur Abstimmung von Preisen, namentlich von sogenannten "Spreads", der Differenz zwischen Bid- und Offer-Preis, gekommen sei. Als Edelmetalle gelten Gold, Silber, Platin und Palladium.

Ein Händler bezeichnete die Ermittlungen der Schweiz als eine "neue Baustelle" für die betroffenen Banken. Die Kette von Ermittlungen und Verfahren gegen die Branche scheine nicht abreißen zu wollen. Für eine fundierte Stellungnahme sei es jedoch noch viel zu früh, da noch keinerlei Details zu Umfang und Zeitraum möglicher Manipulationen bekannt seien. Die Nachricht spreche jedoch zunächst einmal für erhöhte Vorsicht bei Engagements im Bankensektor.

Die Untersuchung solle entweder 2016 oder 2017 abgeschlossen werden, erklärte der stellvertretende WEKO-Direktor Patrik Ducrey. Zum Wert der betreffenden Geschäfte, bei denen es zu Absprachen gekommen sein soll, oder dazu, wie diese aufgedeckt wurden, wollte er sich nicht äußern. Banken, die das Schweizer Wettbewerbsgesetz verletzt haben, drohen Strafen in Höhe von bis zu 10 Prozent ihrer Einnahmen in der Schweiz.

Sprecher für die UBS, Deutsche Bank, HSBC, Barclays und Morgan Stanley wollten sich nicht äußern.

Ein Sprecher für Julius Bär sagte, die Bank kooperiere voll und ganz mit den Behörden.

Die Untersuchung ist nicht die erste dieser Art in den Rohstoffmärkten, die bis vor wenigen Jahren noch eine Haupteinnahmequelle für Banken waren. Im vergangenen Monat hatte die Europäische Union erklärt, sie untersuche "wettbewerbswidriges Verhalten" im Spot-Handel von Edelmetallen. Im Februar hatte das Wall Street Journal berichtet, das US-Justizministerium untersuche den Preisfestsetzungsprozess für Gold, Silber, Platin und Palladium in London, während die US-Aufsichtsbehörde, die den Handel mit Rohstoffen an den US-Terminbörsen überwacht, zivilrechtliche Ermittlungen eingeleitet habe.

Im vergangenen Jahr hatte der Schweizer Regulierer Finma festgestellt, dass Mitarbeiter der UBS wiederholt und über eine längere Zeitperiode hinweg "zumindest versucht" hatten, Edelmetall- und Devisenreferenzwerte zu manipulieren und verdonnerte die Bank zu einer Zahlung von 134 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet rund 122 Millionen Euro) für unrechtmäßig erzielte Gewinne inklusive vermiedener Kosten. Im selben Jahr belegte die britische Finanzaufsicht Barclays mit einer Strafe von 26 Millionen Pfund Sterling (umgerechnet rund 35 Millionen Euro) wegen Unregelmäßigkeiten beim Goldfixing.

Viele Banken haben ihre Präsenz an den Rohstoffmärkten zurückgefahren, darunter Barclays, Deutsche Bank, UBS, Credit Suisse und J.P. Morgan Chase. Sie wollten sich auf rentablere Geschäftsbereiche konzentrieren, hieß es zur Begründung. Analysten zufolge ist es unter anderem wegen der zunehmenden Regulierung immer kostenintensiver für die Banken geworden, in dem Sektor Präsenz zu zeigen. Der größte Edelmetallmarkt ist der Handel mit Gold, wo täglich 150 Milliarden US-Dollar umgeschlagen werden.

Diejenigen Unternehmen, die noch Akteure an den Rohstoffmärkten sind, müssen zunehmend auf den elektronischen Handel umstellen. Im vergangenen Jahr verpflichtete die Finma die UBS dazu, mindestens 95 Prozent ihres weltweiten Edelmetall- sowie Devisenhandels zu automatisieren. Auch das traditionelle Londoner Goldfixing wurde mittlerweile durch einen neuen, elektronisch ermittelten Referenzpreis ersetzt.

Die Londoner FCA warnte im Rohstoffhandel tätige Firmen erst vor kurzem, dass sie wenig aus den jüngsten Marktmissbrauchsskandalen gelernt und noch immer nicht adäquate Überwachungsmechanismen zur Vermeidung von Mauscheleien eingeführt hätten.

WEKO hatte im vergangenen Jahr bekannt gegeben, Untersuchungen wegen möglicher Manipulationen am Devisenmarkt gegen UBS, Barclays und andere eingeleitet zu haben. Die Ermittlungen laufen noch. Weltweit gibt es mittlerweile Untersuchungen an den Finanzmärkten, um Betrügereien aufzudecken. Die Schweizer Behörden sind an etlichen internationalen Ermittlungen beteiligt.

   Dow Jones Newswires

   FRANKFURT (Dow Jones)

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