Energieversorgung 07.07.2022 17:02:00

Salzburg AG-Chef will ein Drittel des Gaseinsatzes durch Öl ersetzen - Gasverbrauch geringer als im Vorjahr

Salzburg AG-Chef will ein Drittel des Gaseinsatzes durch Öl ersetzen - Gasverbrauch geringer als im Vorjahr

"In etwa kann man das auf Österreich hochrechnen", sagte der Salzburg-AG-Generaldirektor Leonhard Schitter am Mittwochabend in der "ZIB 2". Der überraschend angekündigte Öltransit-Stopp aus Kasachstan spiele für die Salzburg AG aber "keine große Rolle". "Wir bekommen das Öl von internationalen Händlern", so Schitter. Die Lieferverträge seien bereits geschlossen.

Vor dem Hintergrund zuletzt gesunkener Gas-Speicherraten hat am Dienstag das Krisengremium der Regierung zur aktuellen Situation getagt. Großverbrauchern wurde angeordnet, soweit wie möglich auf alternative Energieträger - vor allem Erdöl - umzurüsten. Die langwierige Reparatur der OMV-Raffinerie in Schwechat bezeichnete der Salzburg-AG-Chef im Hinblick auf die Versorgungssicherheit als "großes Problem". Das Gebot der Stunde sei der Ausbau der Erneuerbaren Energie. Kritik übte Schitter an den viel zu langen Verfahrensdauern bei Energieprojekten. Notwendig sei eine Liste der wichtigsten Infrastrukturprojekte, auf die man sich politisch einige und dann schnell umsetze. "Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln."

Die Informationspolitik der Regierung im Hinblick auf die angespannte Energielage und entsprechende Notfallpläne hat sich laut dem Salzburg-AG-Generaldirektor "gebessert". Es müsse aber "viel klarer und offener kommuniziert" werden. Dass irgendwann kein Gas aus Russland nach Österreich fließen wird, hält Schitter "für realistisch". "Einige kurze Wochen können wir übertauchen." Wenn der russische Gas-Lieferstopp aber länger andauere, dann müsse die Regierung Energielenkungsmaßnahmen setzen. "Da kommen noch viele Fragen auf uns zu."

Aufgrund von stark gestiegenen Großhandelspreisen für Strom und Gas müssen die Endverbraucher in den kommenden Monaten mit hohen Energiepreisen rechnen. "Wir müssen den Kunden reinen Wein einschenken", sagte Schitter. "Ich gehe nicht davon aus, dass sich die Energiepreise nach unten bewegen."

Bisher heuer deutlich weniger Gas verbraucht als im Vorjahr

Österreich hat in den ersten fünf Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr 3,5 TWh weniger Gas verbraucht, sagte Energieagentur-Geschäftsführer Franz Angerer im "Morgenjournal". Hochgerechnet auf das Jahr ergebe das eine Einsparung von zehn Prozent. Nach Daten der Energieagentur haben die Gaskraftwerke sogar mehr verbraucht als im Vorjahr. Gespart wurde wegen dem warmen Frühjahr beim Heizen sowie wegen den hohen Preisen in Industrie und Gewerbe.

Beim Strom könnte ein Durchschnittshaushalt alleine durch Verhaltensänderungen bis zu zehn Prozent einsparen, sagte Angerer. Wenn etwa Klimaanlagen auf eine Solltemperatur von 25 oder 26 Grad gestellt werden, statt auf 22 Grad. Angerer empfiehlt, Heizungen zu warten und dann in der Heizperiode die Temperatur zu senken. Auch könne man noch "undichte Fenster notdürftig dämmen" oder die obersten Geschoßdecken isolieren. Aber dann sei es mit den Sofortmaßnahmen, die jetzt gebraucht werden "ziemlich vorbei".

Da Haushalte vor allem beim Heizen Energie sparen können, gehen Sparaufrufe im Frühsommer "meistens ins Leere", sagt Angerer. Ständige Sparaufrufe zu propagieren könne auch dazu führen, dass es überhaupt nicht mehr gehört wird. Aber Angerer geht davon aus, dass die ständigen Berichte über hohe Preise die Sparbereitschaft ohnehin steigern - aber nicht bei allen: "Bei dem Teil der Bevölkerung, wo das Thema ankommen kann und ankommen wird, ist es angekommen. Es gibt aber immer einen gewissen Teil, wo das Thema ins Leere geht, die man einfach nicht erwischt."

Laut Recherche des "Standard" können in Österreich nur Kraftwerke mit einer Leistung von rund 380 MW von Gas auf Öl umgerüstet werden. Dazu kommt noch das Kraftwerk Mellach mit 200 MW, das von Gas auf Kohle zurückgebaut werden soll. Die gesamten Kapazitäten der thermischen Kraftwerke lägen bei etwa 4200 Megawatt (MW). Davon lassen sich gut 3500 MW definitiv nicht von Gas-auf Ölbetrieb umstellen.

Anders sei es bei reinen Heizkraftwerken. Eines in Salzburg sei bereits von Gas- auf Ölbefeuerung umgestellt worden, ein weiteres befindet sich dort in Umbau. Die vier Heizkraftwerke in Wien - Spittelau, Leopoldau, Inzerdorf und beim Arsenal im dritten Bezirk - können sowohl mit Gas als auch mit Öl betrieben werden. Laut Wien-Energie-Chef Michael Strebl sei auch die Beschaffung von Heizöl leicht "kein Problem" gewesen, schreibt der "Standard". Die Tanks mit 10.000 Liter würde aber nur kurz reichen, daher suche man zusätzliche Möglichkeiten, Heizöl einzulagern.

(APA)

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