Ausblick auf 2023 14.01.2023 21:16:00

Rohstoffexperten: Wie sich der Goldpreis 2023 entwickeln könnte

Rohstoffexperten: Wie sich der Goldpreis 2023 entwickeln könnte

• Ukraine-Krieg sorgt für Kurssprung bei Gold
• Goldpreis seitdem im Abwärtstrend
• Zinszyklus dürfte zukünftigen Goldpreis bestimmen


So entwickelte sich der Goldpreis 2022

Gold gilt unter vielen Anlegern nach wie vor als sicherer Hafen in ungewissen Zeiten. Aus diesem Grund trieben gestiegene Inflationsraten den Preis für das gelbe Edelmetall bereits im Jahresverlauf 2021 an. Mit Beginn des Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine im Februar 2022 erhielt der Rohstoff weiter Antrieb. So kletterte der Kurs des Metalls am 8. März 2022 mit 2.049,85 US-Dollar je Unze auf ein Jahreshoch. Den höchsten Kursstand seit Beginn der Aufzeichnung von 2.071,69 US-Dollar vom August 2020 hat der Goldpreis damit nur knapp verfehlt.

Seitdem verlor der Goldpreis allerdings an Boden. Im September 2022 fiel das Metall mit 1.622,12 US-Dollar auf den bisher niedrigsten Stand des Jahres. Verantwortlich für den Kursschwund dürfte der starke US-Dollar sein, der durch die Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed angetrieben wurde. Gold wird weltweit in US-Dollar gehandelt und ist damit für Handelspartner, die nicht dem Dollarraum angehören, mit höheren Kosten verbunden. Anleger fokussierten sich daher als Konsequenz eher auf andere Investitionen, die im Gegensatz zu Gold Zinsen generieren, und ließen die Nachfrage nach dem Rohstoff einbrechen - und damit auch den Preis. Zuletzt war eine Unze des Rohstoffs noch etwa 1.900,00 US-Dollar wert (Stand vom 13. Januar 2023).

Inflation und Zinsen geben Entwicklung des Goldpreises vor

Zwar haben die großen Notenbanken ihre Zinswende noch längst nicht vollständig vollzogen, die Währungshüter der USA stellten in ihrem im November 2022 veröffentlichten Sitzungsprotokoll jedoch in Aussicht, künftig kleinere Zinsschritte vorzunehmen, um die Fortschritte im Kampf gegen den hohen Preisdruck genauer einschätzen zu können. In Abhängigkeit der Faktoren Inflation und Leitzins dürfte sich auch die Entwicklung des Goldpreises im Jahr 2023 entscheiden. Steigen die Zinsen weiter, bekommt das Edelmetall zunehmend Konkurrenz durch andere Anlagen, die als sicher gelten und nun endlich wieder Renditen abwerfen - etwa Anleihen. Gold belohnt Investoren hingegen nicht mit einer Rendite. Sollte die Inflation im neuen Jahr aber tatsächlich eingedämmt werden und die Zinsen auf einem stabilen Niveau belassen werden, könnte sich auch der Goldpreis wieder erholen.

Am Markt herrscht aber Skepsis, ob dies allzu bald geschieht, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur "Reuters" unter 39 befragten Analysten und Händlern zeigt. So rechnen die Experten mehrheitlich damit, dass das Zinsniveau in den USA in neuen Jahr seinen Hochpunkt erreicht und damit auch den Goldpreis stabilisiert. Im Schnitt werde der Kurs für das Edelmetall im Jahr 2023 1.712,50 US-Dollar je Unze betragen, so das Ergebnis der Umfrage. Im ersten Quartal 2023 werde das Preisniveau bei 1.658 US-Dollar liegen. Größere Ausschläge dürften damit - trotz der Erwartung eines Endes des Zinszyklus - ausbleiben.

BMO Capital Markets erwartet Endzinssatz von 4,6 Prozent

Analysten vom BMO Capital Markets erwarten ebenfalls, dass der Goldpreis in den kommenden Monaten auf einem stabilen Niveau verharrt, wie das Rohstoffportal "Kitco" berichtet. "Interessant für uns ist, dass wir davon ausgehen, dass der Goldpreis auch bis 2026 fundamental gut unterstützt bleibt", so Analyst Rory Townsend laut dem Medium. "Wir [...] erwarten wirklich keinen starken Rückgang der Preise von unserem heutigen Stand." Dieser Ansicht ist der Experte, obwohl mit nach wie vor hohen Inflationsraten, einem verlangsamten Wachstum und geopolitischen Risiken gerechnet werden müsse. Im zweiten Quartal werde aber ein Kurssprung auf mehr als 1.700 US-Dollar einsetzen, wie es in einem Bericht der Bank heißt. "Es gibt natürlich immer noch Risiken für den sehr angespannten Arbeitsmarkt in den USA, dass die Inflation weiter steigen könnte, wir könnten möglicherweise einen Wiederanstieg der Energiepreise in den Wintermonaten sehen, was die Inflation durchaus länger hoch halten könnte", so Townsend weiter. Seiner Einschätzung nach sollte ein Endzinssatz bei 4,6 Prozent den Preisdruck aber deutlich verringern und damit auch den Goldpreis begünstigen. Ein konkretes Kursziel für den Rest des neuen Jahres wird jedoch nicht genannt.

Weltbank dämpft Zins-Euphorie

Weniger zuversichtlich ist jedoch die Weltbank. In ihrer Rohstoffpreisprognose von Ende Oktober warnte die Weltbank etwa davor, dass die Fed ihren Zinsanhebungszyklus bis weit ins Jahr 2023 forführen werde. "Der Anstieg der Zinssätze und die Aufwertung des US-Dollars überwogen die Sorgen über steigende Inflation und geopolitische Risiken", so die Entwicklungsbank. Auch könnten physische Goldkäufe die durch die Währungshüter ausgelösten Herausforderungen nicht ausgleichen, weswegen der Goldpreis im neuen Jahr weiter fallen sollte. Die derzeitige Prognose der Entwicklungsbank liegt bei 1.700 US-Dollar je Unze, 2024 könne der Kurs außerdem auf bis zu 1.650 US-Dollar nachgeben.

TD Securities-Experte Bart Melek geht von weiter steigenden Zinsen aus

Weniger optimistisch, was die Zinspolitik der Fed angeht, ist Bart Melek von TD Securities. Wie der Rohstoffexperte im Interview mit "BNN Bloomberg" erklärte, werde die Fed ihre Zinsen weiter anziehen, was den Goldpreis im ersten Quartal 2023 unter die Marke von 1.600 US-Dollar tauchen lassen dürfte. "Angesichts der nach wie vor rasenden Inflation wird die Fed wohl keine andere Wahl haben, als in den nächsten zwölf Monaten an einer restriktiven Politik festzuhalten", so Melek. "Wir gehen davon aus, dass der Leitzins der Fed bis Mitte 2023 bei 5,50 Prozent liegen wird und dass es bis Ende 2023 keine Lockerung geben wird." Zwar könne der Goldpreis im neuen Jahr auf mehr als 1.800 US-Dollar steigen, dies dürfte jedoch nicht vor dem vierten Quartal geschehen. Bis die Marke von 1.900 US-Dollar erreicht werde, könne es außerdem ein weiteres Jahr dauern, warnt der Stratege.

Commerzbank-Analysten rechnen mit Antrieb durch Spekulanten

Carsten Fritsch und Thu Lan Nguyen von der Commerzbank revidierten ihre Prognose für den Goldpreis im Jahr 2023. "Als schwere Hypothek erwies sich die massive Aufwertung des US-Dollar, der in handelsgewichteter Basis auf den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren stieg und den Euro erstmals seit zwei Jahrzehnten deutlich unter die Parität drückte", so die Experten. "Zudem stiegen die Anleiherenditen deutlich, was die Opportunitätskosten für Gold erhöht, das keine Zinsen abwirft." Dieses Problem dürfte sich noch eine Weile hinziehen: Anfang 2023 könnten der US-Leitzins 5,0 Prozent betragen, wie Fritsch und Nguyen erwarten. Daher passten die Analysten das Kursziel für Ende 2023 im Oktober von zuvor 1.900 US-Dollar je Unze auf nun 1.800 US-Dollar an. Dafür spreche, dass die Fed ihre Zinserhöhungen im ersten Quartal beenden werde und den Leitzins Ende 2023 möglicherweise sogar wieder senken werde. "Es ist außerdem davon auszugehen, dass die Spekulanten dann wieder stärker auf einen steigenden Goldpreis setzen werden", heißt es in der Studie.

Deutsche Bank-Stratege: Anleiherenditen drücke Nachfrage nach Gold

Wie die Analysten der Deutschen Bank in ihrem Kapitalmarktausblick 2023 vorhersagen, dürfte der Goldpreis auch im neuen Jahr noch unter den Zinserhöhungen und den attraktiven Renditen für Staatsanleihen leiden. Dennoch könne der Rohstoff davon profitieren, wenn die Fed weitere Anhebungen ad acta lege. 2024 sei sogar mit sinkenden Leitzinsen zu rechnen. "Gegen ein Investment sprechen jedoch ein schwächerer Dollar und die Opportunitätskosten", warnte Stratege Dr. Ulrich Stephan. "Aber ein gewisser Anteil Gold kann in geopolitischen Krisenzeiten sinnvoll sein." Ende des neuen Jahres dürfte sich der Preis für das Edelmetall bei 1.850 US-Dollar je Unze bewegen, wie es in der Prognose der Frankfurter heißt.

UBS-Experten erwarten Zinssenkungen Ende 2023

Ein wenig optimistischer sind hingegen die Schweizer Kollegen der UBS. Mit dem erwarteten Ende der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank im Februar dürfte auch das Risiko-Verhältnis für Anleger von Gold steigen, wie die Analysten der Großbank laut "CNBC" erwarten. Bis Ende 2023 soll der Leitzins der Annahme der Experten zufolge dann bereits um 175 Basispunkte reduziert werden. "Der Versuch, die Talsohle zu erkennen, ist immer schwierig", gab Strategin Joni Teves in der Notiz zu, die dem US-Sender vorliegt. "Wir sind jedoch der Meinung, dass jede Schwäche des Goldpreises in den kommenden Monaten letztlich die Möglichkeit bieten sollte, sich für einen Preisanstieg im Laufe des Jahres 2023 zu positionieren, wenn die Fed die Zinserhöhung pausiert und schließlich zu einer eher zurückhaltenden Haltung übergeht." Dann könnten auch institutionelle Anleger wieder vermehrt in den Rohstoff investieren und den Preis stützen. Ende des neuen Jahres könne der Goldpreis damit bei 1.900 US-Dollar liegen, so die Experten der Zürcher Bank.

Redaktion finanzen.at

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