Panikkäufe? 25.01.2020 22:10:00

Palladium: Engpass treibt Edelmetall auf Allzeithoch

Palladium: Engpass treibt Edelmetall auf Allzeithoch

• Palladiumpreis erstmals über 2.000 Dollar
• Engpass bei Edelmetall Palladium
• Experten warnen vor einer Kaufpanik

In den vergangenen Monaten ging es für den Palladiumpreis kontinuierlich nach oben - das Edelmetall erklomm vor wenigen Tagen in einer Rekordjagd erstmals die Marke von 2.000 US-Dollar. Es scheint zu einer solch hohen Nachfrage gekommen zu sein, dass der Preis für das Edelmetall daraufhin sogar weiter in neue Höhen schoss: Am 20. Januar verzeichnete der Kurs ein neues Allzeithoch bei 2.502 US-Dollar je Feinunze.

Palladiumpreis klettert erstmals über 2.500 US-Dollar

Was dem Palladiumpreis zu dem markanten Preissprung nach oben verhalf: Engpässe. Das soll dazu geführt haben, dass der Kurs am vergangenen Freitag den höchsten Anstieg innerhalb eines Tages seit dem Jahr 2008 verzeichnete. Denn offensichtlich ist die Nachfrage so groß, dass es zu einer Knappheit kam - zumindest wird das als Argument für den seit geraumer Zeit anhaltenden Anstieg verwendet. Denn Palladium profitiert von den verschärften Emissionsgesetzen und so vom Rückzug von Dieselfahrzeugen: Der Rohstoff, der schädliche Emissionen eindämmt, findet vorzugsweise in den Katalysatoren von Benzinern Verwendung.

Auch auf dem Terminmarkt haben sich die Preise für kurzfristig zu lieferndes Metall stark über die Preise für später datierte Kontrakte hinaus bewegt - eine Situation, die als Backwardation bezeichnet wird, was ebenfalls darauf hindeutet, dass die Käufer einen Mangel an fertigem Angebot befürchten.

Palladium ausverkauft: "Es gibt kein Metall"

Doch woher kommt dieses kurstreibende Angebotsdefizit? Da Verbrennermotoren immer wieder in Verruf geraten und nahezu alle Autobauer Elektroautos in ihre Produktpalette aufnehmen, sollte man meinen, dass es schwierig wird für den Rohstoff. Doch die Nachfrage reißt nicht ab, mitunter ist die schleppende Umstellung zum E-Auto dafür mitverantwortlich - Autofahrer steigen offenbar vom Diesel eher zum Benziner als zum Elektroauto um. Das kommt dem Edelmetall zugute.
Wie godmode-Trader berichtet, wird das Edelmetall vor allem bei der Pkw-Produktion in China eingesetzt - dort ansässige Firmen hätten nun den weltweiten Markt leergekauft. "Es gibt kein Metall", zitiert Reuters am Freitag einen Händler in London. "Die Verbraucher horten ihre Vorräte. Es wurde alles nach China verschifft", so der Händler weiter.

Was die Engpässe bei Palladium außerdem begünstigt, sind Belastungen bei der Produktion, die infolge rückläufig ist. Neben politischen Unsicherheiten machen sich auch Kosten- sowie Infrastrukturprobleme in den Produktionsländern bemerkbar. In Südafrika sorgten Buschbrände beispielsweise für anhaltende Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Elektrizität. Mit einem 80-prozentigen Anteil sind Südafrika und Russland die beiden größten Palladiumhersteller.

Vorsicht geboten? Hohe Erwartungen für den Palladiumpreis

Dass sich die seit rund vier Jahren anhaltende Rally in den vergangenen Tagen derart zugespitzt hat, scheint neue Fantasien auf allen Seiten anzuregen. Analysten halten weitere Zuwächse aufgrund des langfristigen Versorgungsdefizits, das für den Preisanstieg verantwortlich sein soll, für denkbar, berichtet Reuters. Doch wie es genau weitergeht, lässt sich im Rahmen der gegenwärtig starken Kursbewegung nicht sagen. Deshalb sollten Anleger Vorsicht walten lassen und nicht in Panikkäufe verfallen, nur um einen weiteren Preisanstieg auf keinen Fall zu verpassen. Sonst liefen sie womöglich Gefahr, unmittelbar vor einer Preiskorrektur einzusteigen. Doch da keine unmittelbare Entspannung der Lage am Palladiummarkt in Sicht ist, könnte bald das nächste Rekordhoch fallen.
Nur ob Palladium vom Rohstoffliebling zur Spekulationsblase wird, das dürfte sich in naher Zukunft herauskristallisieren. Dabei bleibt es spannend, wie weit es letztendlich wirklich noch nach oben geht oder ob mit dem jüngsten Rekordhoch erst einmal die Luft nach oben raus ist.

Redaktion finanzen.at (mit Material von Reuters)

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