WTI
Ausblick auf 2016 |
15.12.2015 15:20:00
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Ökonomen senken ihre Prognosen für den Ölpreis deutlich
Ursache der fallenden Preise ist der Quasi-Ausfall des Opec-Kartells. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) weitete ihre Förderung seit über einem Jahr leicht aus, obwohl die Preise fallen. Der Plan ist, Konkurrenten mit höheren Produktionskosten, vor allem in den USA, aus dem Markt zu drängen.
Dieser Plan geht aber wohl viel langsamer auf als erhofft. Zwar sinkt die Förderung von Schieferöl seit einiger Zeit, aber dies viel langsamer, als angesichts des Rückgangs der aktiven Bohrungen zu erwarten wäre. Viele der US-Unternehmen sind verschuldet und halten ihre Produktionsmengen hoch, um trotz des sinkenden Preises ihre Verbindlichkeiten bedienen zu können.
Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte haben ihre Prognosen für den durchschnittlichen Brent-Preis 2016 auf 52,50 US-Dollar von 58,00 im Vormonat gesenkt. Das sind knapp 10 Prozent. Der führende Kontrakt auf Brent ist im gleichen Zeitraum allerdings noch viel deutlicher gesunken - auf 38,36 (44,86) Dollar. Das sind 15 Prozent.
Allerdings unterstellen die Ökonomen nun auch einen relativ kräftigen Anstieg im kommenden Jahr: Von 47,50 (bisher: 52,50) Dollar im ersten Quartal über 50,00 (55,30) Dollar im zweiten und 55,00 (60,00) im dritten bis auf 58,00 Dollar im vierten Quartal 2016. Nach den jüngsten Rückgängen ist der Preis von dem für das erste Quartal unterstellten Durchschnittsniveau aber schon 20 Prozent entfernt.
Analysten sehen diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. "Konjunkturell gesehen ist das sogar günstig, aber mit Blick auf die Finanzmärkte bedenklich, denn das erhöht die Risikoaversion", sagt Deka-Bank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Und Russ Koesterich, globaler Chef-Investmentstratege bei Blackrock, meint: "Die niedrigen Rohstoffpreise mögen gut für den Konsum sein, Investoren werden aber angesichts des Preiskollapses skeptisch, was das Wachstum angeht und sehen Potenzial für Deflation."
Die EZB beobachtet die Entwicklung des Ölpreises aus den oben genannten Gründen ebenfalls mit gemischten Gefühlen. Ein sinkender Ölpreis bedeutet Abwärtsdruck auf die Inflation und damit auch auf die Inflationserwartungen. Die Inflation im Euroraum liegt derzeit bei 0,1 Prozent. Die EZB strebt mittelfristig knapp 2 Prozent an.
Allerdings war ihr volkswirtschaftlicher Stab bei der Formulierung der jüngsten makroökonomische Prognosen recht vorsichtig und legte für 2016 einen durchschnittlichen Brent-Preis von 52,20 Dollar zugrunde. Ohne kräftige Anstiege in nächster Zeit dürfte aber auch das kaum zu erreichen sein. Und das wiederum erscheint kaum realistisch. Deka-Bank-Chefvolkswirt Kater: "Das Überangebot wird sehr lange bleiben - wer in Rohstoffe investieren will, braucht einen sehr langen Atem."
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December 15, 2015 09:03 ET (14:03 GMT)
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)
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