04.11.2014 22:47:32

MÄRKTE USA/Politik, Daten und Ölpreis halten Wall Street in Schach

   Von Florian Faust

   Die drohende Blockade der US-Politik hat am Dienstag die Stimmung an der Wall Street gedämpft. Umfragen deuteten darauf hin, dass die Demokraten von Präsident Barack Obama nach dem Repräsentantenhaus bei den aktuellen Kongresswahlen nun auch die Kontrolle über den Senat verlieren könnten. In diesem Fall wäre der Handlungsspielraum des Präsidenten in seinen verbleibenden beiden Amtsjahren noch stärker eingeschränkt. Allerdings wurde auch der dramatische Ölpreisverfall für den Aktienmarkt so langsam zum Problem. Denn vor allem Rohstoff- und Energiewerte gerieten im Sog unter die Räder.

   Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 17.384 Punkte. S&P-500 und Nasdaq-Composite gaben dagegen jeweils 0,3 Prozent nach. Umgesetzt wurden 0,83 (Montag: 0,80) Milliarden Aktien. Den 1.289 (1.556) Kursgewinnern standen 1.885 (1.621) -verlierer gegenüber, während 87 (89) Titel unverändert schlossen. "Wir erlebten eine ordentliche Rally, nun aber wirkt der Markt ausgelaugt. Die Geschäftsberichte fallen insgesamt wirklich gut aus, aber einige der ganz hohen Erwartungen wurden nicht erfüllt", erklärte Analyst Colin Cieszynski von CMC Markets den Durchhänger des Marktes. Seit den jüngsten Tiefs Mitte Oktober haben Dow und S&P-500 jeweils rund 8 Prozent gutgemacht.

   Belastet wurde der Markt vor allem von der Sorge um die europäische Konjunktur, nachdem die EU ihre Wachstumsprognosen kassiert hatte. Anleger warteten gespannt darauf, ob und wie die Europäische Zentralbank am Donnerstag darauf reagieren wird. Aber auch aus den USA kamen keine überzeugenden Daten: Das Handelsbilanzdefizit war aufgrund rückläufiger Exporte größer als erwartet ausgefallen. Zudem war der Auftragseingang der US-Industrie im September gesunken. Der Rückgang deckte sich zwar mit den Erwartungen, kam aber dennoch nicht besonders gut an.

   Dies galt umso mehr, weil Marktteilnehmer nicht mehr auf flankierende Maßnahmen durch die US-Notenbank hoffen durften. Derzeit sei "nicht die Zeit für mehr Stimuli", erstickte James Bullard, Gouverneur der Notenbankfiliale in St. Louis, entsprechende Hoffnungen im Keim. Er unterstützte ausdrücklich den Ausstieg der Federal Reserve aus dem Wertpapierkaufprogramm und stellte baldige Zinserhöhungen in Aussicht.

   Die schwachen Wachstumsaussichten in Europa, der feste Dollar, die Überversorgung und letztlich die Preispolitik Saudi-Arabiens setzten derweil dem Rohölpreis mit unverminderter Härte zu. Das Königreich hatte am Vortag überraschend den Preis für Erdölexporte in die USA gesenkt. Für Ölhändler ein klares Indiz, dass es die Saudis auf einen Preiskrieg mit US-Öl ankommen lassen wollen. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI brach um weitere 2,0 Prozent auf nur noch 77,19 US-Dollar ein - der tiefste Stand seit Oktober 2011. US-Benzin war am Terminmarkt so günstig wie seit über vier Jahren nicht mehr. Rohöl der europäischen Referenzsorte Brent ermäßigte sich um 2,3 Prozent auf 82,82 Dollar pro Barrel und damit auf den niedrigsten Schlusskurs seit Oktober 2010.

   Mit dem Ölpreis gerieten auch Aktien branchennaher Unternehmen unter Druck, der Energiesektor im S&P-500 büßte 1,9 Prozent ein und stellte die schwächste Branche. "Mit dem Ausverkauf am Ölmarkt bleiben Energietitel unter Druck, solange es beim Öl keine Trendwende gibt", sagte Cieszynski. Chevron und Exxon Mobil verloren im Dow 1,2 bzw. 0,8 Prozent. Alcoa wurde als Rohstoffwert in Geiselhaft genommen und büßte 2,2 Prozent ein.

   Am Devisenmarkt setzte der Euro mit den schwachen Auftragseingängen der US-Industrie zu einer moderaten Erholung an, die die Gemeinschaftswährung auf 1,2547 Dollar im späten US-Handel führte - nach Wechselkursen um 1,2517 Dollar vor der Datenveröffentlichung. Vor dem Hintergrund der vielen Unwägbarkeiten waren Anlagen gesucht, die Sicherheit versprachen. Am Anleihemarkt drückten erstmals seit zwei Tagen steigende Notierungen die Rendite zehnjähriger US-Schuldpapiere um einen Basispunkt auf 2,34 Prozent. Der Preis für die Feinunze Gold stagnierte weitgehend, er zog leicht auf 1.168 Dollar nach 1.166 am Vorabend an - begünstigt durch den etwas nachgebenden Greenback.

   Am Aktienmarkt wurde der erste Zahlenausweis seit dem aufsehenerregenden Megabörsengang von Alibaba gefeiert. Das Unternehmen meldete beeindruckende Wachstumsraten. Der Umsatz lag über den Erwartungen, das Ergebnis deckte sich allerdings nur mit dem Analystenkonsens. Das reichte für einen Aufschlag von 4,2 Prozent. Einen Einbruch um 16,6 Prozent verbuchten Sprint. Das Telekommunikationsunternehmen legte enttäuschende Geschäftszahlen vor und kündigte umfangreiche Stellenstreichungen an. Noch deutlicher verloren Herbalife, nachdem die Geschäftszahlen des Anbieters von Schlankheitsmitteln die Erwartungen verfehlt hatten.

   Strafrechtliche Ermittlungen gegen J.P. Morgan kamen ebenfalls nicht gut an, die Titel sanken um 1,0 Prozent. Die Bank erhöht deshalb ihre Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten um 1,3 Milliarden Dollar. Unterdessen wurden weitere Details zur geplanten Euro-Anleihe von Apple bekannt. Das Emissionsvolumen soll 2,8 Milliarden Euro umfassen und sich auf zwei Tranchen mit Laufzeiten von acht und zwölf Jahren verteilen. Nach abermaligen Allzeithoch am Vortag ermäßigte sich der Kurs um 0,7 Prozent.

   Nach einem schwachen Ausblick des Reisebuchungsportals Priceline stürzten die Anteilsscheine um 8,4 Prozent ab. Motorola Solutions stiegen um 3,2 Prozent. Der Hersteller von Telekommunikationsgeräten verdiente im dritten Quartal deutlich mehr als erwartet und kündigte einen Aktienrückkauf an. Regeneron sanken um 5,8 Prozent, nachdem der Pharmahersteller im dritten Quartal die Analystenerwartungen verfehlt hatte.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut DJIA 17.383,84 0,10 17,60 S&P-500 2.012,10 -0,28 -5,71 Nasdaq-Comp. 4.623,64 -0,33 -15,27 Nasdaq-100 4.156,23 -0,31 -13,06

Kupon Laufzeit Notierung Änderung Rendite Änderung 3/8% 2-jähr. 99 23/32 unv. 0,517% unv. 7/8% 3-jähr. 99 25/32 unv. 0,945% unv. 1 3/4% 5-jähr. 99 11/32 unv. 1,634% unv. 2% 7-jähr. 99 22/32 + 1/32 2,048% -0,7 BP 2 3/8% 10-jähr. 100 09/32 + 2/32 2,342% -0,9 BP 3 1/8% 30-jähr. 101 13/32 + 8/32 3,053% -1,8 BP

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8.33 Uhr Mo, 17.47 Uhr EUR/USD 1,2545 0,43% 1,2492 1,2491 EUR/JPY 142,57 1,27% 140,78 142,14 EUR/CHF 1,2045 -0,09% 1,2056 1,2056 USD/JPY 113,65 0,86% 112,68 113,80 GBP/USD 1,5997 0,12% 1,5978 1,5979 === Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

   DJG/DJN/flf

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   November 04, 2014 16:16 ET (21:16 GMT)

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