20.01.2016 10:35:49

MÄRKTE ASIEN/Ölpreis im freien Fall - Anleger fliehen aus Aktien

   Von Chao Deng

   SCHANGHAI/TOKIO (Dow Jones)--Bei den Akteuren an den ostasiatischen Aktienmärkten liegen die Nerven blank. Verunsichert von erneut fallenden Ölpreisen haben sie am Mittwoch im großen Stil Aktien verkauft. Von der Stimmungsaufhellung des Vortages aus Erleichterung über ausgebliebene negative Überraschungen vom chinesischen Wirtschaftswachstum 2015 war nichts mehr zu spüren - im Gegenteil.

   Besonders der Kurseinbruch in Hongkong trieb den Investoren die Sorgenfalten auf die Stirn. Der Hang-Seng-Index brach um 3,8 Prozent ein auf den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren. Im Handel war von einigen Theorien und wenigen konkreten Antworten zum Auslöser des Kurssturzes die Rede, zumal er eingesetzt habe, als die Börsen in Festlandchina noch im Plus gelegen hätten. Eine maßgebliche Rolle dürfte aber der schwache Hongkong-Dollar gespielt haben. Er fiel zum US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit 2007.

   Zuletzt hatten bereits Spekulationen die Runde gemacht, dass Hongkong die Bindung an den US-Dollar werde aufgeben müssen angesichts der Abwertung des chinesischen Yuan. Der US-Dollar kostete zuletzt 7,8188 Hongkong-Dollar, verglichen mit rund 7,8050 am Dienstag zur gleichen Zeit. Zu Jahresbeginn lag der Kurs noch bei 7,75. Der frei handelbare Offshore-Yuan zeigte sich dagegen am Mittwoch wenig verändert mit 6,5971 je Dollar.

   Händlern zufolge blickt der Markt dennoch nervös auf Peking, das seit einigen Tagen mit diversen Maßnahmen versucht, den Verfall des Yuan zu bremsen. Am Mittwoch wurde der Onshore-Yuan zum Dollar von der chinesischen Notenbank wieder etwas höher fixiert. Der Binnen-Yuan kann um 2 Prozent um diesen Referenzkurs schwanken.

   Tokio im Bären-Modus

   Auslöser der neuerlichen Stimmungseintrübung war die anhaltende Talfahrt der Ölpreise. Während Brent noch knapp über dem jüngsten Tief notierte mit zuletzt 28,21 Dollar je Barrel, war US-Öl der Marke WTI im Tages- und zugleich Mehrjahrestief schon für 27,42 Dollar zu haben gewesen. Das entsprach einem Minus von über 3 Prozent.

   Schon an der Wall Street hatten die wieder nachgebenden Ölpreise am Dienstag für Ernüchterung und nur ein kleines Tagesplus gesorgt. Nach einer Zwischenerholung auf über 30 Dollar waren die Ölpreise im späten Tagesverlauf immer weiter zurückfallen.

   In Tokio brach der Nikkei-Index um 3,7 Prozent ein auf 16.416 Punkte. Er fiel damit endgültig in den Bären-Modus zurück, der in der Börsendefinition erreicht wird, wenn ein Index von seinem jüngsten Hoch um 20 Prozent zurückkommt. Zusätzlicher Druck auf die japanischen Aktien kam vom Yen. Weil die Anleger ihr Heil in vermeintlich sicheren Anlagen suchten wie Anleihen und dem Yen, wertete dieser kräftig auf, was schlecht für exportorientierte Unternehmen in Japan ist. Der Dollar kostete zuletzt 116,50 Yen, gut 1 Yen weniger als zur gleichen Vortageszeit. Der Index der Börse in Seoul rutschte um 2,3 Prozent ab, in Sydney ging es um 1,3 Prozent südwärts.

   Etwas geringer fiel das Minus in Schanghai aus, wo es am Vortag noch deutlich nach oben gegangen war. Der Schanghai-Composite verlor 1 Prozent und rutschte wieder unter die psychologisch wichtige 3.000er Marke. Händlern zufolge stützte hier noch etwas die Spekulation auf weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur.

   Dass Chinas Zentralbank dem Finanzsystem des Landes am Dienstag eine kräftige Geldspritze verpasste, sei lediglich ein bekanntes Ritual mit Blick auf den steigenden Finanzbedarf rund um die anstehenden Neujahrsfeierlichkeiten in China, hieß es. Die Experten der Commerzbank betonten dagegen, das Volumen von 600 Milliarden Yuan entspreche vom Umfang her einer Senkung des Mindestreservesatzes um nahezu 50 Basispunkte. Die Aussage von Ma Jun, Chefökonom der Analyseabteilung der chinesischen Notenbank, dass die Liquiditätsmaßnahme als Ersatz für eine Senkung des Mindestreservesatzes angesehen werden könne, ist für die Commerzbank ein eindeutiger Hinweis auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik in China.

   Die Behörden hätten vermutlich deshalb noch keine geldpolitische Lockerung angekündigt, weil sie erst eine gewisse Stabilisierung des Marktes sehen wollten, meinte Robert Levine, Handelsexperte bei CLSA. Am Markt werde über eine mögliche Senkung des Mindestreservesatzes gesprochen noch vor dem chinesischen Neujahrsfest im Februar. Aber "anstatt all ihr Pulver zu verschießen..... wartet sie lieber", so Levine.

   Kontraktwechsel und IEA-Prognose drücken auf die Ölpreise

   Der andauernde Verfall der Ölpreise schüre Ängste, dass ölproduzierende Länder in Finanznot geraten und Vermögensanlagen wie Aktien verkaufen könnten, kommentierte Chefstratege Masayuki Kubota von Rakuten Securities die Baisse an den Börsen. Zudem verschlechtere sich wegen der niedrigen Ölpreise das wirtschaftliche Umfeld in vielen rohstoffproduzierenden Ländern weiter. Außerdem könnten Unternehmen aus der Ölbranche Schwierigkeiten bekommen, beispielsweise Kredite zu bedienen, womit dann auch die Banken die niedrigen Ölpreise zu spüren bekämen.

   Marktteilnehmer verwiesen unterdessen auf einen eher technischen Faktor für den fallenden WTI-Preis, nämlich das Auslaufen des derzeit führenden Februar-Kontrakts. Deshalb seien auslaufende Kontrakte verkauft worden. Ab Donnerstag wird der März-Kontrakt für WTI-Lieferungen maßgeblich. Auch Aussagen der Internationalen Energieagentur (IEA) vom Vortag drückten weiter auf die Stimmung. Nach Aufhebung der westlichen Sanktionen gegen den Iran rechnet die Energieagentur 2016 mit einer Überversorgung des Marktes von rund 1 Million Barrel am Tag. Zudem hat der Iran die Preise für Lieferungen nach Europa gesenkt.

   Bei Ölpreisen unter 28 Dollar je Barrel wolle niemand kaufen, sagte Robert Levine. Alle Aktien, die mit Öl zu tun hätten, seien abverkauft worden. PetroChina verloren in Hongkong 6 Prozent, Santos in Sydney 7,5 Prozent und Inpex in Tokio 6,2 Prozent.

   BHP Billiton litten unter der Senkung der Produktionsprognose für Eisenerz als Folge von Problemen bei einer brasilianischen Mine. Der Kurs sank um 3,5 Prozent. Rio Tinto büßten 2,8 und Fortescue 4,6 Prozent ein, belastet von Sorgen um die Konjunktur im wichtigen Abnehmerland China.

Index (Börse) Stand aktuell +- in % Handelsende (MEZ) S&P/ASX 200 (Sydney) 4.841,50 -1,26% 06:00 Nikkei-225 (Tokio) 16.416,19 -3,71% 07:00 Kospi (Seoul) 1.845,45 -2,34% 07:00 Schanghai-Composite (Schanghai) 2.976,69 -1,03% 08:00 CSI-300 (Schanghai/Shenzhen) 3.174,38 -1,51% 08:00 Hang-Seng-Index (Hongkong) 18.889,38 -3,80% 09:00 Taiex (Taiwan) 7.699,12 -1,98% 06:30 Straits-Times (Singapur) 2.562,70 -2,87% 10:00 KLCI (Malaysia) 1.618,83 -0,64% 10:00 BSE (Mumbai) 24.043,70 -1,78% 11:00

DEVISEN zuletzt +/- % 0.00 Uhr Di, 8.44 Uhr EUR/USD 1,0959 +0,4% 1,0914 1,0871 EUR/JPY 127,20 -0,9% 128,36 128,18 USD/JPY 116,05 -1,3% 117,62 117,91 USD/KRW 1216,02 +0,7% 1207,41 1205,25 USD/CNY 6,5797 +0,0% 6,5786 6,5793 AUD/USD 0,6844 -0,9% 0,6909 0,6909 Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

   DJG/DJN/gos/kla

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   January 20, 2016 04:05 ET (09:05 GMT)

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Aktien in diesem Artikel

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Fortescue Metals Group LtdShs 11,69 2,76% Fortescue Metals Group LtdShs
Inpex Holdings Inc. 12,00 -0,91% Inpex Holdings Inc.
PetroChina Co. Ltd. 0,77 -3,17% PetroChina Co. Ltd.
Rio Tinto Ltd. 70,98 -0,92% Rio Tinto Ltd.
Rio Tinto plc 59,50 3,35% Rio Tinto plc
Santos Ltd. 4,30 0,80% Santos Ltd.