ETFs gezielte Griffe

Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Deutlich mehr Verkäufer als Käufer - trotz der festen Märkte - beobachten die Market Maker im Handel mit ETFs, so die Deutsche Börse AG.

"Einem Käuferanteil von 43 Prozent stehen 57 Prozent Verkäufer gegenüber", gebe Frank Mohr von der Commerzbank durch. Die DekaBank melde ein Verhältnis von einem Drittel zu zwei Dritteln. "Der Anstieg an den Aktienmärkten ist meines Erachtens eher von der Liquidität als von fundamentalen Grundlagen getrieben", meine Mohr. Institutionelle Investoren würden nach wie vor eine sehr niedrige Aktienquote halten.

Die Indices würden jedoch nahezu durchgehend eine Richtung zeigen. DAX, S&P 500, Nikkei 225 hätten diese Woche dazugewinnen können. Einzig der europäische Index Euro Stoxx 50 baue diese Woche ab. Kein Wunder vor diesem Hintergrund, dass sich Investoren in dieser Woche in erster Linie von europäischen ETFs auf den Index (iShares DJ EURO STOXX 50 (DE)) trennen würden. Indexonds auf den marktbreiteren MSCI Europe aber würden Käufer finden. Eine interessante Beobachtung in diesem Zusammenhang könne Frank Mohr machen. Institutionelle Investoren würden sich zunehmend aus Einzelaktien verabschieden und stattdessen in ETFs einsteigen. Gekauft werde hier der ETF von Comstage (ComStage ETF Dow Jones EURO STOXX 50 (R) TR I). "Die Handelsvolumina sind aber gering", beschreibe Mohr.

Investoren würden derzeit eher in deutsche Bluechip-Aktien vertrauen. Sie würden z.B. den iShares Dax ETF (iShares DAX (R) (DE)) kaufen. Vor allem jedoch setze sich der Trend der vergangenen Woche fort: Dividendenstarke ETFs (iShares DivDAX (R) (DE)) würden gekauft.

Jenseits der deutschen seien aber auch internationale Dividendenpapiere gefragt, weltweit (ISIN nicht bekannt/ WKN A0FU5H) oder auf die Region Asien (iShares Dow Jones Asia Pacific Select Dividend 30 (DE)) beschränkt. Allerdings, so gebe ein Händler aus London an, werde in den vergangenen zwei Tagen einiges davon wieder verkauft. "Die Positionierung vor Start der Dividendensaison war in den vergangenen Wochen ein eindeutiger Trend, aber nun sehen wir die ersten Rückflüsse."

Die Krise in Griechenland sei ein Dauerbrenner, auch wenn sie derzeit etwas in Hintergrund der Quartalssaison in den USA getreten sei, meine Florian Perini von Flow Traders. Trotz der Schwierigkeiten würden ETFs mit griechischen Aktien (Lyxor ETF MSCI Greece) ausgeglichen, aber kräftig gehandelt. Die Unternehmensergebnisse in den USA würden also den griechischen Schlagzeilen etwas die Aufmerksamkeit der Investoren stehlen. "80 Prozent der bisher gemeldeten Quartalsergebnisse der Unternehmen im S&P 500 haben die Erwartungen der Analysten übertroffen", wisse Perini. Anleger würden entsprechend reagieren und in ETFs auf den Index (iShares S&P 500 (DE)) einsteigen. Bastian Ohta von Unicredit dagegen beobachte Verkäufe in dem Produkt.

Obwohl die Situation in Japan nicht unbedingt besser aussehe als im Rest der Welt - die Konjunktur komme nicht voran - würden einige Anleger in dieser Woche auf ETF mit japanischen Aktien setzen. Indexfonds auf den MSCI Japan (UBS - ETF MSCI Japan I) würden ebenso nachgefragt, wie ein ETF auf den Nikkei 225 (iShares Nikkei 225 (R) (DE)).

Eine Länderallokation spiele derzeit eine wichtigere Rolle als eine Positionierung in Sektoren. Vorwiegend würden Anleger auf Osteuropa und hier auf russische (LYXOR ETF Russia (DJ RUSINDEX TITANS 10) A) oder türkische Werte (iShares MSCI Turkey (DE)) setzen. Wer sich schon auf Sektoren-ETFs konzentriere, treffe eine sehr selektive Wahl. Gesucht seien der Einzelhandel im STOXX 600 Retail (iShares DJ STOXX 600 Retail (DE)), Autmobile im iShares STOXX 600 Auto (iShares DJ STOXX 600 AutomobilesParts (DE)) oder Industrigüter im iShares STOXX 600 Industrial Goods and Services (iShares DJ STOXX 600 Industrial GoodsServices (DE)).

Ebenso würden ein paar Anleger mit dem Lyxor ETF STOXX 600 Leisure (Lyxor ETF DJ Stoxx 600 TravelLeisure) auf die Freizeitindustrie setzen. "Das kann als Indikator gesehen werden, dass Investoren an eine Erholung glauben", kommentiere Perini diese Anlegerentscheidungen. (27.04.2010/fc/a/f)