23.12.2021 09:30:07

BlackRock Marktausblick: Omikron-Tsunami zum Jahreswechsel

Das Update zur Woche mit Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock





Omikron-Tsunami zum Jahreswechsel

Man muss kein Schwarzmaler sein, um sich angesichts dieser Zahlen zu gruseln. Alle zwei Tage verdoppeln sich derzeit die Covid-Infektionszahlen in Grossbritannien, das daraufhin zum „Virusvariantengebiet“ erklärt wurde und somit verschärften Reiserestriktionen unterliegt. Omikron ist dort schon jetzt dominant, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass dies in der DACH-Region anders sein wird. Dies, zudem sich das Schwungrad der vierten, bisher deltagetriebenen Welle schon jetzt mit Siebentagesinzidenzen von 239 in Österreich, 316 in Deutschland und 732 in der Schweiz (Stand Montagmorgen) noch viel zu schnell dreht und droht, die bisher selten auftretende Omikron-Variante in enormer Geschwindigkeit zu verbreiten. Schon in der nächsten Woche, kurz nach Weihnachten, könnte diese vielfach mutierte, extrem ansteckende Version des Sars-CoV 2-Virus auch unsere Region wieder in harte Lockdowns zwingen. Wenn Schätzungen der Epidemiologen Recht behalten, könnten sich allein in Deutschland ohne derartig massive Kontaktbeschränkungen Ende Januar über eine halbe Million Menschen pro Tag mit Covid infizieren.

Der Start in das neue Jahr verläuft also, nun ja, subobtimal. Denn die zu erwartenden Restriktionen werden erneut die wirtschaftliche Aktivität runterbremsen, mit erheblichen Folgewirkungen auf das Wachstum in Q4 und Q1. Je besser es einzelnen Ländern und Regionen gelingen wird, die Omikron-Welle abzuschwächen, desto schneller werden sie wieder Fahrt aufnehmen und desto geringer dürfte der ökonomische Schaden ausfallen. In diesem Zusammenhang rückt auch die grösste Volkswirtschaft der Welt erneut in den Fokus. In den USA, wo die Siebentagesinzidenz schon unter der Delta-Variante aktuell wieder auf 274 gestiegen ist und wo nur 60,9% der Bevölkerung doppelt sowie gerade einmal 17,8% dreifach geimpft sind, droht Omikron unter der grossen Zahl an Ungeimpften, immerhin weit über 100 Millionen Menschen, zu wüten. Selbst wenn die Krankheitsverläufe, die durch Omikron verursacht werden, grösstenteils nicht so schwer zu sein scheinen wie bei den bisherigen Varianten (Studien deuten auf eine extrem hohe Vervielfältigungsrate des Virus in den oberen Atemwegen, aber langsame Replikation in der Lunge hin), würde dennoch durch die extrem grosse Zahl von Menschen, die sich gleichzeitig infizieren, das Gesundheitssystem an seine Grenzen gebracht. Ausserdem würde, in den USA wie in Europa, das eintreten, wovor am Wochenende der Londoner Bürgermeister angesichts der Bilder aus seiner Stadt gewarnt hat, nämlich massenhafte krankheitsbedingte Personalausfälle bei kritischer Infrastruktur wie Polizei, Rettungswesen oder auch nur Müllabfuhr. Und selbst wenn diese Welle am Ende gut ausgeht, was vor allem bedeutet, dass der mit ihr einhergehende Verlust an Menschenleben gering bleibt und der ökonomische Schaden schnell aufgeholt werden kann, bleibt ein ungutes Gefühl für den mittel- und längerfristigen Ausblick. Denn hatten uns die Virologen lange angekündigt, wenn nahezu alle Menschen durch Genesung und/oder Impfung immunisiert seien, werde Sars-CoV 2 endemisch und damit für uns alle zu einem ebenso normalen Begleiter wie die jährliche Grippewelle, so verändert Omikron das Bild. Die Entstehung immer neuer, noch effektiverer Varianten wird gerade durch die aktuelle Erfahrung zu einer viel konkreteren Dauerbedrohung. Vielleicht wird das Leben doch nicht ganz wieder so, wie es vor der Pandemie war.

Nächstes Jahr kommt einiges zusammen

So gehen wir alle mit einem wohl nicht erwarteten, irgendwie unguten Bauchgefühl hinein in das nächste Jahr. Sollte die Pandemie etwa auch diesmal den ersehnten Sommerurlaub verhageln? Dazu kommt die fast sichere Erkenntnis, dass die Zentralbanken langsam aber spürbar beginnen, den Geldhahn rechts herum zu drehen. Die Fed könnte in den USA schneller und kräftiger als erwartet die Zinsen erhöhen, die Bank of England hat vergangene Woche damit sogar schon begonnen, und selbst für die EZB nimmt der Druck zu. Die 1 Mio €-Frage wird also sein, ob die Inflationswerte im Jahresverlauf tatsächlich so kräftig abbröckeln werden wie hier oft geschrieben. Sollte das der Fall sein, könnte der monetäre Anpassungsprozess langsam genug verlaufen, um die Märkte entsprechend vorzubereiten. Falls nicht, wird es disruptiv.

Gleiches könnte von China drohen, der einzigen größeren Volkswirtschaft mit positivem BIP-Wachstum im Jahr 2020 und in diesem Sinne der Gewinner der Pandemie. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt beginnt, mit den Muskeln zu spielen, das Beispiel Litauen zeigt, welche Herausforderung damit auf die deutsche und europäische Außen- und Handelspolitik zukommt. Besonders angesichts einer US-Regierung, die bis dato der Sicherheitsgarant war, jetzt aber vor den Kongresswahlen politisch angeschlagen wirkt, tritt die Bedeutung europäischer Einigkeit deutlich zutage. 2022 wird nicht nur ein Jahr, in dem sich weisen muss, bis zu welchem Grad Covid Normalität wird oder wie sehr es uns weiter bedroht, sondern auch, ob es uns gelingt, mit einem China umzugehen, das sich weniger als ‚Soft Power‘ herausstellt als es uns bisher glauben machen wollte.

Dies ist der letzte Marktausblick in diesem Jahr. Bevor ich mich Mitte Januar zurückmelde, wünsche ich Ihnen einen friedvollen Jahresausklang, schöne Weihnachten und ein gesundes, glückliches 2022.

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