Experten-Einschätzungen 21.06.2016 14:35:47

Pfund könnte in Brexit-Initialreaktion 10 Prozent abwerten

Auch der Euro dürfte wegen der hohen wirtschaftlichen Verknüpfung zwischen der EU und Großbritannien unter Druck geraten. Allerdings indizierten die Optionsmärkte eine wesentlich moderatere Reaktion als im Pfund, sagte der Leiter des Devisen-Research der Bank, Ulrich Leuchtmann, im Rahmen einer Telefonkonferenz am Dienstag.

Bei "hässlicher Scheidung" könnte Pfund bis zu 30 Prozent abwerten

Wie es dann mittelfristig weitergehe, hänge entscheidend vom Verlauf der anschließenden Austrittsverhandlungen ab. Dafür haben beide Parteien zwei Jahre Zeit. Sollten sich beide Seiten auf eine gütliche Einigung verständigen, die vor allem den entscheidenden Punkt des EU-Binnenmarktzugangs Großbritanniens nach einem Ausscheiden regele, sollte sich das Pfund in der Folge erholen. Im Falle einer "hässlichen Scheidung" schließt die Commerzbank eine mittelfristige Abwertung des Pfunds um bis zu 30 Prozent nicht aus.

   Die wahrscheinlichen Brexit-Gewinner wären der japanische Yen sowie der Schweizer Franken, so Leuchtmann weiter. Eine Abwertung des Euro bis auf die Parität zum Franken sei allerdings unwahrscheinlich. Die SNB habe bereits deutlich gemacht, dass sie einer zu starken Aufwertung der eigenen Währung nicht tatenlos zusehen werde und an den Devisenmärkten intervenieren könnte. Auch die Bank of Japan (BoJ) könnte an den Märkten eingreifen, wenn auch nicht unmittelbar so doch mittelfristig. Als "Ultima Ratio" seien auch koordinierte Interventionen durch die Zentralbanken möglich.

   Leuchtmann rechnet bis auf weiteres mit einem sehr volatilen Verlauf an den Finanzmärkten. Denn mit Blick auf die Umfragen sei der Ausgang des Referendums noch immer offen. Laut den Modellen der Commerzbank liegt das Leave-Lager derzeit mit 3 Prozentpunkten vorne, ein Ergebnis, das Chefvolkswirt Jörg Krämer als "nicht signifikant" bezeichnet und das sich mit jeder neuen Umfrage ändern könne.

Hedge Fonds mit eigenen Exit-Polls

Die ersten "Exit-Polls" der Meinungsforschungsinstitute, die auf Umfragen unter Wählern beim Verlassen der Wahllokale basieren, dürften bereits unmittelbar nach Schließung der Wahllokale am Donnerstagabend um 22 Uhr lokaler Zeit veröffentlicht werden. Allerdings führten einige institutionelle Anleger, darunter Hedgefonds, eigene Befragungen durch. Es sei mithin gut möglich, dass es bereits vor 22 Uhr zu ersten Marktreaktionen komme. Am stärksten dürften diese die Devisenmärkte bewegen. Das offizielle Endergebnis sollte dann zwischen 7 und 8 Uhr am Morgen vorliegen.

   Sollte sich die Briten dagegen für einen Verbleib in der EU entscheiden, dürfte dies laut Leuchtmann eine Aufwertung des Pfund wie auch des Euro zur Folge haben. Allerdings indizierten die Optionsmärkte, dass die Reaktion nach oben sehr viel moderater ausfallen werde als die Reaktion nach unten im Falle eines Brexit.

Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)

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