Abwertungsdruck 09.02.2016 17:05:00

Milliardenspiel: George Soros wettet gegen den chinesischen Yuan

Der Name George Soros ist untrennbar mit Spekulationen an den Währungsmärkten verbunden. Seit Kurzem setzt der 85-Jährige auf eine massive Abwertung der chinesischen Währung - bisher noch ohne Erfolg. Das liegt vor allem daran, dass die chinesische Zentralbank über erhebliche Devisenreserven in Höhe von 3,23 Billionen US-Dollar verfügt. Damit kann sie den Yuan jederzeit stützen. Ist Soros also mit seiner Wette auf einen schwächeren Yuan auf dem sprichwörtlichen "Holzweg"?

George Soros - ein knallharter und erfolgreicher Devisenspekulant

Ein Blick in die Vergangenheit kann Soros' Kalkül veranschaulichen: 1990 trat Großbritannien dem Europäischen Währungssystem (EWS) bei und bestimmte einen festen Wechselkurs vom britischen Pfund zur Deutschen Mark - diesen setzten die Briten allerdings viel zu hoch an. George Soros erkannte schnell, dass das Pfund überbewertet ist. Er setzte große Geldsummen zur Schwächung der britischen Währung ein. Stützungskäufe der Bank of England halfen letztlich nichts, 1992 musste Großbritannien nach einem monatelangen Milliardenpoker die Bindung an die Deutsche Mark aufgeben - der Wert des britschen Pfunds fiel innerhalb kürzester Zeit um 15 Prozent und Soros wurde angeblich eine Milliarde Dollar reicher.

Mit einer ähnlichen Wette soll Soros 1997 den Zusammenbruch der malayischen Währung herbeigeführt haben. Auch die Abwertung des russischen Rubels im Jahr 1998 wird dem Großspekulanten zugeschrieben. Über Jahre hinweg erschütterte Soros so mit seinen Wetten immer wieder die Währungsmärkte.

Soros' Milliardenspiel in China hat begonnen

Jetzt also spekuliert Soros auf den Wertverfall des Yuan. Ist die chinesische Währung nun dem Untergang geweiht? Derzeit ist das schwer einzuschätzen, Soros' Engagement ist und bleibt eine Wette - viele Fakten sprechen allerdings für den 85-Jährigen: Der gewaltige Devisenberg Chinas, der zur Stützung der Währung eingesetzt werden kann, ist in den vergangenen Jahren immer weiter abgeschmolzen. Mit 3,23 Billionen US-Dollar sind die Devisenreserven so klein wie seit 2012 nicht mehr. Im Januar verringerten sie sich um 99,5 Milliarden Dollar verglichen mit dem Monat davor. Dies kann in der Zukunft für die Notenbank zum Problem werden. Denn über den Verkauf von Dollarreserven ist Chinas Notenbank in der Lage, den Dollar zu schwächen und im Gegenzug die Landeswährung Yuan zu stärken.

Und genau an diesem Punkt beginnt das Milliardenspiel von George Soros: 500 Milliarden Dollar musste die chinesische Notenbank bereits einsetzen, um den Yuan zu stabilisieren. Wenn das so weiter geht, werden die Devisenreserven schneller aufgebraucht sein als das der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt lieb ist.

Zusätzlichen Druck bekommt China von der Entscheidung der US-Notenbank Fed, den Leitzins weiter zu erhöhen, was den Wert des Dollar steigen ließ. Folglich muss die Notenbank der Volksrepublik in Zukunft noch mehr Devisenreserven verkaufen, um den Yuan dauerhaft zu stärken.

Hedgefonds folgen Soros und wetten auch gegen den Yuan

Und für Chinas Währung kommt es noch schlimmer: Soros hat durch seine öffentlichen Aussagen zur chinesischen Landeswährung nun offenbar Nachahmer gefunden. Der von David Einhorn gegründete zehn Milliarden Dollar schwere Hedgefonds "Greenlight Capital" soll ebenfalls Optionen auf einen fallenden Yuan gesetzt haben. Das berichtete das "Wall Street Journal" vor einigen Tagen. Der von J. Kyle Bass gegründete Fonds Hayman Capital Management habe sogar 85 Prozent seines Portfolios in Wetten gegen Yuan und Hongkong-Dollar investiert.

Damit erhöht Soros den Druck auf China weiter. Und das zeigt bereits jetzt Wirkung: Die chinesische Führung bezeichnete das Vorgehen der Hedgefonds inzwischen als "ungeheure Frechheit". Die Regierung gerät zunehmend in Bedrängnis, denn ein genauer Blick auf die Situation zeigt, dass die Abwertung des Yuan nicht überraschend kommt.

Nicht alle Probleme in China sind hausgemacht

Ein großer Teil des Problems ist hausgemacht: Die Wirtschaft der Volksrepublik wächst so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr und die Finanzmärkte im Land zeigen sich seit Monaten sehr volatil. Die Stimmung in Chinas Industrie besserte sich auch im Januar nicht, viel Kapital fließt bereits jetzt ins Ausland. Viele Investoren agieren sehr zurückhaltend.

Bei der Entwicklung geht es aber auch darum, was unter anderem Japan und die EU machen. Der japanische Yen beispielsweise hat sich gegenüber dem Yuan um über 30 Prozent verbilligt, in ähnlichem Ausmaß verlor der Euro gegenüber der chinesischen Währung (Kursverhältnis Yuan/Euro). Für ein Exportland wie China ist eine zu starke Landeswährung ein großes Dilemma.

Um diese schwierige Situation zu verändern, müssten sich entweder der Euro und der Yen gegenüber dem Dollar verteuern (Kursverhältnis US-Dollar/Yen) oder der Yuan müsste sich gegenüber dem Dollar verbilligen (Kursverhältnis US-Dollar/Yuan). Angesichts von Negativzinsen in Japan scheint ein festerer Yen nicht in Reichweite. Und auch in der Eurozone sieht es aus Sicht der Chinesen nicht besser aus. Dort kann EZB-Chef Mario Draghi derzeit keinen starken Euro brauchen.

Für China bleibt nur eine Option - Soros reibt sich bereits die Hände

Als Option bleibt also nur die Abwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar. Dagegen sträuben sich die Chinesen zwar noch und drohen den Hedgefonds, die sich mit Leerverkäufen gegen den Yuan lehnen. Langfristig allerdings müssen die Chinesen wohl ihre Währung abwerten, um gegenüber Japan und Europa konkurrenzfähig zu bleiben. Das weiß George Soros und reibt sich erwartungsvoll die Hände. Die zentrale Frage scheint wohl nur, wie schnell und heftig die Yuan-Abwertung ausfallen wird.



Von Markus Gentner/Redaktion finanzen.at

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