Starke Kritik |
07.02.2020 22:14:00
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MasterCard-Chef verrät: Deshalb sind wir wirklich beim Libra-Projekt ausgestiegen
• Geschäftsmodell wenig verständlich
• Bereitschaft, gesetzliche Vorschriften einzuhalten in der Kritik
Im Interview mit der "Financial Times" hat der Chef des Kreditkartenanbieters MasterCard, Ajay Banga, Stellung bezogen. Denn der Grund, wieso sein Unternehmen aus der Libra Association, jener gemeinnützigen Organisation, in der frühe Libra-Investoren die Mission von Libra vorantreiben wollten, ausstieg, war bislang unklar.
Umsetzung gesetzlicher Vorschriften in der Kritik
Banga erklärte gegenüber dem Blatt, dass sein Unternehmen insbesondere mit der Art, wie von Seiten der Libra Association mit gesetzlichen Vorschriften umgegangen sei, nicht einverstanden gewesen sei. Die Mitglieder der Organisation seien nicht fest genug entschlossen gewesen, gesetzlichen Bestimmungen in Hinblick auf die Bekämpfung von Geldwäsche und den Umgang beim Thema Datenschutz zu entsprechen. Damit greift Banga ausgerechnet einen Punkt auf, den Kritiker des Libra-Projektes immer wieder anprangern: Bedenken hinsichtlich des Umgangs mit Userdaten und die Sorge, dass die Anti-Geldwäscherichtlinien von Libra eher lasch ausgelegt werden könnten. Obwohl er darauf gedrungen habe, habe man keine schriftlichen Zusagen zu diesen Themen machen wollen, um sich verbindlich darauf festlegen lassen zu können, kritisiert der Manager weiter.
Geschäftsmodell unklar
Darüber hinaus sei ihm unklar gewesen, wie genau das Geschäftsmodell von Libra eigentlich aussehe. Zwar bewerte er die Idee einer globalen Währung durchaus positiv, ihm sei aber nicht klar gewesen, wie Libra eigentlich Geld verdienen wolle. "Wenn man nicht versteht, wie das Geld verdient wird, dann wird es womöglich auf eine Art und Weise verdient, die einem selbst nicht gefällt", erklärte er.
Dabei kritisierte Banga auch, wie sich die Ausrichtung von Libra im Laufe der Zeit geändert habe. Zunächst war das Projekt gestartet worden, um "finanzielle Inklusion" zu erreichen, insbesondere Menschen in Entwicklungsländern wollte man ermöglichen, Teil des Finanzsystems zu werden. Gleichzeitig sei es aber notwendig, das firmeneigene Wallet Calibra zu verwenden, was sich für den MasterCard-Chef "nicht richtig anhört".
Menschen müssten Libra, das in der Calibra-Wallet verwahrt wird, zunächst in eine andere Währung tauschen, um das Geld schlussendlich zum Kauf von Waren einsetzen zu können, was für ihn kaum Sinn mache, begründet Banga weiter, wieso sein Unternehmen aus der Libra Association ausgestiegen ist.
Libra-Umsetzung immer unsicherer
Facebook will mit Libra eigentlich 2020 an den Start gehen, angesichts des zunehmenden Gegenwindes scheint es aber immer unwahrscheinlicher, dass das Projekt wie geplant in diesem Jahr startet. Zuletzt hatte Facebook auf die anhaltende Kritik reagiert und erwogen, sich von seiner Idee eines ursprünglich geplanten gemischten Währungskorbs zu verabschieden, mit dem die Digitalwährung hinterlegt werden sollte. Viele Regulatoren hatten insbesondere diesen Punkt kritisiert, da er dem Libra-Projekt zu viel Macht verleihen könnte.
Redaktion finanzen.at
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