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Nach dem Merge |
13.10.2022 23:48:00
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"Flippening" voraus? Darum könnte Ethereum Bitcoin bald überholen
• Problematische Zentralisierungstendenzen in beiden Verfahren
• Updates für Ethereum-Blockchain die nächste große Hürde
Anthony Di Iorio, Mitbegründer von Ethereum, äußerte sich in einem Interview mit Kitco News Ende September zum Ethereum-Merge und verweist auf zentralistische Tendenzen aufgrund einer Dominanz weniger Akteure innerhalb des Ethereum-Netzwerkes. Die Umstellung auf das sogenannte "Proof of Stake"-Verfahren (PoS) wird ambivalent beurteilt.
Ethereum-Merge
Die beiden größten Kryptowährungen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht: Das Krypto-Urgestein Bitcoin wurde als rein digitale Währung geschaffen. Die Blockchain dient ausschließlich dazu, die digitalen Coins zu versenden. Der Ansatz bei Ethereum ist jedoch ein anderer: Erfinder Vitalik Buterin wollte zusammen mit seinen Mitgründern eine quelloffene Plattform schaffen, die über Smart Contracts dezentrale Anwendungen abbildet. Bei beiden Blockchains steht die fälschungssichere Validierung von Transaktionen im Vordergrund. Beide verwendeten bis zum Abschluss des Ethereum-Merge am 15. September 2022 das sogenannte "Proof of Work"-Verfahren (PoW), bei dem die Miner um die Lösung komplexer kryptographischer Rätsel konkurrieren - nur wer die Aufgabe zuerst erfüllt, darf den Eintrag in die Blockchain vornehmen und erhält die Belohnung.
Kritisiert wird dieser Mining-Prozess vor allem wegen seinem hohen Energieverbrauch. Dieser soll jetzt mit der Umstellung auf das PoS-Verfahren bei Ethereum um 99 Prozent reduziert worden sein. Der Unterschied im Verfahren liegt nun darin, dass die Validierer eine bestimmte Anzahl an digitalen Coins einsetzen ("staken") müssen, um in einem Losverfahren ausgewählt zu werden. Mit dem neuen Verfahren könne zudem für mehr Stabilität gesorgt werden, da die Inflationsrate durch die Reduzierung der Menge neuer Coins sinke, schriebt die Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Dezentralisierung bei Bitcoin und Ethereum
Im PoS-Verfahren können Besitzer von Kryptowährungen Blocktransaktionen auf der Grundlage ihrer Münzen vornehmen - also je mehr Münzen ein Validierer besitzt, desto mehr Transaktionen können vorgenommen werden. Die Befürchtung, dass sogenannte "Kryptowale" ihre Münzbestände einsetzen, um die Kontrolle über die Validierung zu erlangen, ist der am häufigsten geäußerte Kritikpunkt am Verfahren.
Nun zeigt sich auch Anthony Di Iorio, der Ethereum zwar mitgründete, aber bereits 2015 ausstieg und unter anderem die Blockchain-Firma Decentral gründete, im Interview mit Kitco News besorgt darüber, ob Ethereum auch nach dem Merge die Ansprüche an die Dezentralisierung erfüllen kann. Er behauptet, rund 50 Prozent aller Validierungen auf der Ethereum-Blockchain würden von zwei Adressen aus vorgenommen: Coinbase und Lido. Dies zeige laut Finbold auch die Ethereum-Post-Merge-Inflationsanalyse. Hiernach würden über 46 Prozent der PoS-Knoten von zwei Wallets kontrolliert. Auch bei der Transaktionsverarbeitung, dem Schreiben neuer Blöcke auf der Blockchain sowie bei der Speicherung der Daten hätten diese beiden Adressen den größten Anteil.
Allerdings sieht Anthony Di Iorio auch beim Bitcoin eine problematische Zentralisierungstendenz. Die komplexen Hardware- und enormen Energie-Anforderungen, die das Schürfen von Bitcoin voraussetze, seien für kleinere Miner kaum zu stemmen. "Es wurde zu einem System, in dem nur auf Hochtechnologie fokussierte Unternehmen die Chips herstellen konnten", erklärte Anthony Di Iorio. Da immer schnellere Hardware benötigt würde, verringere sich zunehmend auch hier die Anzahl der Miner und es blieben nur wenige übrig.
Ethereums "Flippening"-Chance
Anthony Di Iorio zeigt sich hingegen optimistisch, was die Zukunft von Ethereum anbelangt. Er stellt im Interview klar, dass es beim Merge selbst zunächst nur um einen Systemwechsel ging und zukünftige Updates der Ethereum-Blockchain die "nächste große Hürde" darstellten. Im Zuge von Layer-Two-Verbesserungen werde die Funktionalität optimiert und die Gasgebühren sinken.
Der Krypto-Unternehmer ist auch zuversichtlich, dass Ethereum zukünftig die Marktkapitalisierung von Bitcoin übertreffe: "Wenn Ethereum sich weiter so entwickelt, besteht eine gute Chance, dass das Flippening eintritt", sagte er. Derzeit rangiert Ethereum bei CoinMarketCap auf Platz zwei mit einer Marktkapitalisierung von 158,7 Milliarden US-Dollar, hinter dem Bitcoin mit 366,6 Milliarden US-Dollar (Stand 12.10.2022).
Redaktion finanzen.at
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