Sicheres Investment? 02.07.2022 22:39:00

El Salvadors Präsident Bukele glaubt trotz Krypto-Crash weiter an Bitcoin

El Salvadors Präsident Bukele glaubt trotz Krypto-Crash weiter an Bitcoin

• Bitcoin seit September gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador
• El Salvador zieht positive Bilanz - Wert der Coins seither jedoch stark gesunken
• Präsident Bukele betrachtet Bitcoin als sicheres Investment


El Salvador führt als erstes Land Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel ein

Vergangenen September trat in El Salvador ein Gesetz in Kraft, wodurch die älteste und nach Marktkapitalisierung größte Kryptowährung Bitcoin in dem mittelamerikanischen Staat zum gesetzlichen Zahlungsmittel wurde. El Salvador nahm damit eine Vorreiterrolle ein - es ist das erste Land der Welt, das diesen Schritt gegangen ist. Mit dem In­kraft­tre­ten des Gesetzes wurde jeder Händler dazu verpflichtet, Bitcoin als Zahlungsmittel anzunehmen, sofern er technisch dazu in der Lage ist, und auch Steuern können seither in Bitcoin bezahlt werden.

IWF übt Kritik

Die Krypto-Community feierte El Salvador und seinen Präsidenten Nayib Bukele, doch der Schritt El Salvadors, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen, stieß auch auf Kritik. So forderte der Internationale Währungsfonds (IWF) das Land Anfang des Jahres dazu auf, dem Bitcoin diesen Status wieder zu entziehen. Laut einer Mitteilung verwies der IWF-Vorstand auf die großen Risiken für die Finanzstabilität, finanzielle Integrität, den Verbraucherschutz und die damit verbundenen steuerlichen Eventualverbindlichkeiten, die mit der Verwendung von Bitcoin einhergingen. Zwar werde mit digitalen Zahlungsformen wie der eingeführten E-Geldbörse "Chivo" die finanzielle Inklusion gefördert, das neue wirtschaftliche Umfeld um die beliebte Kryptowährung und digitale Geldbörsen wie Chivo müsse jedoch streng reguliert und überwacht werden.

Bitcoin-Experiment ist ein Verlustgeschäft

Präsident Bukele wollte El Salvador mit der Zulassung des Bitcoins als gesetzliches Zahlungsmittel unabhängiger von der US-Notenbank machen, da in dem mittelamerikanischen Land seit 2001 der US-Dollar als offizielles Zahlungsmittel genutzt wird. Außerdem sollte der Bitcoin Fortschritte in Sachen finanzielle Inklusion mit sich bringen, da in El Salvador ein Großteil der Bevölkerung keinen Zugang zu traditionellen Finanzdienstleistungen hat.

Doch das Bitcoin-Experiment dürfte dem Land bereits einen enormen Verlust eingebrockt haben. Anfang September hatte El Salvador anlässlich des Inkrafttretens des Bitcoin-Gesetzes 400 Bitcoin erworben, seither folgten weitere Käufe. Wie n-tv am 24. Januar berichtete, summierten sich die Kursverluste bis dato bereits auf rund 25 Millionen US-Dollar. Bukele kaufte seither weitere Bitcoins für El Salvador - erst im Mai erklärte er auf Twitter, einen Preisrückgang genutzt zu haben, um 500 weitere Coins zu kaufen.

Doch ob das tatsächlich eine günstige Einstiegsgelegenheit war, ist fraglich, denn der Bitcoinpreis fiel seither weiter zurück. Erst kürzlich sackte er, belastet von der hohen Inflation, den Zinsanhebungen der Notenbanken und dem zunehmend risikoaversen Verhalten der Anleger, zeitweise sogar unter die Marke von 20.000 US-Dollar.

Präsident Bukele versucht Bitcoin-Investoren zu beruhigen

Mit dem Preisrückgang wird die Kritik an El Salvadors Krypto-Offensive - nicht nur vom IWF, auch aus dem eigenen Land - immer lauter. Das Angebot wird außerdem vermutlich nicht wie erhofft angenommen. Einer Studie des U.S. National Bureau of Economic Research zufolge verwenden nur noch 20 Prozent der Bürger El Salvadors die digitale Geldbörse "Chivo", nachdem sie ihren 30-US-Dollar-Bitcoin-Bonus erhalten haben.

Nayib Bukele hält trotz der schlechten Stimmung am Kryptomarkt an seiner Position fest und versuchte kürzlich, Bitcoin-Investoren via Twitter zu beruhigen: "Ich sehe, dass manche Menschen besorgt oder ängstlich wegen des Bitcoinpreises sind. Mein Rat: Hören Sie auf, auf die Grafik zu schauen und genießen Sie das Leben. Wenn Sie in Bitcoin investiert haben, ist ihr Investment sicher und sein Wert wird nach dem Bärenmarkt enorm steigen. Geduld ist der Schlüssel.", so Bukele in seinem Beitrag auf dem Kurznachrichtendienst.

El Salvador selbst zieht trotz der negativen Wertentwicklung der Coins in der Staatsbilanz eine positive Bilanz aus dem Krypto-Experiment. Tourismusministerin Morena Valdez erklärte im April gegenüber dem TV-Sender TCS, dass insbesondere der Tourismus-Sektor von den Kryptobemühungen profitiert habe. So würden Touristen mit Kryptointeresse länger im Land bleiben und mehr Geld dort ausgeben. Daneben sei auch das Interesse an Investitionen aus dem Ausland hoch.

Bleibt abzuwarten ob die Bilanz so positiv bleibt, wie von El Salvador selbst dargestellt, und Präsident Bukele mit seiner bullishen Prognose für den Bitcoinpreis Recht behält.

Redaktion finanzen.at

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