Kritik an Goldman Sachs nach Aufkauf von venezolanischen Anleihen

"Auch wenn sie sich noch so anstrengen, Goldman Sachs und seine Führungskräfte können diesen Deal nicht schönfärben. Für die Venezolaner ist er unmoralisch", schrieb Parlamentspräsident Julio Borges am Dienstag in einem offenen Brief.

Die US-Investmentbank hatte Medienberichten zufolge zuletzt PDVSA-Anleihen über einen Nennwert von 2,8 Milliarden Dollar für rund 865 Millionen Dollar erworben. Damit griff die Bank finanziell der Regierung des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro unter die Arme, die politisch und wirtschaftlich unter erheblichem Druck steht.

Seit zwei Monaten gehen fast täglich Demonstranten gegen die Regierung auf die Straße. Bislang kamen bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften, Oppositionellen und Regierungsanhängern 60 Menschen ums Leben, über 1000 wurden verletzt.

Auch am Dienstag setzte die Polizei wieder Tränengas und Gummigeschosse gegen protestierende Studenten ein. Die Regierungsgegner werfen Maduro vor, die Demokratie auszuhöhlen. Maduro macht eine Verschwörung der Opposition und des Auslands gegen seine Regierung verantwortlich.

Die Opposition warf Goldman Sachs nun vor, mit dem Anleihenkauf die Unterdrückung von Demonstranten mitzufinanzieren und am Leid der Venezolaner zu verdienen. Werden die Anleihen bei Fälligkeit 2022 tatsächlich bedient, würde Goldman Sachs eine jährliche Rendite von knapp 43 Prozent einstreichen.

"Goldman Sachs ist jetzt ein Komplize bei der Unterdrückung und den Menschenrechtsverletzungen in unserem Land", schrieb Parlamentspräsident Borges in seinem offenen Brief. "Ich bezweifele ernsthaft, dass die Manager von Goldman Sachs das Elend begreifen, in dem die Venezolaner Tag für Tag leben und das sie nun aktiv finanzieren."

Goldman Sachs erklärte, man habe die Schuldscheine nicht direkt beim venezolanischen Staat, sondern über einen Broker auf dem Sekundärmarkt gekauft. "Wie viele andere Investoren glauben wir, dass sich die Lage langfristig verbessern muss", zitierte der US-Fernsehsender CNBC aus einer Stellungnahme.

"Wir erkennen an, dass die Situation komplex ist und Venezuela sich in einer Krise befindet", hieß es in dem Schreiben. "Wir stimmen zu, dass das Leben sich dort verbessern muss. Wir haben die Investition zum Teil auch deshalb gemacht, weil wir daran glauben, dass dies der Fall sein wird."

Die Nationalversammlung forderte den US-Kongress auf, den umstrittenen Anleihenkauf zu untersuchen. Eine Sonderkommission soll zudem die Rolle des Chefs der venezolanischen Zentralbank in dem Deal überprüfen, wie die Zeitung "El Nacional" berichtete. Vor dem Sitz von Goldman Sachs in New York protestierten am Dienstag Exil-Venezolaner gegen das Geschäft.

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CARACAS/NEW YORK (dpa-AFX)

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