Das Bruttoinlandsprodukt war - anders als erwartet - im zweiten Quartal nicht um 0,4 Prozent wie zu Jahresbeginn, sondern nur um 0,3 Prozent zum Vorquartal gewachsen. "Die heutigen Zahlen können das Vertrauen der EZB in die Solidität der Konjunkturerholung unterminieren und eine Diskussion über die Verlängerung oder Erhöhung der Kaufprogramms (Quantitative Easing - QE) auslösen", schreiben die Volkswirte von Nordea.
Zwar haben sich aktuell die Risiken, dass die Probleme Griechenlands auf die Eurozone ausstrahlen können, zumindest vorübergehend reduziert, doch Anzeichen für eine spürbare Konjunkturerholung seien nicht absehbar, sagt Volkswirtin Jennifer McKeown von Capital Economics. "Der temporäre Anschub durch den schwachen Euro und niedrige Ölpreise läuft jetzt langsam aus", sagt McKeown. Für das Gesamtjahr rechnet sie jetzt mit einem Wachstum von bestenfalls 1 Prozent. "Mit einer Wirtschaftserholung, die zu schwach ist, um Inflation zu erzeugen, könnte die EZB ihre geldpolitische Wachstumsunterstützung beibehalten und vielleicht ausweiten." "Die Daten sagen: Volle Kraft voraus für QE", betont ING-Volkswirt Carsten Brzeski. "Es gibt drei Stimuli für die Eurozone: niedrige Zinsen, ein schwacher Euro und ein niedriger Ölpreis. Und dann kommt nur 0,3 Prozent Wachstum raus." Schwaches Wachstum kombiniert mit der Aussicht auf steigende US-Zinsen heiße auch, dass EZB-Präsident Mario Draghi die Botschaft einer akkomodierenden Geldpolitik bei der nächsten Sitzung herausstellen muss.
"Ich denke, dass Draghi klar machen wird, dass die EZB QE erhöhen oder verlängern kann", sagt Brzeski. Er sieht dies auch als möglichen Schutz für die EZB und die Eurozone mit Blick auf die erwarteten Zinsanhebungen in den USA. Diese könnten nach Einschätzung von Analysten auf der Fed-Sitzung Mitte September beginnen. Andere Analysten sehen in den BIP-Daten aus dem Blickwinkel der EZB keinen Grund zur Sorge. "Ich denke, dies hat wenig Implikationen für die EZB-Politik", sagt zum Beispiel Berenberg-Volkswirt Holger Schmieding. Das Wachstum in der Eurozone sei im Großen und Ganzen in der Spur. Wenn sich die Dinge so weiterentwickelten wie derzeit, dann könnte die EZB ihr Kaufprogramm im September 2016 wie geplant auslaufen lassen. FRANKFURT (Dow Jones)
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