13.06.2014 17:41:30
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Börse Frankfurt/Anleihen: Vertrauen in Peripherie wächst
13. Juni 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Schwächere Konjunkturprognosen der Weltbank und eine Verschärfung im Irak-Krieg dämpfen nach Auffassung von Analysten die Risikobereitschaft der Anleger. "Mit nachgebenden Aktiennotierungen rückten die als sicher geltenden Bundesanleihen wieder ins Blickfeld der Anleger", beobachtet Thomas Weidmann von der Helaba. Im Anleihehandel spürt man Gregor Daniel zufolge allerdings die Feiertage. "Auch die Fußball-WM macht sich bemerkbar", meint der Händler von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft.
Widersprüchliche Signale
Hellmeyer
Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank fragt sich indes, woher die Weltbank und der Internationale Währungsfonds die aus seiner Sicht "sportlichen Negativprognosen" ableiten. Die Frühindikatoren Chinas zeigten unerwartet nach oben, die Bank of England erwäge frühzeitige Zinserhöhungen und auch die Bank of Japan spreche von einer verbesserten globalen Konjunktur. Zudem sei die Wachstumsschwäche in den USA überwunden und das Institut für Weltwirtschaft in Kiel prognostiziere für Deutschland Hochkonjunktur. "Vor diesem Hintergrund sehen wir positives Überraschungspotential." Optimistisch schätzt Hellmeyer zudem die wirtschaftliche Entwicklung in den Peripheriestaaten der Währungsunion.
Spanische und italienische Bonds gesucht
Mit ihren jüngsten geldpolitischen Maßnahmen hat die europäische Notenbank nach Auffassung des HSBC-Analysten Sebastian von Koss starken Einfluss auf den Rentenmarkt genommen. Bondsder Peripheriestaaten haben neue Renditetiefs markiert. Die Rendite der im April 2024 fälligen BONO-Anleihe (WKN A1ZCTC) hat sich beispielsweise innerhalb von drei Tagen um rund 30 Basispunkte auf zwischenzeitlich unter 2,6 Prozent reduziert. "Damit ist die Differenz zwischen zehnjährigen Bundesanleihen und spanischen Anleihen auf gerade einmal 130 Basispunkte zusammengelaufen." Ende Januar waren es noch 210 Basispunkte gewesen. Ähnlich deutlich sind die Kurse italienischer BTPs angestiegen.
Für investierte Anleger hat sich die Entwicklung von Anleihen der Peripheriestaaten durchaus gelohnt. Langlaufende spanische Bonds kommen seit Jahresbeginn auf einen Ertrag von 16 Prozent, portugiesische Staatsanleihen erreichen über 30 Prozent. Dass es in Phasen wie dieser zu Korrekturbewegungen oder Gewinnmitnahmen kommt findet von Koss nur natürlich.
Austockung à la Carte
Ab sofort ist Portugal wieder ein ganz normaler Teilnehmer auf dem internationalen Finanzmarkt. Nach drei Jahren habe das Land den Rettungsschirm wieder verlassen und ohne Hilfe eine im Februar 2024 fällig werdende Anleihe zu günstigen Konditionen aufgestockt. Die eingesammelten 975 Millionen Euro hätten die angepeilten 750 Millionen Euro deutlich überstiegen. "Die Rendite lag mit 3.2524 Prozent so niedrig wie seit September 2005 nicht mehr", bemerkt Weidmann.
Selbst Zypern plane die vorzeitige Rückkehr an den Kapitalmarkt. "Spätestens Ende des Monats, und damit ein Jahr früher als vorgesehen, möchte der Inselstaat den Renditehunger internationaler Investoren für eine Transaktion nutzen."
Anleger stoßen Argentinien-Anleihe ab
Zu den meist gehandelten Papieren bei der Hellwig Wertpapierhandelsbank zählt in dieser Woche eine Argentinien-Anleihe (WKN A0DUDM), wie Sabine Tillmann berichtet. "Vor der möglichen Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA über einen Rechtsstreit zwischen Argentinien und klagenden Altgläubigern gab der GDP-Kicker-Argentinien deutlich nach." Dabei gehe es um die Folgen des argentinischen Staatsbankrotts von 2001. Gläubiger, die Argentiniens Umschuldungsangebote zwischen 2005 und 2010 nicht akzeptiert hätten, würden auf einen vollen Ausgleich ihrer Ansprüche klagen. "Am Donnerstag gab es hierzu dann doch nichts Neues." Nach Abrutschen bis auf fast 7 Prozent vor dem Termin, erholte sich der Kurs wieder leicht auf derzeit 7,25 Prozent. Ein Stattgeben der Klagen könne zu neuen Zahlungsausfällen bei argentinischen Bonds führen.
Air France-KLM im Fokus
Rege gehandelt wird laut Tillmann eine neu emittierte Anleihe der Air France-KLM (WKN A1ZKLX) mit einem jährlichen Kupon von 3,875 Prozent und einer Laufzeit bis Juni 2021. "Trotz guter Umsätze konnte sich der Wert dem allgemeinen Markttrend nicht entziehen." Der Kurs hat von knapp 101 Prozent auf 100,5 Prozent nachgegeben.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG, © 13. Juni 2014
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