18.03.2013 12:21:00

Zypern-Zwangsabgabe für Sparer - Cernko: Hoffentlich nur Einzelfall

Von einer "zweifellos kritischen Situation" sprach am Montag Bank-Austria-Chef Willibald Cernko zur Lage in Zypern. Er geht zwar davon aus, dass die Entscheidung, die Bankkunden an dem Rettungspaket mitzahlen zu lassen, "sehr wohl überlegt" war, zumal die Banken der Insel dreimal so hohe Zinsen zahlten wie in Österreich. Cernko sprach aber von einer "bitteren Pille". Für diskussionswürdig hält er die Zwangsabgaben für kleine Sparer. Es werde den politisch Verantwortlichen einiges abverlangen, klarzumachen, "dass das ein singuläres Ereignis war".

"Es bleibt zu hoffen, dass es gelingt", sagte Cernko am Montag bei seiner Jahrespressekonferenz. In jedem Fall habe es die Vertrauensbasis nicht gestärkt. "Ich gehe davon aus und hoffe inständig, dass das ein singuläres Ereignis ist und bleibt", meinte Cernko.

Cernko glaubt nicht, dass man diese Bedingungen auf ein anderes Land in Europa angewandt hätte. Aber er räumt ein, dass er dies bis vor kurzem auch für Zypern nicht gesehen hätte. Der Fall zeige, wie sensibel die Entwicklung sei. Ob systemrelevant oder nicht, "es ist zu einer europäischen Causa geworden." Fest stehe, dass man noch vorsichtiger rangehen müsse, wenn es darum gehe, hier Beiträge einzuheben. "Die Frage ist immer, was löst man damit aus."

Für Cernko muss die Diskussion zulässig sein, ob es nicht vernünftiger gewesen wäre, zumindest die kleinen Sparer außen vor zu lassen. Freilich hätten auch die von den sehr attraktiven Zinsen der Banken profitiert. Das sei gegenüberzustellen, wenn jetzt von einem Beitrag der Sparer die Rede sei. Die Anlagen der Superreichen würden aber auf jeden Fall außerhalb 100.000 Euro liegen.

Zur speziellen Rolle russischer Gelder auf Zypern meinte Cernko, es sei ja keine Neuigkeit, dass der Bankensektor Zyperns in Relation zum Land dramatisch überdimensioniert und überbezahlt gewesen sei.

Cernko urgierte am Lehrbeispiel Zypern heute die zügige Realisierung der EU-Bankenunion - mit einheitlicher Aufsicht, einem von Banken dotierten Abwicklungsfonds und europäischer Einlagensicherungs-Architektur. Wichtig sei, dass Einlagen bis zu einer bestimmten Größenordnung als sicher angesehen werden könnten, weil die Liquidität ja in den jeweiligen Märkten verbleiben solle, auch wenn die Märkte schwierig seien.

Eine akkordierte europäische Einlagensicherungsarchitektur würde es in den Augen von Cernko schon gar nicht zulassen, dass die Banken eines Landes zwei bis dreimal so hohe Zinsen zahlen wie alle anderen in Europa. Man könne nur absichern, war unter normalen Marktbedingungen zustande komme. Einen System-Missbrauch dieser Art würde ein akkordiertes Einlagensicherungssystem nicht zulassen, glaubt Cernko.

Über zuletzt stark angewachsene Geldflüsse aus Zypern sei ihm nichts bekannt, sagte der Bank-Austria-Chef. In seiner Gruppe laufe auch schon seit langem nichts mehr via Zypern.

(Schluss) rf/snu

WEB http://www.bankaustria.at

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