Zinsangst 15.10.2018 21:59:00

Anleihen & Fed im Fokus: Diese US-Bluechips profitieren am meisten von steigenden Zinsen

Anleihen & Fed im Fokus: Diese US-Bluechips profitieren am meisten von steigenden Zinsen

In der vergangenen Handelswoche sind die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen erstmals seit 2011 über die Marke von 3,26 Prozent geklettert. Sollten die Zinsen in den USA in den nächsten Monaten weiter steigen, müssen sich Investoren gut überlegen, mit welchen Unternehmen sie noch Kursgewinne erzielen können. Mit einem Wert von 1,7 Prozent liegt die durchschnittliche Dividendenrendite des S&P 500 schon jetzt weit unterhalb der Rendite der 10-jährigen US-Bonds. Unterdessen liegt auch die Dividendenrendite des Dow Jones unter dieser Marke. Je weiter sich die Dividendenrendite von den durchschnittlichen US-Anleiherenditen entfernt, desto unattraktiver werden die Aktien für Investoren. "Hier entwickelt sich ein echtes Konkurrenzprodukt für Aktien", erklärt Jochen Stanzl, Analyst beim Handelshaus CMC Markets, gegenüber n-tv. Die Frage stellt sich tatsächlich: Warum sollten Anleger in Aktien investiert bleiben, wenn deren Dividendenrendite unter den Renditen für festverzinsliche Wertpapiere liegen?

Zinsprofiteure

Die steigende Inflation in den USA könnte die Federal Reserve dazu bewegen, die Geldpolitik im laufenden Geschäftsjahr noch schneller zu straffen, als bisher vom Markt angenommen. Fed-Chef Jerome Powell hatte die Märkte in der vergangenen Woche bereits auf ein solches Szenario vorbereitet: Das Zinsniveau unterstütze immer noch die Konjunktur, aber es bewege sich allmählich auf neutrales Niveau zu, sagte Powell. "Wir könnten über Neutral gehen", so der Notenbanker.

Sollten die Zinsen in den nächsten drei Monaten weiter steigen, könnten sich laut den Daten von Kensho, einem Hedgefonds-Analyse-Tool, gerade die Aktien von Goldman Sachs, Microsoft und Visa als lohnenswert erweisen. Gerade diese Werte zeigten in der Vergangenheit trotz mehrerer Zinsanhebungen eine deutliche Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt. Ebenfalls zu den Gewinnern zählen die Aktien von Apple und JPMorgan.

Walmart hat das Nachsehen

Derweil gehören Dow-Aktien wie General Electric und Walmart zu den größten Verlierern von steigenden Zinsen. Weitere Zinsanhebungen werden - laut den Experten - auch die Aktien von American Express, Coca-Cola und Procter & Gamble unterdurchschnittlich abschneiden lassen.

Kensho Analyseverfahren

Um solche Vorhersagen zu treffen, verwendet Kensho den iShares 20+ Year Treasury Bond ETF als Benchmark für die langfristigen US-Anleiherenditen. Damit werden die Aktien im Dow Jones Industrial ermittelt, die innerhalb eines Zeitraums von 30 Tagen, in denen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen um 25 Basispunkte oder mehr anstiegen, am besten performten.

Da sich die Anleiherenditen invers zu den Anleihekursen entwickeln, kann somit ein direkter Vergleich zu den Einzelwerten aus dem Dow Jones gezogen werden.

Auswirkungen sind branchenabhängig

Die Kensho-Analyse macht klar, dass es auch in Zeiten von steigenden Zinsen noch ordentliche Chancen am Aktienmarkt geben kann. So profitieren nicht unbedingt nur Bankaktien sondern auch Unternehmen mit hohen Cash-Quoten, geringer Verschuldung und soliden Bilanzen wie beispielsweise Apple. Klassischerweise kann jedoch gerade die Finanzbranche als großer Gewinner betrachtet werden. Banken- und Verischerungstitel gehören zu den größten Gewinnern in Zeiten eines kräftigen Zinsanstieges, defensive Sektoren wie Versorger oder Immobilien würden unterdessen am stärksten unter einem Zinsanstieg leiden.

Im Gegensatz zum deutschen Leitindex DAX besitzt der Dow Jones jedoch keine klassischen Versorgeraktien wie E.ON oder RWE und auch keine Immobiliengesellschaft wie Vonovia. Diese Tatsache macht den US-Index möglicherweise etwas robuster gegen höhere Zinsen. Dessen ungeachtet können jedoch auch die Telekommunikationswerte zu den defensiveren Werten gezählt werden. So zeigt in den vergangenen 52-Wochen auch der US-amerikanische Telekommunikationskonzern und Dow-Wert Verizon eine deutliche Underperformance gegenüber dem Gesamtmarkt.

Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.at

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Bildquelle: Mark Lennihan/AP,Michela Lietti,Patrick Poend / Shutterstock.com
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