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Umsatz stabil 14.08.2024 17:50:00

Wienerberger-Aktie dennoch im Plus: Wienerberger im ersten Halbjahr mit Gewinneinbruch

Wienerberger-Aktie dennoch im Plus: Wienerberger im ersten Halbjahr mit Gewinneinbruch

Das Ergebnis nach Steuern brach gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr von 223,5 auf 0,5 Mio. Euro ein, wie aus dem aktuellen Halbjahresbericht hervorgeht. Der Umsatz blieb stabil bei 2,2 Mrd. Euro.

"Heuer ist ein schwieriges Jahr, vor allem in Neubausegment", resümierte Konzernchef Heimo Scheuch am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten. In Deutschland und Frankreich seien die Märkte regelrecht eingebrochen.

Wienerberger habe darauf rasch mit "optimierten Kostenstrukturen" und, wo erforderlich, mit weiteren Restrukturierungsmaßnahmen reagiert. Das laufende, auf Ertragswachstum und Effizienzsteigerung ausgerichtete "Selbsthilfeprogramm", das im Vorjahr einen Ergebnisbeitrag von 46 Mio. Euro geliefert habe, werde ebenfalls fortgesetzt, teilte das Unternehmen mit.

Das Niveau der Verkaufserlöse bezeichnete der weltgrößte Ziegelhersteller als "solide Halbjahresperformance vor dem Hintergrund globaler politischer Unsicherheiten, die aufgrund der in mehreren wichtigen Ländern 2024 anstehenden Wahlen die Investitionsneigung bremsen".

Während der Wohnungsneubau schwächelt, entwickelten sich die Segmente Renovierung und Infrastruktur (Wasser- und Energiemanagement) den Angaben zufolge relativ stabil beziehungsweise gut. "Der Wohnungsneubau trug zum ersten Mal weniger als 50 Prozent zum Konzernumsatz bei", berichtete der CEO.

Die Zinssätze würden langsamer sinken als erwartet. Das dämpfe auch die Kreditnachfrage. Die Neubautätigkeit sei schwach. Vor allem die Nachfrage nach Einfamilienhäusern bleibt hinter den Erwartungen von Wienerberger zurück.

Angesichts des herausfordernden Umfelds fährt der Konzern ein massives Sparprogramm - Kapazitäten werden, wo nötig, gekürzt, Anlagen stillgelegt. So sei es etwa im deutschen Dachbereich zu Einschnitten gekommen, in geringerem Ausmaß auch in Frankreich. Das Unternehmen setzt laut Eigenangaben "weiterhin auf effektives Kostenmanagement".

Heuer seien bereits kleinere Assets - etwa in Nordamerika und in Großbritannien - verkauft worden. Auch das Russland-Geschäft sei veräußert worden, so Finanzvorstand Gerhard Hanke.

Ins erste Halbjahr fiel auch der Abschluss der Übernahme des französischen Dachspezialisten Terreal, der Produkte für die Dachreparatur und -sanierung anbietet. Dabei handle es sich um "die größte Akquisition der Unternehmensgeschichte", betonte Scheuch. Die Integration von Terreal in die Gruppe sei in vollem Gange.

Auf den Gewinn gedrückt habe heuer bisher vor allem der Einbruch der Neubautätigkeit in Nordamerika und Westeuropa. "Die Märkte sind steil nach unten gegangen, vor allem in Deutschland", erklärte Scheuch. Deutliche Rückgänge im Wohnbau gebe es aber auch in Frankreich und in Österreich. "Das ist es, was wir jetzt zu verdauen haben, auf diesen Märkten", erklärte der CEO. Den Rückgang in Kanada und auf dem US-Markt bezeichnete Scheuch als "temporär".

In Osteuropa, wo der Nachfragerückgang früher eingesetzt habe, ortet der Konzernchef für den Rest des Jahres weitere Erholungstendenzen. "Den Tiefpunkt in Osteuropa haben wir nun gesehen, jetzt bewegen wir uns aus diesen niedrigen Zahlen heraus", so Scheuch. "Im zweiten Quartal haben wir erste positive Impulse gesehen, vor allem in Osteuropa", bekräftigte Finanzvorstand Gerhard Hanke.

In Westeuropa - auf den für Wienerberger wichtigen Märkten Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden - dürfte das noch etwas länger dauern - laut Scheuch "bis ins Jahr 2025 hinein". "Es wird noch sechs Monate dauern, beginnend mit den Niederlanden", so der CEO. In Deutschland soll es noch länger nicht so weit sein. Aber auch die früher einsetzende Erholung der anderen Märkte werde "noch nicht das Niveau von 2021 erreichen".

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank der Gewinn (EBITDA) heuer im Zeitraum Jänner bis Juni im Vergleich zur Vorjahresperiode von 448,2 auf 340,5 Mio. Euro. Bereinigt um Auswirkungen von Veräußerungen von nicht betriebsnotwendigem Vermögen sowie Strukturanpassungen verringerte sich das operative EBITDA von 454,1 auf 400,1 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet Wienerberger hier nun mit 800 bis 820 Mio. Euro.

Die schwächeren Märkte schmälerten das EBITDA heuer im ersten Halbjahr laut Finanzchef um etwa 100 Mio. Euro, etwa 10 Mio. Euro davon entfielen allein auf Deutschland. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) schrumpfte im Jahresabstand von 307,4 auf 121,5 Mio. Euro.

2025 sollen sich laut Konzernchef eine "komplette" Markterholung und Kosteneinsparungen zeigen, erst 2026 dann wieder die gewohnten Marktniveaus - mit einem operativen EBITDA von voraussichtlich mehr als 1,2 Mrd. Euro.

Das Eigenkapital gab Wienerberger mit 2,8 Mrd. Euro per Ende Juni 2024 an, die Nettoverschuldung mit knapp 2,1 Mrd. Euro. Bis Jahresende will der Konzern die Verschuldung auf 1,6 Mrd. Euro eindämmen. Der Verschuldungsgrad hat sich laut Eigenangaben von 45,7 auf 72,5 Prozent verschlechtert.

Leicht gestiegen ist heuer der Personalstand - von weltweit 19.195 auf 20.485 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Baukrise - Wienerberger-Chef: Wohnbaupaket der Regierung greift nicht

Die Bauwirtschaft steckt tief in der Krise - die Baugenehmigungen sinken, die Zahl der Arbeitslosen steigt. "Der Bauwirtschaft in Österreich geht es nicht gut und wir sprechen hier vor allem für den Hochbau, also Wohnungsneubau", sagte Wienerberger-Chef Heimo Scheuch am Mittwoch im Ö1-"Mittagsjournal". Kreditvergabe und Finanzierbarkeit seien ein Aspekt. Aber auch von der Politik "wurde und wird hier zu wenig getan". Das Baupaket der Regierung bringe noch keine Impulse.

Pakete würden immer gerne verkündet und in den Medien stark diskutiert, so der CEO, bei dessen Baustoffkonzern die Baukrise den Gewinn heuer im ersten Halbjahr von über 220 Mio. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres auf 500.000 Euro pulverisierte. "Bis sie ankommen irgendwo, dauert es sehr lange und ich sehe im heurigen Jahr noch keine positiven Impulse aus diesem Paket", hielt Scheuch fest.

"Außerdem ist es ein sehr komplexes Paket und hilft jetzt unmittelbar, vor allem im leistbaren Wohnungsneubau wenig - da müssten ganz andere Schrauben gedreht werden und sehr rasch gehandelt werden, was ich leider nicht sehe", kritisierte Scheuch.

"Wir müssen auch von öffentlicher Seite sozial im Wohnungsneubau mehr tun", mahnte der Wienerberger-Chef. "Wir haben entsprechende Fördermodelle in Österreich, die zweckentfremdet eingesetzt wurden, über die letzten Jahre - das ist vor allem im Wohnungsneubau der Fall gewesen, in den einzelnen Ländern, in den Bundesländern", konstatierte Scheuch. "Hier zahlt man eigentlich, wenn ich so sagen darf, die Zeche für die verfehlte, für die falsche Politik in den letzten zehn Jahren in Österreich." Da müsse man gegensteuern, eine neue Regierung müsste etwas tun. "Ich sehe es leider im Wahlkampf auch nicht geschehen."

Die öffentliche Hand sieht Scheuch jedenfalls in der Pflicht. "Das Erste ist die Verfügbarkeit von Grund und Boden für den Neubau - das heißt, hier muss es so sein, dass die Spekulation hier herausgenommen wird", betonte der Konzernchef. Die Bau- und Grundkosten hätten sich "extremst verteuert".

"Wenn man über sozialen und leistbaren Wohnbau redet, muss hier eine Stabilisierung eintreten, müssen wir schauen, dass vor allem geförderter Wohnraum nur auf Flächen sein kann, die jetzt nicht durch drei/vier Hände gegangen sind, vorher." Die öffentliche Hand solle das bereitstellen, solle das langfristig verpachten oder vermieten, um hier eine Entspannung der Kosten herbeizuführen. Und zu den Baukosten meinte Scheuch, man könne "deutlich billiger bauen als in den letzten Jahren", indem man Methoden und Produkte einsetze, die günstiger seien.

Der heimischen Bauwirtschaft stehen jedenfalls weiterhin harte Monate bevor. Die Wertschöpfung hat sich heuer erneut verschlechtert. Die Zahl der Beschäftigten ging im Vergleich zum bereits tristen Jahr 2023 um weitere 3 Prozent zurück. Parallel dazu erhöhte sich die Zahl der Insolvenzen von Baufirmen und Zulieferbetrieben.

Bei dieser Entwicklung spielen laut Österreichischem Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) mehrere Faktoren eine Rolle. Die wichtigste Ursache seien aber die Finanzierungskosten. "Die Bauwirtschaft leidet vor allem darunter, dass die Zinsen nach wie vor sehr hoch sind und das verringert natürlich die Kreditaufnahme - und das belastet die Bauwirtschaft in vielen Bereichen", sagte WIFO-Ökonom Marcus Scheiblecker im Ö1-"Mittagsjournal" des ORF-Radios.

Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die Lage bestenfalls in Richtung Stagnation verbessern. "Unsere vorläufigen Indikatoren zeigen für das dritte Quartal jetzt einmal keine weitere Verschlechterung", so der WIFO-Experte. "Ob das aber den Tiefpunkt markiert oder ob da noch was kommt, das bleibt sicher abzuwarten."

Die Wienerberger-Aktie notierte in Wien letztlich 2,05 Prozent höher bei 28,90 Euro.

kre/cgh

APA

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Bildquelle: Wienerberger AG

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