12.03.2013 15:09:31

Weidmann hält Schäuble kurz

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT--Als der Bundesbankpräsident am Dienstagvormittag zur Vorstellung des Jahresberichts 2012 an seinem Arbeitsplatz erschien, da hatte der in Wiesbaden wohnende Jens Weidmann zweieinhalb Stunden Stau hinter sich: Der Schnee hatte das Rhein-Main-Gebiet fest im Griff.

   Und es schneite auch ununterbrochen, während der Bundesbankpräsident den anwesenden Journalisten in der deutschen Außenstelle vor allem eines erklärten musste: Warum der warme Geldregen aus Frankfurt, auf den der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble jedes Jahr wartet, auch 2013 wieder viel dünner ausgefallen ist als erwartet.

   Als er nach über anderthalb Stunden fertig war mit dem Erklären, war so viel klar: Die Bundesbank hat zwar wegen der Krise sehr viel mehr als im Vorjahr verdient - 8,3 statt 4,8 Milliarden Euro - doch hindert sie eben jene Krise und die mit ihr zusammenhängenden Risiken daran, dieses Geld einfach dem Finanzminister zu überweisen. Und weiter: Auch nächstes Jahr kann Schäuble kaum auf mehr hoffen.

   Gerade mal 664 Millionen Euro hat Weidmann dem Bundesbankkonto Schäubles am Morgen gutschreiben lassen. Offiziell geplant hatte der schwäbische Finanzminister mit 1,5 Milliarden Euro. Den Löwenanteil des Zinsüberschusses - 6,7 Milliarden Euro - führte die Bundesbank den Wagnisrückstellungen zu. Zusammen mit den Überweisungen der beiden Vorjahre macht dieser Bilanzposten nun 14,4 Milliarden Euro aus.

   Das "Wagnis", mit dem die Bundesbank im vergangenen Jahr so viel Geld verdiente, bestand einerseits darin, Banken gegen Sicherheiten Kredite einzuräumen und Staatsanleihen zu kaufen. Nach Weidmanns Angaben haben sich im vergangenen Jahr krisenbedingt die "Adressenausfallrisiken" von Krediten und Staatsanleihen erhöht. Von der Möglichkeit, bei der Bundesbank niedrigerwertige Sicherheiten einzureichen, haben die Banken allerdings kaum Gebrauch gemacht.

   Zur Erinnerung: Weidmann hatte gegen eine weitere Lockerung der Anforderungen an Wertpapiere gestimmt, die Banken bei den Zentralbanken der Eurozone einreichen können, wenn sie Kredit haben wollen. Er war dagegen, das Gelddrucken zu erleichtern, und nun ist der dagegen, die aus dem erleichterten Gelddrucken erzielten Gewinne zu "verfrühstücken".

   Gleiches gilt im Prinzip für die nicht unbeträchtlichen Zinsseinnahmen, die die Bundesbank aus den Käufen von Staatsanleihen erzielt hat - Käufe, die sie nach wie vor sehr kritisch sieht, wie sie erneut betonte. Rund 2,9 Milliarden Euro, das ist mehr als ein Drittel der gesamten Nettozinseinnahmen, erzielte die Bundesbank aus Anleihen Italiens, Spaniens, Portugals und Griechenlands.

   Wie hoch die Zinseinnahmen aus griechischen Staatsanleihen waren, wollte Weidmann unter Verweis auf einen entsprechenden Beschluss des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht verraten.

   Wieviel Schäuble jetzt von Weidmann erhalten hat, ist allerdings klar: 664 Millionen Euro. Aber dahinter stecken auch noch ganz andere Gewinnposten als die griechischen Anleihen: Auch Gewinne aus den anderen Anleihen sind dabei, Gewinne aus geldpolitischen Geschäften und nicht zuletzt aus den verzinsten Forderungen gegenüber der EZB, die sich aus dem Zahlungsverkehrssystem Target2 ergeben.

   Dass der warme Geldregen aus Frankfurt im nächsten Jahr stärker ausfallen wird, darauf sollte sich das Bundesfinanzministerium nicht verlassen: Zwar ist das vor drei Jahren angekündigte Programm zur Erhöhung der Wagnisrückstellungen nun beendet. Aber Weidmann machte auf Nachfrage klar, dass damit nicht zwangsläufig die Zeit fetter Ausschüttungen anbricht: "Wir beurteilen die Wagnisrückstellungen zum jetzigen Zeitpunkt als angemessen", sagte er.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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   March 12, 2013 09:39 ET (13:39 GMT)

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