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Gewinne aus dem Labor 24.07.2016 10:00:01

Warum die Sartorius-Aktie weiter steigt

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Eine schleichende Revolution: Immer mehr Medikamente und Impfstoffe werden auf bio­logischer Basis hergestellt. Die Entwicklung der so­genannten Biopharmazeutika ist kompliziert und teuer. Ist der Durchbruch geschafft, wartet die nächste Herausforderung: Die Produkte müssen massenhaft hergestellt werden - und das effizient und sicher. Dabei hilft Sartorius, ein aufstrebendes Unternehmen aus Niedersachsen, das sich gegen Riesen wie General Electric, Danaher und Thermo Fischer behauptet.


Sartorius bietet in seiner Hauptsparte ein Produktport­folio, das nahezu alle Schritte bei der Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen abdeckt. Dazu zählen Zellkulturmedien für die Anzucht von Zellen und Bioreaktoren für deren Vermehrung. Drei Viertel des Umsatzes werden mit Einwegprodukten erzielt. Die sind in der Praxis für den Kunden sicherer als Mehrweg­artikel, weil die Gefahr einer Verunreinigung ausgeschlossen werden kann. Auch die Kosten sind niedriger, und zwar um bis zu 40 Prozent.

Die zweite und nach Umsatz deutlich kleinere Konzernsparte beliefert Labore in Unternehmen und akademischen Forschungseinrichtungen. Einige Kunden stammen aus der Chemie- und Nahrungsmittelindustrie. Verkauft werden Instrumente und Verbrauchsmate­rialien. Laborinstrumente wie Waagen und Pipetten tragen rund 60 Prozent zum Umsatz bei. Den Rest macht die Sparte mit Verbrauchsartikeln wie Filtern und Pipettenspitzen sowie Serviceleistungen. Gestärkt hat Sartorius die Sparte Ende Juni durch die 90 Millionen US-Dollar teure Übernahme des Zell­analysespezialisten Intellicyt aus den USA. Nicht nur dadurch gewinnt Amerika für Sartorius immer mehr an Bedeutung. Im ersten Quartal, noch vor der Übernahme von Intellicyt, steigerten die Niedersachsen ihren Umsatz auf dem Doppelkontinent um 28 Prozent. Amerika macht damit ein Drittel des Gesamtumsatzes aus. Weitere 20 Prozent kommen aus der Region Asien/Pazifik.

Sartorius ist also weltweit gut aufgestellt. Die Dynamik im operativen Geschäft lässt sich an den Geschäftszahlen ablesen: Über die vergangenen fünf Jahre steigerte das im TecDAX notierte Unternehmen seinen Umsatz organisch im Schnitt um neun Prozent. Die operative Marge (Ebitda) wurde um ins­gesamt fünf Prozentpunkte auf 23,6 Prozent verbessert.

Defensives Wachstum

Die Aussichten bleiben gut: Die Eintrittsbarriere für neue Konkurrenten ist hoch, weil die Technologie komplex ist und die Kunden wert auf langfristige Partnerschaften legen. Die wachs­ende Zahl neuer Biotechprodukte dürfte die Nachfrage steigern. Mit zunehmender Größe dürfte die Profitabilität bei Sartorius steigen. Vorstands­chef Joachim Kreuzburg kalkuliert für das Jahr 2020 mit bis zu 27 Prozent Marge.


Einige Analysten spekulieren darauf, dass der Vorstand die Prognose für das laufende Geschäftsjahr anheben wird, vielleicht schon bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Auch darüber hinaus sehen Börsianer Potenzial für die Aktie. Laut Konsensschätzung soll der Umsatz in den beiden kommenden Jahren um jeweils knapp 15 Prozent zulegen. So eine Dynamik ist im aktuellen Wirtschaftsumfeld nur bei sehr wenigen Unternehmen realistisch.

Investor-Info

Sartorius Vz.
Weiter aufwärts

Der Pharmazulieferer gilt als ein gut geführtes und verlässlich wachsendes Unternehmen. Das Geschäftsmodell ist langfristig attraktiv. Die im TecDAX notierte Vorzugsaktie ist auf dem aktuellen Niveau kein Schnäppchen mehr, sollte aber als defensiver Wachstumswert weiter gefragt sein. Die Kursziele der Analysten reichen nach dem Aktiensplit Mitte Juni bis 75 Euro. Wir bleiben vor dem Halbjahresbericht von Sartorius am 25. Juli bei unserer Kaufempfehlung.

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