Autopilot in der Kritik 05.03.2023 17:22:00

Warnung vor Teslas-Autopilot: Tech-Unternehmer Daniel O'Dowd will die Software von der Straße verschwinden lassen

Warnung vor Teslas-Autopilot: Tech-Unternehmer Daniel O'Dowd will die Software von der Straße verschwinden lassen

• Verkehrssicherheits-Behörde hat Beta-Testversion von Full Self-Driving-Software untersucht
• Tesla startet Rückrufaktion für mehr als 360.000 Fahrzeuge
• Tech-Unternehmer Daniel O’Dowd warnt vor Gefahren von Teslas Full Self-Driving


Rückrufaktion: Fahrzeuge erhalten Online-Update

Mitte Februar erst startete der US-Elektroautobauer Tesla eine Rückrufaktion für mehr als 360.000 Fahrzeuge mit der Testversion seiner fortgeschrittenen Fahrassistenz-Software in den USA. Nachdem die Verkehrssicherheits-Behörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) die Test-Version nach mehreren Zwischenfällen und Beschwerden untersucht hatte, wurde Tesla, wie die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf die Rückruf-Notiz berichtet, Ende Januar von der NHTSA zu einer formellen Rückruf-Aktion aufgefordert. Aus der Notiz der Verkehrssicherheits-Behörde gehe hervor, dass Fahrzeuge, die mit Full Self-Driving ausgestattet sind, auf Kreuzungen Stoppschilder missachten und aus Abbiege-Spuren geradeaus fahren könnten. Des Weiteren könnten die Fahrzeuge bei gelbem Ampelsignal ohne die erforderliche Vorsicht auf Kreuzungen fahren und reagierten zum Teil nicht ausreichend auf veränderte Geschwindigkeitsbegrenzungen. Zwar sei Tesla mit der Analyse der NHTSA nicht einverstanden gewesen, habe sich laut dpa aber "aus Vorsicht" für einen freiwilligen Rückruf entschieden. Nun wird bei den insgesamt 362.758 Fahrzeugen der Baujahre 2016 bis 2023 ein Online-Update durchgeführt.

Erneut schwerer Unfall mit einem Tesla

Nur wenige Tage später ereignete sich erneut ein schwerer Unfall, bei dem ein Tesla-Elektroauto in ein stehendes Feuerwehrfahrzeug gefahren ist. Ob bei dem Fahrzeug zum Zeitpunkt des Unfalls das Fahrassistenz-System eingeschaltet war, blieb zunächst unbekannt. Zwar betont der US-Elektroautobauer immer wieder, dass der Autopilot nur ein Assistenzsystem sei und die Fahrer stets die Hände am Lenkrad behalten müssten und jederzeit bereit sein müssten, einzugreifen, doch in der Vergangenheit gab es immer wieder Unfälle, bei denen sich die Fahrer zu sehr auf die Software verließen.

Werbespot warnt vor Gefahren von Teslas Full Self-Driving

Bereits vor der Rückrufaktion und dem neuen Tesla-Unfall, sorgte der kalifornische Tech-Unternehmer Dan O’Dowd für Aufsehen: Er finanzierte, wie die Washington Post berichtete, einen Werbespot, der in einigen US-Landeshauptstädten zur wohl besten Sendezeit des Jahres - am Super Bowl-Sonntag - gespielt wurde und vor den Gefahren von Teslas Full Self-Driving-Software warnen sollte.

Der Werbespot zeigt einen Tesla Model 3, bei dem laut O'Dowd Full Self-Driving eingeschaltet sei, wie er unter anderem Dummys überfährt, die Mittellinie in den Gegenverkehr überquert, in Straßen einfährt, in die er nicht einfahren dürfte und einen haltenden Schulbus überholt.

Bei O’Dowds Werbespot zum Super Bowl handelt es sich laut Washington Post um keine Einzelaktion, sondern um einen Teil einer breiter angelegten Medienkampagne, die sich an die Gesetzgeber im ganzen Land richte. Er hoffe, dass Politiker neue Gesetze erlassen, die das Testen von Fahrerassistenz- und autonomen Fahrfunktionen regeln und Regulatoren wie NHTSA unter Druck setzen, damit sie ihre Untersuchungen der Technologie beschleunigen. Dass es aktuell ausreiche, dass Autohersteller die Fahrer warnen, jederzeit wachsam zu bleiben, wenn sie neue Fahrerassistenzfunktionen ergänzen - auch solche die als Teil eines Selbstfahrpakets vermarktet werden - reiche O’Dowd und anderen Kritikern nicht. "Es besteht keine Dringlichkeit", zitiert ihn die Washington Post. Mit seiner Kampagne versuche er nun die Regierung zu einem schnelleren Handeln zu zwingen und zeigt sich entschlossen: "Es muss von der Straße kommen".

Gene Munster: Musk wird seine Pläne dennoch weiterverfolgen

Gene Munster, langjähriger Aktienanalyst und geschäftsführender Gesellschafter von Deepwater Asset Management, erklärte laut Washington Post bezüglich des Werbespots - noch bevor dieser ausgestrahlt wurde -, dass er Menschen erreichen könnte, die noch keine genaue Vorstellung davon hätten, was das Unternehmen sei. Seiner Meinung nach sei Tesla-Chef Elon Musk allerdings ein "Meister des Spins" und werde seine Pläne einfach weiterverfolgen, auch wenn die Anzeige schlechte Publicity erzeuge. "Letztendlich wird er damit einfach weitermachen, bis jemand, irgendein Leitungsgremium, ihm sagt, dass er das nicht kann", zitiert die Washington Post Munster.

Musk-Unterstützer werfen O'Dowd Interessenkonflikt vor

Das Verhältnis zwischen Tesla-Chef Musk und O'Dowd dürfte schon seit geraumer Zeit angespannt sein. So habe Musk, wie die Washington Post berichtet, O'Dowd in der Vergangenheit für verrückt erklärt und Musks Unterstützer hätten O'Dowd einen Interessenkonflikt vorgeworfen. Hintergrund: Seine Firma Green Hills Software zählt Intels Tochterunternehmen Mobileye, das ebenfalls Fahrerassistenzsysteme entwickelt, zu seinen Kunden. Laut O’Dowd sei Mobileye jedoch nur einer von Hunderten von Kunden und seine Motivation werde ausschließlich von seinen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Teslas Technologie getrieben.

Letztes Jahr hat Tesla sogar eine Unterlassungserklärung herausgegeben, nachdem O’Dowds Dawn Project Aufnahmen von Tesla-Fahrzeugen veröffentlicht hatte, die - während die Full Self-Driving-Software eingeschaltet gewesen sein soll - Kinder-Dummys überfahren hatten.

Redaktion finanzen.at

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