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Wachstum erwartet 01.06.2017 17:23:00

voestalpine: Sondereffekte drückten 2016/17 auf Konzerngewinn - Taskforce für USA eingerichtet

Der Jahresüberschuss verringerte sich im Jahresabstand um 12,5 Prozent von 602,1 auf 527,0 Mio. Euro. Bereinigt um die Sondereffekte wäre das Ergebnis nach Steuern um 5,8 Prozent von 509,8 auf 539,4 Mio. Euro gestiegen, wie der Konzern betonte.

Die Einmaleffekte sind laut voestalpine auf den Erwerb der Mehrheitsanteile an den Unternehmen voestalpine Tubulars GmbH & Co KG, voestalpine Tubulars GmbH und CNTT Chinese New Turnout Technologies per 1. April 2015 zurückzuführen. Diese seien damit erstmals vollkonsolidiert und erstmals in den Konzernabschluss der voestalpine einbezogen worden, wie Unternehmenssprecher Peter Felsbach der APA erklärte. Es habe sich um eine bilanzielle Maßnahme gehandelt, die für die Ertragskraft keine Bedeutung habe.

Vergangenen Herbst nahm die voestalpine nach gut zweieinhalb Jahren Bauzeit ihr neues Roheisenwerk in Corpus Christi (Texas) in Betrieb. Die Gesamtkosten dafür seien ursprünglich mit 742 Mio. Dollar veranschlagt worden und beliefen sich letztlich auf 1,012 Mrd. Dollar. Seit 1. April 2017 ist die Anlage, in der jährlich zwei Millionen Tonnen Eisenschwamm als Vormaterial für die Stahlproduktion hergestellt werden, im Vollbetrieb. Das Werk habe "bereits im ersten Betriebsmonat unter Vollauslastung ein positives Ergebnis erzielt".

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende März) erhöhte sich der Umsatz des Stahl- und Technologieriesen, der weltweit 49.703 Mitarbeiter (plus 2,8 Prozent) beschäftigte, um 2 Prozent von 11,1 auf 11,3 Mrd. Euro. Die Dividende soll von 1,05 auf 1,10 Euro je Aktie angehoben werden.

Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen ging der - nicht bereinigte - Gewinn (EBITDA) gegenüber dem Jahr davor um 2,7 Prozent auf 1,54 Mrd. Euro zurück. Das operative Ergebnis (EBIT) verschlechterte sich um 7,4 Prozent auf 823,3 Mio. Euro, die EBIT-Marge von 8 auf 7,3 Prozent.

Gegen Ende des Geschäftsjahres ging es für den Konzern insgesamt aufwärts - im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres habe die voestalpine "das beste operative Ergebnis" seit fünf Jahren erzielt, teilte das Unternehmen heute, Donnerstag, im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz mit.

"Der sich bereits in den Vorquartalen abzeichnende Aufwärtstrend fand mit einem hervorragend verlaufenen vierten Quartal den erwartet erfreulichen Abschluss", so Wolfgang Eder. Neben einer generell starken Nachfrageentwicklung im Stahlbereich seien vor allem die Kundensegmente Automobil-, Luftfahrt- und Konsumgüterindustrie durch ein hohes Auftragsniveau gekennzeichnet gewesen.

Und zu Beginn des neuen Geschäftsjahres 2017/18 habe sich die Nachfrageentwicklung in vielen Kundensegmenten deutlich positiver dargestellt als vor einem Jahr. Auf Basis der aus diesem Konjunkturverlauf resultierenden Ergebnisse "ist für die erste Jahreshälfte eine starke, deutlich über den Vergleichswerten des Vorjahres liegende Umsatz- und Ergebnisentwicklung zu erwarten", stellte Eder in Aussicht. Eine konkrete Einschätzung des Konjunkturverlaufes in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres werde allerdings erst nach dem kommenden Sommer möglich sein.

"Aus aktueller Sicht zeichnet sich trotz der Unwägbarkeiten in der Einschätzung der zweiten Jahreshälfte für das Geschäftsjahr 2017/18 des voestalpine-Konzerns eine deutlich positive Entwicklung von Umsatz und Ergebnis ab", teilte Eder mit.

voestalpine tritt in den USA auf die Bremse

Der Stahlkonzern voestalpine, der in den vergangenen Jahren massiv in den USA investiert hat, tritt dort jetzt auf die Bremse. Zum einen müssen die getätigten Investitionen sukzessive hereinverdient werden, zum anderen droht der neue US-Präsident Donald Trump mit Strafzöllen und bringt internationale Handelsabkommen ins Wanken. Die voestalpine hat bereits eine eigene Taskforce USA eingerichtet.

"Der Aufwand ist ein enormer", raumte Konzernchef Wolfgang Eder heute, Donnerstag, im Zuge der Bilanzpressekonferenz ein. "Wir sind derzeit dabei, unsere Position rechtlich auszuloten." In den nächsten vier bis acht Wochen soll sich die Lage - auch mit Hilfe von Anwälten in Europa und den USA - klären. Es gebe "massiven Schriftverkehr und aufwendige Ermittlungsverfahren". "Parallel dazu sind wir dabei, Alternativkonzepte für die Produkte, die es betrifft, herauszuarbeiten", so Eder. "Es ist natürlich nicht eine einfache Situation, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen." Mit dem Großteil der Investitionen in den USA habe die voestalpine "keine Probleme". Das Unternehmen stellt sich aber auf einen protektionistischen Kurs in der US-Wirtschaftspolitik ein.

Die voestalpine erzielt in den USA laut Eder derzeit einen Umsatz von 984 Mio. Euro - weltweit sind es über 11 Mrd. Euro. Vom Schwenk in der amerikanischen Wirtschaftspolitik betroffen sei "nur der geringere Umsatzanteil". "Im Wesentlichen geht es um 400 Mio. Euro an Umsatz", so der Konzernchef. "Von der Diskussion nicht erfasst" seien etwa die sieben Weichenstandorte und das neue Roheisenwerk im texanischen Corpus Christi, betonte Eder heute, Donnerstag, im Zuge der Bilanzpressekonferenz.

In den vergangenen fünf Jahren hat die voestalpine den Angaben zufolge 1,2 Mrd. Dollar in den USA investiert - gut 1 Mrd. Dollar davon floss in das neue Roheisenwerk in Texas (Corpus Christi). In Cartersville (Georgia) verstärkte der Konzern den Automotive-Bereich massiv - die dritte Ausbaustufe wird dort in den nächsten sechs Monaten abgeschlossen. "Wir können in dem Tempo in einem einzigen Markt nicht weitermachen; wir hätten - Trump hin und Trump her - in jedem Fall unsere Investitionen in den nächsten Jahren zurückgenommen", so Eder. Für einen Worst Case in den USA habe die voestalpine aber "keine Rückstellungen gebildet", sagte Finanzvorstand Robert Ottel auf Anfrage.

Nach der Großinvestition in Texas - das Werk ist seit 1. April in Vollbetrieb - rechnet der Finanzchef konzernweit "mit einem signifikanten Rückgang der Investitionstätigkeit". Die voestalpine werde aber auch im laufenden Geschäftsjahr 2017/18 "über Abschreibung investieren". Nach über 1 Mrd. Euro 2016/17 dürften es heuer nur 850 bis 900 Mio. Euro werden.

Finanziell fühlt sich der Stahl- und Technologiekonzern gut aufgestellt: Die Nettoschulden stiegen zwar im abgelaufenen Fiskaljahr von 3,1 auf 3,2 Mrd. Euro, doch die Eigenmittel befanden sich mit 6,1 Mrd. Euro (2015/16: 5,7 Mrd. Euro) auf einem Allzeithoch. Der Verschuldungsgrad - die Nettofinanzverschuldung in Relation zum Eigenkapital (Gearing Ratio) - habe sich 2016/17 gegenüber dem Jahr davor von 54,5 auf 53,2 Prozent verbessert.

kre/ivn/tsk/kre/sp

APA

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