Winterkorn kämpft |
12.04.2015 19:19:40
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VW-Führungskrise: Eigentümer-Familien Porsche und Piëch uneins
Piëch hatte dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" überraschend gesagt: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Dies kam einer Demontage seines langjährigen Wegbegleiters Winterkorns (67) gleich. "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist", ließ Wolfgang Porsche als Vertreter der Porsche-Familie am Sonntag in Stuttgart der Deutschen Presse-Agentur mitteilen. Er ist der Sprecher des Porsche-Familienstamms.
RÄTSELRATEN ÜBER DIE MOTIVE PIECHS
Damit steht Piëch mit seinen Äußerungen zunehmend isoliert da. Bisher gab es aus dem VW-Aufsichtsrat keine öffentliche Unterstützung seiner Position. Piëch hatte außerdem gesagt: "Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen." Die Kandidaten dafür seien bereits im Unternehmen. Einzelheiten nannte Piëch aber nicht. Seine Motive für die Äußerungen sind unklar.
Winterkorn ist seit 2007 VW-Vorstandsvorsitzender. Sein Vertrag läuft Ende nächsten Jahres aus. Konzerninsider hatten zuletzt übereinstimmend berichtet, dass Winterkorn Piëch im Kontrollgremium ablösen dürfte. Nur der Zeitpunkt schien unklar. So ließ es auch Winterkorn zuletzt offen, ob für ihn eine Vertragsverlängerung infrage komme.
WINTERKORN KÄMPFT UND LÄCHELT
Winterkorn selbst denke nicht daran, den Bettel hinzuwerfen und sich von Piëch vom Hof jagen zu lassen, wie die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" aus dem Unternehmen erfuhr. Die "Bild am Sonntag" zitierte einen "Vertrauten" Winterkorns mit den Worten: "Piëch will ihn killen, aber Winterkorn kämpft."
Bei der Eröffnung der Hannover Messe am Sonntagabend ließ sich Winterkorn nichts anmerken. Lächelnd schritt er Seite an Seite mit Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) über den roten Teppich. Für Fotos stand er bereit, für Fragen nicht.
NIEDERSACHSEN UND BETRIEBSRAT STEHEN HINTER WINTERKORN
Weil hatte sich bereits am Freitag hinter Winterkorn gestellt, ebenso wie VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Beide sitzen im VW-Aufsichtsrat. Weil sagte: "Ich halte eine öffentliche Diskussion über die Spitzen von VW für schädlich." Für eine Abberufung Winterkorns durch den Aufsichtsrat müsste sich dieser laut Aktiengesetz eine "grobe Pflichtverletzung" zuschulden kommen lassen oder "unfähig zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung" sein. Das Mitbestimmungsgesetz regelt zudem, dass für sein Aus eine Zweidrittelmehrheit im Kontrollgremium nötig ist.
Die Aussagen Piëchs kommen einem Erdbeben bei Volkswagen gleich. Piëch hatte VW einst selbst geführt. Zu Winterkorn besaß er jahrzehntelang ein großes Vertrauensverhältnis. Ohne Piëch, das bisher Konsens, fällt bei VW keine zentrale Entscheidung.
STRATEGISCHE PROBLEME
Der "Spiegel" führt für die Verstimmung zwischen Winterkorn und Piëch auch große strategische Probleme an, vor denen Volkswagen allem Erfolg zum Trotz steht. Die Gewinnkraft der Kernmarke VW-Pkw hinkt der Konkurrenz hinterher. Daher greift seit vergangenen Sommer ein milliardenschwerer Sparplan. Im Juli gibt Winterkorn das Amt als VW-Markenchef, das er in Personalunion mit seinem Chefposten im Konzern führt, an den früheren BMW-Vorstand Herbert Diess ab.
In den USA fehlen zudem die richtigen Modelle, so dass VW seit Jahren in einem wachsenden Markt - dem nach China zweitgrößten der Welt - Anteile verliert. In Summe werden diese Probleme verdeckt durch den insgesamt seit Jahren laufenden Rekordkurs des Konzerns, der sich mit großem Tempo bei Absatz, Umsatz und Gewinn verbessert. Der Rivale General Motors ist schon überholt. Nur noch Toyota (Toyota Motor) als weltgrößter Autokonzern liegt vor Volkswagen./loh/DP/zb
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