Investitionsplanung im Fokus |
13.11.2020 18:18:00
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VW erhöht Ausgaben in E-Mobilität und Digitalisierung kräftig
- E-Mobilität: Nach den vergangenes Jahr angepeilten 33 Milliarden Euro legt der Konzern mit jetzt 35 Milliarden Euro über die nächsten fünf Jahre noch einmal eine Schippe drauf. Gerade startete mit dem Kompaktwagen ID.3 der erste Vertreter einer komplett neu entwickelten Reihe von E-Fahrzeugen, bald folgen der Klein-SUV ID.4 und der größere ID.5. Weltweit werden Werke auf die Fertigung solcher Typen umgerüstet. Bis 2030 sollen im Konzern etwa 70 reine E-Modelle und 60 Hybridmodelle auf dem Markt sein. 19 Millionen der 26 Millionen gebauten Fahrzeuge sollen auf dem einheitlichen Elektrobaukasten basieren, die meisten der übrigen 7 Millionen auf einer neuen Grundstruktur für Oberklassen-Autos. In zehn Jahren will die VW-Gruppe zudem 7 Millionen zusätzliche Hybridwagen produziert haben.
- Software und Digitales: Ziel ist es, einen Großteil der Betriebssysteme vernetzter Autos selbst programmieren und hier die Fertigungstiefe deutlich zu erhöhen - ein Kernprojekt von Vorstandschef Herbert Diess. Auch für das autonome Fahren und neue Dienstleistungen sind neue Schnittstellen zwischen Auto, Hersteller und Serviceanbieter nötig. Der für Digitalisierung vorgesehene Fünf-Jahres-Betrag wächst mit 27 Milliarden Euro gegenüber der Planung aus 2019 auf etwa das Doppelte. Eine konzerninterne Software-Organisation schafft neue Jobs, während in klassischen Bereichen Stellen abgebaut oder umgewandelt werden. Auch in der Produktion werden immer mehr Prozesse mit digitaler Technik gefahren.
- Neue Technologien insgesamt: Für die zentralen neuen Themen, die die Autobranche in den nächsten Jahren beschäftigen werden, gibt der VW-Konzern bis einschließlich 2025 rund 73 Milliarden Euro aus. Auch das ist deutlich mehr als in der 2019er Planung (60 Mrd Euro) und fast die Hälfte der veranschlagten Gesamtsumme von 150 Milliarden Euro. Die chinesischen Gemeinschaftsunternehmen FAW und SAIC sind hierbei noch nicht inbegriffen.
- Werke und Modelle in Niedersachsen: Auf das Stammland des Konzerns entfallen diesmal mehr als 16 Milliarden Euro, der Löwenanteil der Summe für Deutschland (20 Mrd. Euro). Für Aufsehen sorgt dabei vor allem die Teilsumme von 4,5 Milliarden Euro für die Marke der leichten Nutzfahrzeuge. Hier geht es nicht nur um deren eigene Elektro-Pläne wie den Kleinbus ID.Buzz, den Ausbau der polnischen Werke oder die Kooperation mit Ford, sondern auch um ein neues E-Oberklassemodell ("D-SUV"), das in Hannover für andere Konzernmarken in drei verschiedenen Varianten gebaut werden soll. Dafür gibt der Konzern mindestens 680 Millionen Euro aus. Es könnte sich dabei um den "Tesla-Fighter" für AUDI, Porsche und Bentley handeln, mit dem VW den US-Pionier in der Oberklasse angreifen will. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte: "Das werden die Flaggschiffe der Elektromobilität für den gesamten Konzern sein."
Das Hauptwerk Wolfsburg bekommt ebenfalls ein großes Stück vom Kuchen, hier sollen unter anderem ein Nachfolger für den Tiguan sowie ein neuer Groß-SUV ähnlich dem in China hergestellten Modell Tayron angesiedelt werden. VW zieht auch sämtliche Varianten des Kernmodells Golf in der Zentrale zusammen. Laut Betriebsrat fließen mehr als drei Milliarden Euro in die größte Autofabrik der Welt. Weil und Betriebsratschef Bernd Osterloh sehen gute Chancen für ein eigenes Wolfsburger E-Modell in der nächsten Planungsrunde.
Emden muss ab 2023 - wie erwartet - auf den Passat verzichten, der nach dem Aus für einen Standort in der Türkei nun nach Bratislava in der Slowakei geht. Als Ersatz bekommt der Standort an der Nordseeküste nach dem ID.4 ein weiteres vollelektrisches Modell mit dem Aero. Eine Milliarde Euro werden investiert. Das Werk Osnabrück erhält weitere Mittel für das Cabrio des T-Roc, laut Weil könnte es auch hier Perspektiven für die E-Mobilität geben.
Auch die internen Zulieferwerke werden mit neuem Geld bedacht. In Braunschweig, wo etwa Batteriesysteme, Achsen und Lenkungen produziert werden, sollen mehr als 870 Millionen Euro ausgegeben werden. Das Motorenwerk Salzgitter, auf dessen Areal derzeit auch eine eigene Batteriezellfabrik entsteht, erhält rund 800 Millionen Euro. In Batterietechnologien fließt dort nach Unternehmensangaben rund eine Milliarde Euro.
- Sonstige Werke und Modelle: Für die sächsischen Standorte in Zwickau, Dresden und Chemnitz sind 1,2 Milliarden Euro vorgesehen, vor allem zur Ausweitung der Kapazitäten für E-Modelle. Dem Getriebewerk in Kassel wurden 1,3 Milliarden Euro zugeteilt, hier geht es ebenfalls vor allem um Komponenten für die E-Mobilität. Einzelheiten zu den Investitionen in den USA und China wurden noch nicht genannt, ebenso die Verteilung bei den Marken Audi, Porsche, Skoda, Seat sowie den schweren Nutzfahrzeugen von MAN und Scania. In Mexiko soll die Produktion mit 198 Millionen Euro ausgebaut werden.
VW-Betriebsratschef Osterloh: Politik muss mehr tun im Umbruch der Branche
Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh hat die Politik erneut zu einer stärkeren Unterstützung der Autoindustrie im Umbruch aufgefordert. "Mindestens genauso wichtig wie Milliardenbudgets sind ein gemeinsames Verständnis für den Wandel und ausreichend Planungssicherheit", sagte Osterloh am Freitag in Wolfsburg im Anschluss an die Investitionsplanungsrunde des Autobauers. Dafür brauche es alle, Belegschaft, Führungskräfte, Vorstand und die Politik. "An Letztere denke ich besonders mit Blick nach Berlin und Brüssel und Dauerbrenner-Themen wie Ladeinfrastruktur und schnelles Internet", sagte Osterloh. VW setze auf klimafreundlichere Antriebe und stärkere Vernetzung.
Die Autoindustrie verstärkt in der Corona-Krise den Druck auf die Regierungen, sich beim Aufbau der Ladenetze für Elektroautos stärker ins Zeug zu legen. Am Freitag forderte der Verband der Automobilindustrie (VDA) eine gemeinsame Konferenz aus Bund, Ländern, Kommunen und Vertretern wichtiger anderer Branchen. "Ich möchte einen Ladenetz-Gipfel mit allen Playern, und der sollte noch vor Weihnachten stattfinden", sagte Verbandschefin Hildegard Müller dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND).
Daran sollten auch Vertreter der Gebäudewirtschaft, Mineralölfirmen, Parkhausbetreiber und Flughäfen teilnehmen. "Wir brauchen die neuen Akteure am Tisch, alle, die für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur mitziehen müssen", sagte Müller.
(Dow Jones / dpa-AFX)
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