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07.10.2013 15:49:31

VW-Betriebsrat will weiter Arbeitnehmervertretung für US-Werk

   Von Ilka Kopplin

   Der Betriebsrat von Europas größtem Autobauer Volkswagen will trotz teilweise heftiger Kritik die Gespräche um eine Arbeitnehmervertretung im US-Werk Chattanooga weiter vorantreiben und dafür auch mit der umstrittenen Autogewerkschaft UAW verhandeln. Eine geplante US-Reise von Vertretern des VW-Managements und des Betriebsrats sei zwar kürzlich wegen eines technischen Defekts am Flugzeug verschoben worden, soll aber sobald wie möglich nachgeholt werden.

   "Demokratie endet für uns nicht an den Werkszäunen", sagte Bernd Osterloh, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats von Volkswagen. "Dieser Grundsatz ist nicht verhandelbar."

   Volkswagen möchte in dem Werk in Tennessee einen Betriebsrat einrichten. Die United Auto Workers (UAW) bemüht sich dort seit längerem um die Zustimmung der Mitarbeiter. Doch viele Mitarbeiter und auch viele Politiker stehen der Auto-Gewerkschaft kritisch gegenüber. Denn der Konflikt um den Einfluss der UAW ist in den USA hochpolitisch und hat tiefe Wurzeln. So führen einige Branchenexperten die Pleite der beiden Autobauer GM und Chrysler auch darauf zurück, dass die UAW zu teure und unflexible Tarifverträge für ihre Mitglieder herausgeschlagen hat, an denen die Autobauer in der Wirtschaftskrise dann erstickten.

   Der Betriebsrat von Volkswagen hält aber an den Plänen fest, für die Mitarbeiter im US-Werk eine Mitarbeitervertretung zu schaffen - und will darüber auch mit der UAW reden. "Wer VW kennt, der weiß, dass es naiv ist, anzunehmen, bei uns würden Arbeitnehmerrechte außen vor gehalten", betonte Osterloh. Aktuell beschäftige man sich mit den juristischen Grundlagen zum Aufbau eines Betriebsrats in Chattanooga.

   Nach derzeitigem Wissensstand brauche es für eine betriebliche Arbeitnehmervertretung mit echten Mitbestimmungsrechten zwingend eine Gewerkschaft als Partner, sagte er weiter. "Die UAW ist für einen solchen Weg offen und ist bereit, eigene Rechte an einen Betriebsrat abzutreten, in dem Angestellte wie Arbeiter gleichermaßen vertreten sein sollen."

   Dass gegen diesen Volkswagen-Weg nun vermehrt Kritik öffentlich geäußert wird, verwundert Osterloh nicht. "Für uns ist keineswegs überraschend, dass nun auch die UAW-Gegner laut werden." In einem Interview mit dem Handelsblatt hatte sich US-Senator Bob Corker am Montag zu Wort gemeldet und die Gewerkschaft UAW als "negativen Standortfaktor" bezeichnet. VW sei naiv zu glauben, das deutsche Modell der betrieblichen Mitbestimmung nach Amerika exportieren zu können. "Es wäre einer der größten Fehler ihrer Firmengeschichte", sagte Corker mit Blick auf Volkswagen.

   Zudem gibt es auch innerhalb des Werks vermehrt Widerstand gegen die UAW. Bis Ende vergangener Woche hätten 563 der etwa 2.000 Beschäftigten an einer Unterschriftensammlung gegen die UAW teilgenommen. "Wir sammeln weitere Unterschriften", sagte Mike Burton, der den Widerstand gegen die Autogewerkschaft organisiert.

   Osterloh will dennoch weiterhin mit allen Beteiligten sprechen. In den kommenden Wochen soll deshalb die US-Reise nachgeholt werden. Man wolle gleichermaßen mit Kollegen aus Chattanooga sowie mit UAW-Befürwortern und -Gegnern sprechen, sagte Osterloh. Dazu zählt Osterloh auch ausdrücklich die beiden politischen Lager Demokraten und Republikaner, die man "an den Tisch holen" will.

   "Gemeinsam lässt sich sicherlich am besten ein Modell entwickeln, dass den Beschäftigten in Chattanooga eine wirksame Mitsprache bietet", sagte er. Zurzeit leiste man rechtliche Grundlagenarbeit. "Wenn es in die nächste Stufe geht, die inhaltliche Gestaltung, dann werden wir alle einladen, mit uns an einem solchen Modell zu arbeiten."

   Osterloh wies zudem auf die positive Rolle hin, die der Betriebsrat als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat bei wichtigen Unternehmensentscheidungen spiele. "Denn aktuell geht es auch um ein weiteres Modell für unseren US-Standort." Als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat wisse man, wie wichtig das Fahrzeug für Chattanooga sei. Deshalb sei man im Sinne der US-Kollegen "für eine solche Vergabe offen", sagte er. Darüber wolle man unter anderem mit Senator Corker und Bill Haslam sprechen, dem republikanischen Gouverneur von Tennessee, der ebenfalls als ein ausgesprochener Gegner der Mitbestimmung in Chattanooga gilt.

   Kontakt zum Autor ilka.kopplin@dowjones.com

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