Ausblick bestätigt |
04.05.2022 17:55:00
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VW-Aktie dennoch leichter: Volkswagen kann Umsatz leicht steigern
In den ersten drei Monaten verzeichnete Volkswagen laut Mitteilung bei um ein Fünftel rückläufigen Verkäufen ein leichtes Umsatzplus um 0,6 Prozent auf 62,74 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis kletterte, wie bereits seit Vorlage der Eckzahlen Mitte April bekannt, auf 8,5 Milliarden von 4,8 Milliarden Euro. Die operative Marge stieg sogar auf 13,5 von 7,7 Prozent. Grund für den rasanten Anstieg sind hohe Zuflüsse aus Finanzinstrumenten, mit denen sich VW gegen höhere Rohstoffpreise abgesichert hat. Der Konzern hat deutlich weniger für Rohstoffe gezahlt als aktuell am Markt üblich, weshalb ein hoher Buchgewinn entstand. Nach Steuern verdoppelte VW den weiteren Angaben vom Mittwoch zufolge den Gewinn auf 6,72 Milliarden Euro.
Für das Gesamtjahr rechnet VW weiterhin mit einer operative Umsatzrendite zwischen 7,0 und 8,5 Prozent. Der Umsatz soll um 8 bis 13 Prozent und die Auslieferungen um 5 bis 10 Prozent steigen. VW rechnet mit einem besseren Halbleiterangebot im zweiten Halbjahr. Diese Prognose ist allerdings abhängig vom weiteren Verlauf des Kriegs in der Ukraine und dem weiteren Verlauf der Corona-Pandemie mit den Auswirkungen auf das Geschäft und die Weltwirtschaft.
Volkswagen Kernmarke bekräftigt Margenziel für 2023
Volkswagen rechnet für seine Kernmarke trotz zunehmend steigender Kosten und anhaltender Belastungen aus der Pandemie kommendes Jahr mit einer deutlich besseren Profitabilität. "An dem Ziel von 6 Prozent operativer Umsatzrendite in 2023 halten wir (...) fest", wird Volkswagen-CFO Alexander Seitz in der Mitteilung zum Ergebnis des ersten Quartals zitiert. Die Prognose sei aber abhängig vom weiteren Verlauf des Kriegs in der Ukraine und den Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.
Aktuell sei die Nachfrage sowohl bei Verbrennern als auch nach E-Autos "unverändert sehr gut". Der Auftragsbestand über alle Antriebsarten liege auf einem historischen Höchststand vom mehr als 670.000 Fahrzeugen in Europa.
Im ersten Quartal erwirtschaftete die Marke VW laut Mitteilung eine bereinigte operative Umsatzrendite von 3,4 Prozent - eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahreswert von 2,8 Prozent. Während der Umsatz wegen rückläufiger Autoabsätze um 15 Prozent auf 14,9 Milliarden Euro sank, kletterte das bereinigte operative Ergebnis auch dank guter Verkaufspreise um 5 Prozent auf 513 Millionen Euro.
Für 2022 gab VW wie bisher keine konkrete Prognose. Vergangenes Jahr hatte der Wolfsburger Konzern mit der Kernmarke eine bereinigte Rendite von 3,3 Prozent erzielt.
VW-Chef Diess: Expansion in USA mit Fokus auf Elektroautos
Der Volkswagen-Konzern will die geplante Expansion in den USA vorwiegend mit der Ausweitung der Produktion für Elektroautos untermauern. Zunächst solle die Produktion im bestehenden US-Werk in Chattanooga in etwa verdoppelt werden, sagte VW-Chef Herbert Diess am Mittwoch. Die Wolfsburger fahren die Fabrik in dem US-Bundesstaat Tennessee bislang mit geringer Last bei 150 000 bis 200 000 Autos Kapazität jährlich, sozusagen als "halbe Fabrik", wie Diess es in einer Pressekonferenz formulierte. Für das Hochfahren des Werks sei eine Erweiterung der Lackieranlage und etwa im Karosseriebau nötig.
"Klar reicht der Ausbau der Kapazität in Chattanooga allein nicht, um dem Ziel von 10 Prozent Marktanteil auch nur nahezukommen", sagte der Manager. "Daher denken wir sicherlich auch über zusätzliche Kapazitäten nach, aber das ist noch nicht entschieden, ob das in den Vereinigten Staaten oder in Mexiko sein wird - höchstwahrscheinlich in den USA."
"Der Fokus wird klar auf Elektroautos liegen - das sehen wir als historische Chance, um Marktanteile in den Vereinigten Staaten zu gewinnen", sagte Diess. Der VW-Chef hat sich bereits länger zum Ziel gesetzt, nach dem Dieseldebakel mit den illegal geschönten Abgaswerten in dem wichtigen nordamerikanischen Absatzmarkt wieder anzugreifen. Zuletzt gelang vor allem mit mittelgroßen Stadtgeländewagen (SUV) wie dem Atlas und dem Tiguan in den USA die Rückkehr in operativ schwarze Zahlen. In diesem Jahr startet vor Ort die Produktion des vollelektrischen ID.4.
VW fährt trotz jüngster Erfolge den auf dem US-Markt seit vielen Jahren erfolgreichen japanischen Massenherstellern wie Toyota, Honda und Nissan sowie den großen US-Konzernen weiter hinterher. Die Kernmarke VW Pkw verkaufte im vergangenen Jahr 375 030 Autos in den USA, das waren gut 15 Prozent mehr als im stark coronabelasteten Vorjahr 2020. Der gesamte US-Automarkt lag im vergangenen Jahr bei gut 14,9 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen - die Marke VW allein kam also auf rund 2,5 Prozent Marktanteil.
VW-Finanzchef: Hohe Rohstoffpreis-Belastung, mehr Geld für Software
VW-Finanzvorstand Arno Antlitz sieht wegen der enormen Inflation bei Energie und Rohstoffen in diesem Jahr weitere zusätzliche Kosten auf den Konzern zukommen. "Wie hoch diese Belastung ausfallen wird, können wir derzeit aber noch nicht genauer quantifizieren", sagte er am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur und der Nachrichtenagentur dpa-AFX zu den aktuellen Einschätzungen für den Rohstoffeinkauf.
Bei Energie spiele die Verteuerung für die Volkswagen-Gruppe hingegen eine eher "untergeordnete Rolle". Denn hier versuche man, die Mehrausgaben unter anderem durch die gleichzeitig weiterlaufenden Sparprogramme aufzufangen. Außerdem setze VW nach wie vor auf Absicherungsgeschäfte gegen allzu starke Preisschwankungen.
2021 habe der Konzern die Fixkosten von gut 23 auf 19 Milliarden Euro gedrückt. "Ziel ist es, das Niveau dieses Jahr zu halten", sagte Antlitz. Bei der Kernmarke VW Pkw ist geplant, die festen Kosten bis 2023 um 5 Prozent im Rahmen bestehender Programme zu senken.
Auch das Preisniveau für Neu- und Gebrauchtwagen ist zurzeit hoch. Dabei kommt einerseits die Verknappung des Angebots infolge der Chipkrise zum Tragen, zum anderen leiten die Hersteller die noch vorhandenen Halbleitermengen oft in gewinnträchtigere Oberklasseautos um. Wie stark mögliche weitere Preissteigerungen bei Energie und Rohmaterialien auf die Endkundenpreise durchschlagen, lässt sich noch nicht näher beziffern. Der Autozulieferer Continental erwartet in diesem Jahr rund 3,5 Milliarden Euro an eigenen Mehrausgaben.
Unabhängig von den Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und den neuen Corona-Lockdowns in China will VW auch bei seiner Software-Sparte Cariad mehr investieren. "In diesem Jahr planen wir rund 3 Milliarden Euro für Cariad ein, das kann auch nächstes Jahr noch einmal etwas ansteigen", sagte Antlitz. Im ersten Quartal erhöhten sich die Verluste um weitere 222 Millionen Euro - das liege aber vor allem an den nötigen Anschubfinanzierungen.
"Cariad verdient sein Geld dann später damit, dass die Marken Lizenzgebühren zahlen", so der VW-Finanzchef. "Aktuell müssen wir für die Entwicklung unserer drei großen Softwarepakete noch die Vorleistungen bringen, im Schnitt sind das weiter rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr." Wenn die Plattformen, die beispielsweise auch für Audi entwickelt werden, einmal fertig sind, werde es entsprechende Rückflüsse geben. Konzernchef Herbert Diess erwartet, dass Cariad wahrscheinlich um das Jahr 2026 herum profitabel wirtschaften wird.
Die VW-Aktie stieg via XETRA zunächst, rutschte im Verlauf jedoch ins Minus. Letztlich ging es 1,12 Prozent runter auf 148,52 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones) / WOLFSBURG (dpa-AFX)
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