Produktionszeit verkürzen |
16.12.2020 17:16:00
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VW-Aktie steigt auf Hoch seit Februar: Volkswagen will Stammwerk fit für Wettbewerb mit Tesla machen
Das Auto soll bereits auf dem Nachfolge-Baukasten des aktuellen Systems MEB basieren und könnte eine Stückzahl von mindestens 300 000 pro Jahr erreichen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Volkswagen will so auch den US-Rivalen Tesla, der zunehmend auf etwas günstigere Fahrzeuge im Massengeschäft setzt, mit weiteren Elektromodellen angreifen. Dazu soll die zugehörige Produktionstechnik und -software optimiert werden, um deutlich kürzere Fertigungszeiten zu erreichen.
Der Konzern hatte das Vorhaben schon zu Beginn der Woche angedeutet. Am Montagabend beschlossen die Kontrolleure auf Druck von Vorstandschef Herbert Diess zunächst verschiedene Top-Personalien - es ging im Gegenzug aber auch um weitere Investitionen, bei deren frühzeitiger Beratung sich Betriebsratschef Bernd Osterloh offenbar durchsetzen konnte. Ursprünglich hatte das E-Modell für Wolfsburg erst bei der nächsten, langfristig ausgerichteten Investitionsrunde im kommenden Herbst besprochen werden sollen.
Das Vorziehen gilt als Zugeständnis an die Belegschaftsvertretung, die schon länger mehr Modelle für den Stammsitz fordert. Dieser war bei den bisherigen Plänen für einen mittelfristigen Komplettumbau in Richtung E-Mobilität wie in Zwickau, Emden oder Hannover sowie in einigen Auslandsfabriken noch leer ausgegangen.
"Der Konzernsitz Wolfsburg soll mittelfristig die richtungsweisende Fabrik für die hochautomatisierte Fertigung von Elektrofahrzeugen werden", erklärte Volkswagen. "Dort soll das künftig führende Elektrofahrzeug der Marke Volkswagen Pkw auf der Grundlage hoch produktiver und auch in Bezug auf Kosten wettbewerbsfähiger Standortbedingungen gebaut werden."
Bei einer Online-Veranstaltung mit Managern ging Diess Insidern zufolge außerdem näher auf die Überlegungen für eine künftige Kernrolle von Software und IT in der Konzernführung ein. "Wir glauben, dass wir uns in der IT auch noch verstärken müssen mit einem eigenen Vorstandsressort, mittelfristig", nach Angaben aus dem Teilnehmerumfeld. "Da hoffe ich, dass wir im nächsten Jahr noch mal was präsentieren können."
Grundsätzlich gibt es auch diese Forderung schon länger. VW baut derzeit seine interne "Software-Organisation" aus, Hauptziel ist eine Erhöhung des Anteils selbstprogrammierter Systeme für Autos und Anlagen. Der erste Chef der Sparte, Christian Senger, war jedoch im Sommer kurz nach dem Start der Einheit von Audi-Chef Markus Duesmann abgelöst worden. Senger leitet nun die Entwicklung des autonomen Fahrens, das bei den VW-Nutzfahrzeugen in Hannover angedockt ist.
Audi ist im Konzern unter anderem für das "Artemis"-Projekt zuständig, bei dem ein neues Bordnetz für Fahrzeuge der VW-Gruppe entwickelt wird. Auch das für Wolfsburg geplante E-Volumenmodell der Kernmarke könne später damit unterwegs sein, hieß es. Während in der Autoindustrie immer mehr klassische Jobs in der Verbrenner-Produktion unter Druck geraten, investieren die Unternehmen in die Ausweitung alternativer Antriebe und digitaler Vernetzung. Im VW-Konzern fließen bis zum Jahr 2025 mehr als 73 Milliarden Euro allein in diese Themen.
Osnabrücker VW-Werk sucht nach Produktions-Aufträgen
Dem Osnabrücker VW-Werk steht eine Durststrecke bevor. "Frühestens 2023 wird ein wirklich neues Fahrzeug in Osnabrück in Serie gehen können", sagte der Standortleiter des Werks, Jörn Hasenfuß, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bis dahin liege eine schwierige Zeit vor dem VW-Standort. Mitarbeiter können befristet ins VW-Werk Emden wechseln. Realistisch betrachtet hätten sie auch 2022 keine Beschäftigung in Osnabrück.
Vom kommenden Jahr an ist das T-Roc-Cabrio das einzige Fahrzeug, das in Osnabrück produziert wird, nachdem Porsche einen Produktions-Vertrag von 8500 Fahrzeugen frühzeitig gekündigt hatte. Wegen der Corona-Pandemie habe es keine klassische Markteinführung für das T-Roc-Cabrio gegeben; VW habe die Marketing-Budgets zugunsten des Golf, des ID.3 und anderer Fahrzeuge zusammengestrichen. In Deutschland liegen laut Hasenfuß die Verkaufszahlen des T-Roc-Cabrios bei etwas über 10 000, im europäischen Ausland finde es fast gar nicht statt.
Chancen sehe er für den Standort Osnabrück in einem modular aufgebauten Wagen, so dass für verschiedene VW-Konzernmarken unterschiedliche Derivate wie Coupé oder Roadster gebaut werden könnten. "Wir wollen in Osnabrück selbst Produkte entwickeln und diese in Kleinserien produzieren", sagte Hasenfuß. Sein Team kämpfe auch darum, Überlaufproduktionen oder Sonderserien nach Osnabrück zu holen.
Bei VW in Osnabrück arbeiten rund 2400 Menschen. Das Werk kam nach der Insolvenz des Traditionsunternehmens Karmann vor etwa zehn Jahren zu Volkswagen.
So reagiert die VW-Aktie
Die Vorzugsaktien von Volkswagen sind am Mittwoch weiter im Rally-Modus und auf ein Hoch seit Februar gestiegen. Zeitweise kosten sie im XETRA-Handel mit einem Plus von 3,05 Prozent 154,90 Euro, womit sie im ebenfalls kräftig steigenden DAX einen der Spitzenplätze einnehmen. Im Autosektor insgesamt war die Stimmung sehr gut.
Am Vortag hatten die Papiere des Wolfsburger Autobauers bereits von der Unterstützung des Aufsichtsrats für Konzernchef Herbert Diess profitiert. Nun stufte die Investmentbank Stifel Europe die Titel von "Hold" auf "Buy" hoch mit einem von 138 auf 179 Euro angehobenen Kursziel. Kosteneinsparungen stünden klar im Fokus des Autobauers, schrieb Analyst Daniel Schwarz. Volkswagen dürfte sich auf seine Stärken zurückbesinnen, etwa die einzigartigen Größenvorteile sowie die führende Position bei Elektroautos. Der Aktienkurs habe noch reichlich Nachholpotenzial.
/mis
WOLFSBURG (dpa-AFX)
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