Diesel-Sonderkosten 27.10.2017 15:33:42

VW-Aktie legt zu: Operative Ergebnisprognose angehoben

VW-Aktie legt zu: Operative Ergebnisprognose angehoben

Allerdings stellte Finanzchef Frank Witter am Freitag den angehobenen Ausblick unter die Bedingung, dass Sondereinflüsse herausgerechnet werden. Mit einem solchen Schritt war von Finanzanalysten gerechnet worden.

Im dritten Quartal fiel das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern erneut besser aus als erwartet. Doch unter dem Strich kam den Konzern die jüngste Milliardenbelastung wegen der Dieselaffäre wieder teuer zu stehen.

Die Anleger sahen mehr Licht als Schatten im Zahlenwerk und schickten die Vorzugsaktie von Volkswagen am Freitagnachmittag um fast 4 Prozent hoch: Dax-Spitze. Seit Jahresbeginn hat sich die VW-Aktie mit plus 13 Prozent jedoch etwas schlechter entwickelt als der deutsche Leitindex.

Die um Sonderkosten bereinigte Umsatzrendite bezogen auf das Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll nun im Gesamtjahr moderat über 7 Prozent liegen, wie Volkswagen in Wolfsburg mitteilte. "Näher an 7 Prozent als an 8 Prozent", präzisierte Witter in einer Telefonkonferenz. Zuvor waren 6 bis 7 Prozent ohne die Herausrechnung von Sondereinflüssen erwartet worden. Von Juli bis September betrug das bereinigte operative Ergebnis 4,32 Milliarden Euro - 15 Prozent mehr als vor einem Jahr, und auch deutlich besser als von Experten gedacht.

NordLB-Analyst Frank Schwope lobte die aktuelle Geschäftsentwicklung und den besseren Ausblick: Der weltgrößte Autokonzern habe trotz des Diesel-Skandals operative Stärke gezeigt. Aufgrund der starken Position in China sowie des kräftigen Wachstums in zahlreichen Regionen dürfte VW auch 2017 größter Automobil-Verkäufer weltweit vor Toyota werden.

"Eine Menge Zuversicht" zog Finanzvorstand Frank Witter aus den Zahlen. "Das ist ein starkes Fundament, auf das wir aufbauen können." Konzernchef Matthias Müller nannte das Zwischenergebnis "beeindruckend", es untermauere das Vertrauen der Kunden.

Wegen der zusätzlichen Milliardenkosten für den Rückruf und die Nachrüstung manipulierter Dieselfahrzeuge in Nordamerika kam es unter dem Strich aber zu einem deutlichen Gewinneinbruch. Im dritten Quartal rutschte der Gewinn um über die Hälfte auf 1,14 Milliarden Euro ab. Ende September hatte VW bekanntgegeben, dass Verzögerungen bei dem ohnehin schon kostspieligen Programm noch einmal viel Geld kosten würden - den Betrag bezifferte VW nun auf 2,6 Milliarden Euro. Das Vorhaben erweise sich als "erheblich langwieriger und technisch anspruchsvoller" als angenommen, hieß es. Damit stieg die Rechnung für die Bewältigung der Abgaskrise auf über 25 Milliarden Euro.

"Was dich nicht umbringt, macht dich stärker", kommentierte Bernstein-Analyst Max Warburton die Ergebnisse. Am Ende des Jahres könne die operative Rendite mehr als nur "moderat" über den ursprünglichen Zielen liegen. Bei VW schienen die steigenden Gewinne eine "waschechte Geschichte" zu sein.

Trotz allem sei der Abgasskandal noch lange nicht abgearbeitet und werde weiter große Anstrengungen erfordern, betonte Witter: "Es gibt noch sehr viel zu tun, aber wir können mit dem bisher Erreichten durchaus zufrieden sein." Allein in diesem Jahr müsse VW wegen "Dieselgate" mit Abflüssen von 14,5 Milliarden Euro rechnen. Zuvor hatte Experte Schwope nach den neuen Rückstellungen vom "Wiederaufflammen des Dieselskandals" gesprochen. Er geht davon aus, dass die Gesamtkosten auf bis zu 35 Milliarden Euro steigen könnten.

Ansonsten lief es aber weitgehend rund bei VW: Die Wolfsburger machten von Juli bis September 55 Milliarden Euro Umsatz - 5,8 Prozent mehr als vor einem Jahr. VW hat in dem Zeitraum mit seinen Marken 2,65 Millionen Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert, ein Plus von 6,3 Prozent.

Auch bei der wichtigen Kernmarke kommt der Konzern mit dem Sparprogramm weiter voran, VW Pkw hat im dritten Quartal erneut mehr Gewinn abgeworfen. Das um Sonderkosten wie für die Dieselaffäre bereinigte operative Ergebnis des größten Konzernteils kletterte im Jahresvergleich mit rund 728 Millionen Euro auf das Doppelte. Zwar sind die Ergebniszahlen nicht direkt mit dem Vorjahreswert vergleichbar, weil VW viele ausländische Importeursgesellschaften nicht mehr zur Marke zählt. Das schlägt sich aber vor allem im Umsatz nieder. Die Kernmarke profitiert laut Konzern vor allem von dem im vergangenen Jahr auf den Weg gebrachten milliardenschweren Sparpakt.

Im schwelenden Kartellverdacht gegen die deutsche Automobilindustrie machten die Wolfsburger im Zwischenbericht auch öffentlich, dass sie einen Antrag auf Kronzeugenregelung gestellt haben. Der Konzern sowie die betreffenden Marken kooperierten bereits seit längerem "vollumfänglich" mit der EU-Kommission, hieß es. Auch Daimler hatte einen entsprechenden Antrag gestellt. Bei der EU-Kommission läuft derzeit eine Voruntersuchung./men/das/jha/

WOLFSBURG (dpa-AFX)

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