Nach Klage |
09.06.2022 15:55:39
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VW-Aktie im Minus: Gericht untersucht Gender-Leitfaden von Audi
Der Autobauer hatte im vergangenen Jahr eine Unternehmensrichtlinie zu gendersensibler Sprache erlassen. Der Kläger stört sich daran, dass dadurch in der Kommunikation mit ihm Gender-Formen wie der Unterstrich ("Mitarbeiter_innen") genutzt werden sollen.
Wie ein Sprecher des Gerichts erläuterte, wird der Richter bei dem Termin zunächst versuchen, eine gütliche Einigung zwischen den Parteien zu erreichen. Sollte diese nicht gelingen, werde anschließend gleich die Hauptverhandlung beginnen.
Audi hatte im März 2021 "zur besseren Sichtbarkeit geschlechtlicher Vielfalt" einen Leitfaden für gendersensible Sprache eingeführt. Dabei geht es darum, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schriftlich gendersensibel kommunizieren sollen. Audi schlägt entweder neutrale Formulierungen ("Führungskraft" statt "Chef") oder den sogenannten Gender-Gap vor, mit dem die männliche und die weibliche Form mit einem Unterstrich verbunden wird - so werden auch aus den bisherigen "Audianern" die "Audianer_innen".
Die beiden Anwälte des Klägers betrachten das Verfahren auch als eine Art Musterprozess. "Das ist eine Frage, die die Gesellschaft berührt", sagte Rechtsanwalt Dirk Giesen.
Unterstützt wird die Klage von dem Verein Deutsche Sprache, der das Gendern generell ablehnt und von einer "Ideologie" spricht. "Unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung wird durch das Gendern das Kommunikationsmittel Sprache geopfert", schimpft der Verein. Andere Organisationen der Sprachpflege äußern sich weniger deutlich, verweisen wie die Gesellschaft für deutsche Sprache mitunter aber darauf, dass beim Gendern trotzdem die grammatikalischen Regeln eingehalten werden sollten.
Audi selbst will zu dem laufenden juristischen Verfahren keine konkrete inhaltliche Erklärung abgeben. Davon abgesehen gelte aber, dass das Unternehmen eine Organisationskultur pflegen wolle, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt sei, sagte Audi-Sprecher Wolfgang Schmid. "Die Verwendung gendersensibler Sprache bedeutet eine Kommunikation, die alle Geschlechter und geschlechtlichen Identitäten wertschätzt und berücksichtigt."
Wann es in dem Verfahren ein Urteil gibt, ist bislang noch unklar. Der weitere Fortgang dürfte von dem Ergebnis des ersten Prozesstages abhängen. Zivilverfahren dauern häufig wesentlich länger als Strafprozesse und können sich in die Länge ziehen.
Volkswagen: Geplantes Verbrenner-Aus 'ambitioniert, aber erreichbar'
Der VW -Konzern hält das vom EU-Parlament angestrebte Verbot von Neuzulassungen für Verbrennerautos ab 2035 grundsätzlich für einen durchsetzbaren Schritt. Damit sei ein "ambitioniertes, aber erreichbares Ziel" formuliert worden, hieß es am Donnerstag aus Wolfsburg. Man habe einen solchen Beschluss schon erwartet. "Die Wende zur Elektromobilität ist unumkehrbar. Sie ist die ökologisch, technologisch und wirtschaftlich einzig sinnvolle Möglichkeit, um Verbrennungsmotoren schnellstmöglich zu ersetzen."
Bisher hat die Volkswagen-Gruppe insgesamt unter Verweis auf regional unterschiedliche Nachfragebedingungen kein festes, eigenes Datum für einen generellen Ausstieg aus Verbrennerantrieben genannt. Dies löste bei Klimaschützern Kritik aus. Einige Marken des größten europäischen Autokonzerns haben jedoch angekündigt, sich schrittweise und örtlich abgestuft aus der Benziner- und Dieseltechnologie zu verabschieden sowie bald keine neuen Motorgenerationen dafür mehr zu entwickeln.
Aus Sicht der Wolfsburger Zentrale signalisieren die politischen Pläne auf EU-Ebene nun "Planungssicherheit für die Unternehmen und Verbraucher". Zurzeit laufen auch noch intensive Verhandlungen über neue Regeln für den Ausstoß schädlicher Stickoxide (NOx) - mehrere Autobauer hatten in diesem Zusammenhang vor technisch unrealistischen Standards oder hohen Folgekosten für die Kunden gewarnt.
Volkswagen will sein Angebot an Elektro- und Hybridwagen in den kommenden Jahren ausbauen. Es sind weitere Milliarden-Investitionen vorgesehen, manchen Umweltorganisationen geht der Umbau aber nicht schnell genug. Außerdem setzt VW bei Pkw allein auf Batterietechnik, Brennstoffzellen-Technik etwa wird hier gerade nicht weiter verfolgt.
Der Konzern forderte, dass parallel zur wachsenden E-Modellpalette das Verkehrssystem rasch umgebaut werden müsse. "Wichtig ist jetzt, dass die politischen Ziele auch durch entsprechende politische Maßnahmen in allen Mitgliedstaaten unterlegt werden. Dazu gehören eine ausreichende Versorgung mit Batteriezellen, ein viel schnellerer Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine beschleunigte Energiewende."
VW stellt Co-Fertigung in Russland ein - Abfindung für Beschäftigte
Der VW-Konzern zieht sich aus der Produktion im russischen Montagewerk Nischni Nowgorod an der Wolga zurück und bietet den Beschäftigten eine Abfindung, wenn sie selbst kündigen. Hintergrund ist, dass am Standort bisher eine gemeinsame Fertigung mit dem Autobauer Gaz lief - dessen Miteigentümer Oleg Deripaska steht im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg auf westlichen Sanktionslisten. Zunächst gab es eine befristete Ausnahmegenehmigung für den Weiterbetrieb, die zuletzt aber nicht verlängert wurde, wie es am Donnerstag aus Wolfsburg hieß. Zuvor hatte auch die russische Tageszeitung "Kommersant" über die jüngste Entwicklung berichtet.
"Mitarbeitern, die ihren Vertrag bis zum 17. Juni aufkündigen, wurden sechs Monatsgehälter versprochen. Wer bis zum 29. Juni kündigt, dem fünf", schrieb das Blatt. Insgesamt geht es um rund 200 Arbeiter, wie ein VW-Konzernsprecher am Nachmittag bestätigte. In Nischni Nowgorod waren die Wolfsburger bislang an einer sogenannten CKD-Produktion beteiligt. Dies ist kein Komplettbau - stattdessen werden fertige Bauteilgruppen und Systeme zugeliefert und zu Autos montiert. Für die eigenen Kollegen in der bestehenden Auftragsfertigung gebe es nun keine Perspektive mehr, hieß es. "Die Partnerschaft ist beendet."
Die Fabrik in Nischni Nowgorod, wo VW bis zum Jahresbeginn Modelle seiner Kernmarke sowie der Tochter Skoda zusammenbauen ließ, gehört zum Gaz-Konzern. Zu Sowjetzeiten war dieser etwa bekannt für die Wolga-Limousinen. Am 25. Mai traten US-Sanktionen gegen Gaz in Kraft.
In Kaluga 150 Kilometer südwestlich von Moskau hat VW ein eigenes Werk. Seit dem 3. März steht die Produktion still, Grund sind Ersatzteilprobleme wegen der westlichen Strafmaßnahmen. Bislang hat die Volkswagen-Gruppe noch keine Entscheidung über einen möglichen endgültigen Rückzug vom russischen Markt bekanntgegeben.
Die Autobranche in Russland durchlebt eine schwere Krise. Praktisch alle Hersteller mussten ihre Fertigung wegen Teilemangels einstellen. Selbst der heimische Autobauer Avtovaz ließ monatelang die Produktion ruhen. Nach einer Wiederinbetriebnahme der Fließbänder am Mittwoch musste das Unternehmen schon am Donnerstag erneut eine Unterbrechung für mindestens eine Woche ankündigen. Der Absatz von Neuwagen ist in Russland seit dem Beginn des Krieges um über 80 Prozent eingebrochen.
Via XETRA fällt die VW-Aktie zwischenzeitlich um 2,44 Prozent auf 155,90 Euro.
/uvo/DP/zb
INGOLSTADT (dpa-AFX)
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