Entscheidung steht bevor 05.09.2022 11:55:00

VW-Aktie im Minus: Entscheidung über Börsengang der VW-Tochter Porsche AG rückt näher - Blume plant Leitung beider Firmen

VW-Aktie im Minus: Entscheidung über Börsengang der VW-Tochter Porsche AG rückt näher - Blume plant Leitung beider Firmen

"Für mich war die Doppelfunktion eine Voraussetzung", sagte Blume der "Bild am Sonntag". "Die beiden Rollen ergänzen sich ideal: operativ eng in die Prozesse und Technologien einer Marke eingebunden sein, um strategisch im Konzern die richtigen Entscheidungen zu treffen." Beim geplanten Börsengang von Porsche könnte derweil in der kommenden Woche die nächste Hürde genommen werden.

Blume nannte es in der "Bild am Sonntag" einen "Riesenvorteil", dass er bereits für die vier Konzernmarken Audi, Seat, Volkswagenvz und Porsche gearbeitet hat. "Ich habe ein großes Netzwerk, kenne die Stärken und Schwächen von VW genau. Deshalb brauche ich keine 100 Tage Einarbeitungszeit. Am Donnerstag haben wir sofort mit Tempo losgelegt." Er sei nicht angetreten, um Stellen abzubauen, sagte Blume. "Mir ist wichtig, zunächst bei den Produkten anzusetzen."

Bereits am Donnerstag hatte Volkswagen bestätigt, dass der Anfang 2022 auf ein Dutzend Manager erweiterte Vorstand wieder gestutzt wird. Vertrieb, Beschaffung, Produktion und Entwicklung sollen demnach in einer Art "Synergien-Ressort" aufgehen - dieses firmiert zusätzlich als "erweiterte Konzernleitung". Dadurch bleiben insgesamt neun Einzelposten auf der obersten Führungsebene übrig. Blume selbst werde sich als Vorsitzender "dabei auf Strategie, Qualität, Design sowie die Software-Tochter Cariad konzentrieren", hieß es am Donnerstag nach einem Beschluss des Aufsichtsrats.

Der strukturelle Umbau hat dabei fast keine Auswirkungen auf die personelle Besetzung. Auf oberster Ebene bleiben neben Blume der neue VW-Hauptmarkenchef und Koordinator des Massengeschäfts, Thomas Schäfer, Audi- und Oberklassen-Chef Markus Duesmann, der Personalvorstand und Chef der Truck-Sparte, Gunnar Kilian, sowie China-Chef Ralf Brandstätter. Außerdem gehören Rechtschef Manfred Döss, Technikchef Thomas Schmall, IT-Chefin Hauke Stars und Finanzchef Arno Antlitz zum Kernteam des Konzernvorstands. Antlitz soll übergangsweise einige Funktionen zusammen mit Blume ausfüllen, Grund dafür ist der mögliche Börsengang der Porsche AG in den kommenden Monaten.

Bei diesem wichtigen Projekt könnte Volkswagen schon in der neuen Woche Nägel mit Köpfen machen: Wie das Unternehmen am Samstag mitteilte, befassen sich Vorstand und Aufsichtsrat in ihren Sitzungen am 5. September 2022 mit der Ankündigung eines möglichen Börsengangs der VW-Sportwagentochter Ende September oder Anfang Oktober. Zudem solle über die Zustimmung zu einem Verkauf eines Viertels der Stammaktien plus einer Aktie der Porsche AG an die VW-Holding Porsche SE entschieden werden. VW hatte im Februar mitgeteilt, einen solchen Schritt zu prüfen.

Mit dem milliardenschweren Verkauf der Anteile an dem Sportwagenbauer würden die Familien Porsche und Piëch, die bei der Porsche SE das Sagen haben, eine Sperrminorität bei der Porsche AG bekommen. Damit könnten wichtige Entscheidungen nicht ohne sie getroffen werden.

Sollte sich beide Unternehmen auf diesen Anteilserwerb verständigen, hinge ein Börsengang der Porsche AG dann noch unter anderem von der Entwicklung des Aktienmarktes insgesamt ab, teilte Porsche SE mit.

Sollten sich beide Unternehmen auf diesen Anteilserwerb verständigen, hinge ein Börsengang der Porsche AG dann noch unter anderem von der Entwicklung des Aktienmarktes insgesamt ab, teilte Porsche SE am Wochenende mit.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte Ende August unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass die VW-Luxusmarke trotz des getrübten Marktumfeldes mit bis zu 85 Milliarden Euro bewertet werde. Damit wäre das Börsendebüt eines der grössten aller Zeiten in Europa. Branchenexperten hatten zuvor für die Porsche AG bei normalen Rahmenbedingungen mit einer Bewertung von 80 bis 100 Milliarden Euro gerechnet.

Bei den Wolfsburgern seien bereits Vorbestellungen eingegangen für mehr als die wohl angebotene Aktienzahl, die eine Bewertung von 60 bis 85 Milliarden Euro implizierten, hatte es geheissen. Zu den Interessenten an dem Porsche-Börsengang gehörten die US-Fondgesellschaft T Rowe Price Group und der Staatsfonds von Katar. Die Porsche AG habe aber auch das Interesse von Milliardären wie Dietrich Mateschitz, dem Gründer des Energy-Drink-Herstellers Red Bull, sowie LVMH-Chef Bernard Arnault geweckt.

Kein Stellenabbau geplant

Trotz der Umstellung der Produktion auf Elektromobilität plant der neue VW-Chef Oliver Blume keinen Arbeitsplatzabbau beim Autokonzern, wie er der Bild am Sonntag sagte. "Bei Porsche haben wir mit der Elektromobilität Personal aufgebaut", sagte Blume der Zeitung. "Entscheidend sind attraktive Produkte. Darüber entsteht wirtschaftlicher Erfolg. Und der sichert Arbeitsplätze. Er sei nicht angetreten, um Stellen abzubauen, so der VW-Chef. Ihm sei wichtig, zunächst bei den Produkten anzusetzen.

Die steigenden Energiepreise könnten an einigen Stellen zu Preissteigerungen führen, doch sei das von Modell zu Modell und innerhalb der Marken unterschiedlich, sagte Blume weiter. Die Corona-Krise, die Halbleiterkrise und der Ukraine-Krieg seien nicht spurlos an den Lieferketten vorbei gegangen. Das merke VW auch an den Produktionszahlen. "Es werden mehr Autos bestellt, als wir produzieren können. Die langen Wartezeiten sind für die Kundinnen und Kunden ärgerlich, sorgen bei uns aber für volle Auftragsbücher und eine Produktionsauslastung für die nächsten Monate."

Trotz zunehmender politischer Spannungen mit China und weiteren Vorwürfen zu Menschenrechtsverletzungen in der Uiguren-Region Xinjiang will Blume an dem VW-Werk dort festhalten: "Es geht darum, unsere Werte in die Welt zu tragen. Auch nach China, auch in die Uiguren-Region", sagte er der Zeitung. Wichtig sei ihm, "dass wir in allen drei großen Absatzmärkten Europa, Nordamerika und China in etwa gleich gut aufgestellt sind. Mit geopolitischen Krisen werden wir in den nächsten Jahrzehnten rund um den Globus immer wieder zu tun haben." In Russland habe man aufgrund des Angriffs auf die Ukraine die Volkswagen-Produktion gestoppt. Die EU-Sanktionen unterstützt Blume voll und ganz: "Wir müssen von Situation zu Situation entscheiden. Dabei geht es um Werte, nicht um Geschäftszahlen."

Die VW-Aktie verliert via XETRA zeitweise 2,03 Prozent auf 145,94 Euro.

WOLFSBURG/STUTTGART (dpa-AFX) / Dow Jones Newswires

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