Hohe Kosten 14.05.2019 13:37:48

Volkswagen-Chef Diess wirbt für weiteren Umbau des Konzerns - Aktionäre üben Kritik

Volkswagen-Chef Diess wirbt für weiteren Umbau des Konzerns - Aktionäre üben Kritik

Volkswagen kämpfe an "einigen Stellen noch mit schwerfälligen Strukturen, komplexen Prozessen und hohen Kosten", sagte Diess den Aktionären. Großen Ballast könne sich der DAX-Konzern nicht leisten.

Der Aufsichtsrat des Konzerns hat unmittelbar vor der Aktionärsversammlung diverse Maßnahmen beschlossen, um den Umbau von VW zu beschleunigen. Unter anderem soll die Truck-Tochter Traton, in der das Lkw-Geschäft von MAN und Scania gebündelt ist, möglichst noch vor der Sommerpause an die Börse gebracht werden. Zudem wird für den Schiffsmotorenhersteller MAN Energy Solutions ein Partner gesucht, auch ein kompletter Verkauf ist möglich.

Investoren haben dem Wolfsburger Konzern in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeworfen, die komplexen Strukturen nicht schnell genug aufzubrechen und Randgeschäfte zum Verkauf zu stellen. Diess, der nun seit gut einem Jahr an der Spitze des Konzerns steht, hat sich zum Ziel gesetzt, VW schlanker aufzustellen und so auch auf Profit zu trimmen.

Ein entscheidendes Jahr auch mit Blick auf den Umbau sei 2019, sagte der Manager den Aktionären laut Redetext. Operativ sei der Start in das neue Jahr gut gewesen. Der Ausblick für dieses Jahr, wonach VW der Umsatz um bis zu 5 Prozent steigen soll und die bereinigte operative Marge zwischen 6,5 bis 7,5 Prozent liegen soll, sei weiter erreichbar. 2018 bezeichnete der frühere BMW-Manager als "gutes Jahr". "Zum Geschäftsjahr gehört allerdings nochmals auch die Dieselkrise. Sie ist und bleibt ein tiefer Einschnitt", so Diess. Die Krise sei aber auch der Startschuss für die Neuausrichtung des Konzerns gewesen. VW sei weiter unterbewertet und es gäbe noch "viel Potenzial für eine Steigerung des Unternehmenswertes".

VW-Aktionäre kritisieren zögerlichen Konzernumbau

Die Volkswagen-Konzernspitze erhält während der Hauptversammlung viel Kritik von Aktionären für den aus ihrer Sicht zu zögerlichen Umbau. Kritisch hinterfragen Investoren auch den massiven und mit Risiken behafteten Schwenk zur Elektromobilität.

"Der angekündigte Traton-Börsengang ist zwar zu begrüßen", sagte Ingo Speich vom Sparkassenfonds Deka während der Hauptversammlung. Allerdings habe VW in den vergangenen Monaten viel Zeit verloren. VW-Chef Herbert Diess müsse den Umbau von VW stärker voranbringen, forderte Speich. Zweifel äußerte er auch an den Kontrollmechanismen vor allem mit Blick auf den Dieselskandal. Die Transparenz sei nicht angemessen. "Aus Sicht von Corporate Governance ist VW das traurige Schlusslicht im DAX", so Speich.

Kritik an der Transparenz kam auch von Michael Viehs vom britischen Fondsmanager Hermes. Es sei beispielsweise nicht klar, wie VW die Klimaziele wirklich erreichen wolle. Mit Blick auf den Aufsichtsrat kritisierte Viehs die Besetzung mit Blick auf die Unabhängigkeit, Erfahrung und Kompetenz. "Auch vier Jahre nach Ausbruch des Dieselskandals ist die Besetzung des Aufsichtsrates fraglich", so Viehs. Das Kontrollgremium wird beispielsweise von Hans Dieter Pötsch geleitet, er war unter dem früheren CEO Martin Winterkorn Finanzvorstand.

Zufrieden äußerte sich Viehs mit den bisher von Herbert Diess auf den Weg gebrachten Maßnahmen zur Neuausrichtung des Konzerns. Viehs lobte besonders die Elektrostrategie, mit der VW "klar auf die Überholspur" wechsele. Das sei ein erster Schritt und VW sei ambitionierter als viele Wettbewerber. Ulrich Hocker, Präsident der Schutzvereinigung DSW fragte hier, ob VW den Zeitplan für Elektromodelle einhalten werde. Zudem müsse der Konzern darlegen, dass angesichts des zunehmend größeren Angebots an Elektromodellen die Belieferung von Batteriezellen gesichert sei.

VW-Konzernvorstand Stefan Sommer erklärte daraufhin, dass es ausreichend Kapazitäten für Batteriezellen geben werde. Der Wolfsburger Konzern wird derzeit vor allem von den asiatischen Unternehmen SKI, LG Chem und CATL versorgt. Später plant VW den Aufbau einer eigenen Fertigung voraussichtlich in Niedersachsen mit einem Partner.

BERLIN (Dow Jones)

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Bildquelle: ODD ANDERSEN_AFP_Getty Images,ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images,Robert Hradil/Getty Images

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