Assistenzfunktionen 03.05.2022 16:49:00

Volkswagen-Aktie stärker: QUALCOMM liefert Teile an VW für autonomes Fahren - QUALCOMM-Aktie leichter

Volkswagen-Aktie stärker: QUALCOMM liefert Teile an VW für autonomes Fahren - QUALCOMM-Aktie leichter

Die Amerikaner übernehmen ab Mitte des Jahrzehnts die Ausstattung verschiedener neuer Modelle aus Europas größter Autogruppe, wie die VW-Software-Sparte Cariad am Dienstag bekanntgab.

Dabei geht es um ein "System on Chip", das für Technologien rund um komplexe Assistenzfunktionen bis zum selbstfahrenden Wagen konzipiert wurde. VW-Chef Herbert Diess kündigte an, alle Konzernfahrzeuge, die später einmal einheitliche Software von Cariad bekommen, würden mit der QUALCOMM-Technik ausgerüstet. Der 2026 startende Trinity etwa soll auf einer komplett neuen Plattform entstehen. Gleichzeitig arbeite man mit den Partnern Intel und Mobileye intensiver als bisher zusammen.

Die Wolfsburger hatten im Januar angekündigt, sich bei der Software für autonome Fahranwendungen Unterstützung von Bosch zu holen. Bosch wiederum will sich in dem Bereich mit Zukäufen verstärken.

Bei der Hardware verfolgt VW parallel Pläne zum Aufbau eines eigenen Chipdesigns. Als Vorbild gilt der Elektroautokonzern Tesla. Die Kooperation mit QUALCOMM sei auch ein wichtiger Schritt, Cariads eigene Fähigkeiten bei Hochleistungshalbleitern zu stärken, hieß es.

Grundsätzlich will der Konzern in den kommenden Jahren mehr interne Kapazitäten schaffen, um passgenaue Systeme zur Verfügung zu haben. Die QUALCOMM-Teile seien geeignet, präzise an die geplante Software-Plattform angepasst zu werden, erklärte Cariad.

Bisher soll es in der Abstimmung noch Reibereien geben. Töchter wie Audi oder Porsche haben separate IT-Konzepte. Bei einer Veranstaltung der "Wolfsburger Allgemeinen Zeitung" und der "Wolfsburger Nachrichten" sagte Diess: "Dieser Aufbau der Software-Kompetenz ist der größte Umbruch, den die Automobilindustrie meistern muss. Dass wir gut unterwegs sind, finde ich schon." Nach den schwierigen Anläufen beim Golf 8 und ID.3 seien neuere Software-Versionen besser gelungen.

Der Wandel vom reinen Autobauer zum Digitalkonzern mit eigener IT-Entwicklung sei "ein Thema, das wir auch in fünf Jahren noch nicht endgültig gelöst haben werden". Tesla habe ebenfalls lange gebraucht. Der Strukturbruch sei "dramatisch und auch ein bisschen traumatisch für unsere Industrie", sagte Diess.

QUALCOMM rüstet bereits einige andere Autobauer aus. Mittelfristig zumindest einen Teil der Elektronikanwendungen im Fahrzeug auf einer Grundarchitektur selbst zu entwerfen, gilt jedoch als sinnvoll - auch in Anbetracht der Halbleiterkrise. So können Hersteller Steuergeräte-Elemente direkt mit den Chipproduzenten vereinbaren, statt auf Vorprodukte dazwischen geschalteter Zulieferer angewiesen zu sein. Zudem soll die eigene Software laufend updatefähig bleiben.

Ziel ist es, eigenhändig entworfene Systeme "ins Auto zu schicken", wie Diess sagte. "Das ist für unsere Industrie eine ganz große Herausforderung, weil wir bisher Software kaum selbst gemacht haben - das hat der Bosch, der Conti für uns gemacht. Wir haben das dann gekauft mit den Rechnern."

Im VW-Aufsichtsrat gehört der bisher etwas ruckelige Start von Cariad zu den Themen, die von strategischer Bedeutung sind. "Wir müssen als Unternehmen auch unsere Kompetenzbasis beim Thema Chipdesign deutlich anreichern und das gesamte Geschäft durchdringen, damit wir in der Lage sind, hier eigene Beiträge zu leisten", sagte Chefkontrolleur Hans Dieter Pötsch im vergangenen Jahr. Die neue Betriebsratschefin und Aufsichtsrätin Daniela Cavallo sieht ebenso ein zentrales Thema. "Das ist hier erkannt - doch bis das letztlich alles aufgebaut ist, vergeht eine gewisse Zeit", meinte sie jüngst. VW hat auch rund zwei Milliarden Euro in das mit Ford betriebene Start-up Argo AI gesteckt.

QUALCOMM ist noch in weiteren Bereichen aktiv. Die Kalifornier stellen etwa Hauptprozessoren für Smartphones her, und ihre Technik steckt auch in Apple-Produkten.

Volkswagen bekräftigt: Werden 2026 mit Level 4 starten

Anlässlich der offiziellen Verkündung der Zusammenarbeit von Volkswagen mit dem US-Chipkonzern QUALCOMM bekräftigt der Wolfsburger Konzern seine Pläne für das automatisierte Fahren nach Level 4 in vier Jahren. "Im Jahr 2026 werden wir mit unserem Volkswagen-Projekt #Trinity für das automatisierte Fahren Level 4 bereit sein - dafür brauchen wir einen leistungsstarken Chip", heißt es in einem Beitrag von VW-CEO Herbert Diess auf Linkedin. Für den Elektrowagen Trinity des Konzerns soll eine neue Fabrik in Wolfsburg entstehen.

"Das vernetzte und autonom fahrende Auto der Zukunft ist ein Hochleistungsrechner auf Rädern. Dahinter stecken enorm komplexe Rechenleistungen", so Cariad-CEO Dirk Hilgenberg in einer Mitteilung. Die Chips des US-Konzerns sollen ab Mitte des Jahrzehnts in allen Automarken des Konzerns eingesetzt werden. Details zum finanziellen Volumen nannte VW am Dienstag nicht.

Das Handelsblatt hatte am Montag darüber berichtet, dass sich VW bei der Entwicklung des automatisierten Fahrens langfristig an QUALCOMM bindet. Der Vertrag soll ein Volumen von gut 1 Milliarde Euro haben.

Cariad ist die Software-Tochter von Volkswagen. Nach einem Vorstandsumbau des Konzerns Ende vergangenen Jahres hatte CEO Diess die Verantwortung für Cariad übernommen. Für eine beschleunigte Entwicklung des automatisierten Fahrens hat VW vergangenes Jahr eine Kooperation mit dem Autozulieferer Bosch abgeschlossen. Cariad soll mit Bosch eine einheitliche Softwareplattform für Fahrzeuge der Markengruppen des DAX-Konzerns aufbauen. Diese soll zunächst Funktionen bereitstellen, bei denen Fahrer die Hände zeitweise vom Lenkrad nehmen können, zunächst das sogenannte "Level-2-Hands-Free-Systeme" für Stadt, Land und Autobahn. Beim vollautomatisierten Fahren nach Level 4 sollen Autos dann phasenweise komplett alleine fahren können, also auch ohne Insassen zum Beispiel in Parkhäusern.

VW-Aktien notieren im XETRA-Handel zeitweise 2,06 Prozent fester bei 150,26 Euro. Für QUALCOMM-Aktien geht es im NASDAQ-Handel jedoch zeitweise um 1,25 Prozent nach unten auf 143,45 US-Dollar.

WOLFSBURG / SAN DIEGO / FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones Newswires)

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