Rauswurf |
08.05.2023 17:51:00
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Volkswagen-Aktie stabil: VW-Chef Blume will sich offenbar von Vorstand der IT-Tochter Cariad trennen
Ein Sprecher des Volkswagen-Konzerns sagte am Freitagabend auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, "wir analysieren aktuell die Situation der Cariad und der Projekte sehr genau". In diesem Zuge seien bereits Entscheidungen getroffen und zum Beispiel die Software-Architekturen zeitlich geordnet worden. "Mögliche Beschlüsse zu personellen Änderungen wurden nicht gefasst", sagte der Sprecher.
Zur Zukunft der Software-Einheit hieß es, es sei immer betont worden, dass an Cariad festgehalten werde: "Für den Volkswagen-Konzern ist und bleibt der Ausbau unserer Software-Kompetenz eine wichtige Komponente für die Attraktivität unserer Produkte."
Im VW-Konzern ist der Aufbau eines Softwaregeschäfts das zentrale Zukunftsthema neben dem Ausbau der E-Mobilität. Schwerpunkt der neu gegründeten IT-Sparte Cariad ist die Entwicklung einer eigenen Auto-Software. Doch das Thema erwies sich als deutlich komplexer.
Der 2022 abgetretene Vorstandschef Herbert Diess hatte eine Plattform für volldigitalisierte E-Fahrzeuge ab 2026 angepeilt. Weil es jedoch Verzögerungen gab, wuchs der Unmut - insbesondere bei den Töchtern Porsche und Audi, die erklärten, Oberklasse-Kunden sollten nicht allzu lange auf neue Funktionen warten müssen. Abstimmungs- und Entwicklungsprobleme bei Cariad hatten Modelleinführungen verschoben. Diess' Nachfolger Oliver Blume entzerrte die Software-Strategie.
Laut "Business Insider" sollen die beiden Premium-Marken Porsche und Audi Druck auf den VW-Chef ausgeübt haben. Sie halten demnach wenig von der Arbeit bei Cariad und fürchten um weitere Verzögerungen bei wichtigen Fahrzeugmodellen. Im ersten Quartal 2023 weitete Cariad den Verlust gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht von 416 Millionen auf 429 Millionen Euro aus. Der Konzern verwies auf den hohen Investitionsbedarf.
Volkswagen tauscht Führung seiner Software-Sparte Cariad aus
Volkswagen wechselt nach den Startschwierigkeiten und Verzögerungen in der Entwicklung eigener Auto-Software das Führungspersonal der zuständigen Sparte Cariad aus. Unter anderem solle der Bentley-Manager Peter Bosch den bisherigen Chef Dirk Hilgenberg ablösen, teilten die Wolfsburger am Montag mit.
Zuvor hatte der Aufsichtsrat der IT-Tochter unter Leitung von VW (Volkswagen (VW) vz)-Konzernchef Oliver Blume die Personalie beschlossen. Bosch soll Anfang Juni die Cariad-Spitze übernehmen und dann auch die Finanzen, den Einkauf sowie die interne Informationstechnologie steuern.
"Peter Bosch ist der richtige CEO zur richtigen Zeit", sagt Oliver Blume, Volkswagen-CEO und Aufsichtsratsvorsitzender von Cariad. "Er ist Stratege, Umsetzer und Teamplayer. Das hat er bei Bentley erfolgreich bewiesen. Er kennt den Volkswagen Konzern gut und hat zudem umfassende Change- und Beratungserfahrung."
Wie die Zukunft Hilgenbergs aussieht, ist nach Informationen aus Unternehmenskreisen noch nicht geklärt. Sein Nachfolger Bosch ist bei der britischen Oberklasse-Marke Bentley bislang für die Produktion verantwortlich. Außerdem sollen "zwei ausgewiesene Software-Experten" in den Cariad-Vorstand einziehen, wie Volkswagen ankündigte. Namen wurden hier noch nicht genannt. Derzeit gehören noch Thomas Sedran als Finanzchef und Lynn Longo als Entwicklungschefin zur Führungsriege. Personalvorstand Rainer Zugehör soll dort bleiben.
Die hauseigene Software-Entwicklung von Volkswagen hatte in den letzten Jahren mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Vor dem vergangenen Wochenende hatte es bereits Berichte gegeben, wonach der im September 2022 als neuer Vorstandsvorsitzender angetretene Blume das Top-Management von Cariad absetzen und eine weitere Reform der Abläufe durchziehen wolle. Nun gibt es eine Entscheidung. Am Mittwoch treffen sich auch die VW-Aktionäre zur Hauptversammlung.
Eine der ersten Handlungen Blumes - er hatte nach dem Abtritt von Herbert Diess die VW-Spitze übernommen und führt parallel Porsche - war es im Herbst, die Zeitpläne zur Programmierung fertiger Versionen bei Hauptmarke, Audi und Porsche zu entzerren. Die einflussreichen Töchter in Ingolstadt und Stuttgart hatten die Strategie von Cariad hinter den Kulissen mehrfach kritisiert. Verspätungen führten dazu, dass sich Modellanläufe verzögerten und beträchtliche Zusatzkosten aufliefen. Die Oberklasse-Anbieter befürchteten, es könnte weitere teure Aufschübe geben, falls Cariad zuerst auf der Entwicklung einer für alle Konzernmarken passenden Einheits-Software beharre.
Eigentlich war bis 2026 eine IT- und Elektronik-Plattform geplant, die sich am künftigen volldigitalisierten VW-Kernmodell Trinity orientiert. Sie wurde bis zum Ende des Jahrzehnts vertagt. Ziel ist ein über sämtliche Ausstattungsstufen "skalierbares" Betriebssystem (VW.OS) für alle Pkw aus dem größten europäischen Autokonzern.
Fitch bestätigt Volkswagen-Rating mit 'A-'
Fitch hat das langfristige Emittentenausfallrating der Volkswagen AG mit "A-" und einem stabilen Ausblick bestätigt. Die Bestätigung würdige die Rentabilität und die Cash-Generierung des Autobauers, begründete die Ratingagentur ihren Schritt. Die Rentabilität werde vermutlich durch eine schwächere Nachfrage, einen veränderten Produktmix, erhöhte Preisanforderungen und den Wettbewerb auf dem chinesischen Markt auf die Probe gestellt. Dennoch geht Fitch davon aus, dass VW mittelfristig eine EBIT-Marge von 7 bis 8 Prozent erzielen wird, was für das aktuelle Rating stark sei.
Im XETRA-Handel verlor die VW-Vorzugsaktie letztlich 0,03 Prozent auf 127,12 Euro.
/sl/men/DP/he
WOLFSBURG (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)
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