Dividende wohl geringer 06.02.2020 17:55:00

voestalpine mit tiefem Rutsch in die Verlustzone - Aktie unentschlossen

voestalpine mit tiefem Rutsch in die Verlustzone - Aktie unentschlossen

Unter dem Strich blieb ein Nettoergebnis von minus 160 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bekanntgab. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war noch ein Gewinn von 281,3 Mio. Euro erzielt worden. Die voestalpine leidet unter anderem unter der eklatante Nachfrageschwäche in der Automobilindustrie.

Auch steigende Eisenerzpreise bei gleichzeitig sinkenden Stahlpreisen sowie die im Zuge der internationalen Handelsstreitigkeiten eingeführten US-Importzölle auf Stahl und Aluminium machen dem Konzern zu schaffen. Hinzu addieren sich die Konjunktur, die sich in den ersten drei Geschäftsquartalen "zunehmend eingetrübt" hat, sowie massive Anlaufprobleme im US-Automotive-Werk in Cartersville (Georgia).

Kurz vor Weihnachten musste die voestalpine aus den genannten Gründen einen Bedarf an zusätzlichen Sonderabschreibungen, Vorsorgen und Rückstellungen im Volumen von 360 Mio. Euro bekanntgeben.

Diese Sondereffekte belasteten den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des dritten Quartals den heutigen Angaben zufolge mit etwa 75 Mio. Euro (Vorsorgen) und das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) mit rund 345 Mio. Euro (Abschreibungen und Vorsorgen).

Das drückte das EBITDA der ersten neun Monate im Geschäftsjahr 2019/20 von 1,1 Mrd. Euro auf 837,2 Mio. Euro um gut 24 Prozent nach unten. Operativ schlug ein Verlust (EBIT) von 185,2 Mio. Euro zu Buche - im Vergleichszeitraum des Vorjahres schrieb die voestalpine hier noch 525,5 Mio. Euro Gewinn. Der Verlust je Aktie (EPS) beläuft sich im Berichtszeitraum auf 97 Cent, nach einem Gewinn von 1,4 Euro vor einem Jahr.

Der Umsatz verringerte sich von 9,9 auf 9,6 Mrd. Euro um 3,8 Prozent. Dies sei auf "reduzierte Gesamtmengen" zurückzuführen. Die voestalpine beschäftigte per Ende Dezember 49.838 Mitarbeiter (-3,2 Prozent).

An der in den vergangenen drei Monaten bereits zweimal gekappten Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2019/20 (per Ende März) hält das Management nun fest: Das EBITDA soll 1,2 Mrd. Euro erreichen (nach fast 1,6 Mrd. Euro 2018/19) und das EBIT soll "gerade noch positiv" sein (Vorjahr: 779,4 Mio. Euro).

Die "Effizienz" im US-Automobilwerk Cartersville habe durch die eingeleiteten Maßnahmen bereits gesteigert werden können. Für die Erreichung der ursprünglichen Planungsziele seien "jedoch weitere Optimierungsschritte notwendig", hieß es heute.

"Gleichzeitig beginnen unsere in Umsetzung befindlichen Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme bereits Wirkung zu zeigen und wir sehen erste Anzeichen, dass es in einigen Geschäftsbereichen zu einer Stabilisierung der Nachfrage kommen könnte", erklärte voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner.

"In diesen herausfordernden Zeiten erweise sich die breite technologische und regionale Aufstellung der voestalpine "als klare Stärke". Die Konzernbereiche Bahninfrastruktur, Luftfahrtindustrie, die Schweiß- oder Lagertechnik hätten über die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres hinweg "eine durchaus solide Entwicklung" gezeigt.

In Wien lag die voestalpine-Aktie über den Großteil des Tages im Plus, bevor sie zum Handelsschluss 0,13 Prozent auf 23,06 Euro sank.

Flugverbot für Boeing 737 Max macht Schwierigkeiten

Bisher hat das weltweite Flugverbot für die Boeing 737 Max die voestalpine als Zulieferer nicht beeinträchtigt. Denn nach den zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten wurde nach Mitte März 2019 normal weiterproduziert. Doch heuer im Jänner stoppte der US-Flugzeughersteller die Produktion. "Die 737 Max wird uns daher im nächsten Geschäftsjahr Schwierigkeiten machen", so CEO Herbert Eibensteiner.

"Wir rechnen damit, dass wir die nächsten Monate die Produktion nicht aufnehmen werden", sagte der voestalpine-Chef am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Für die Wiederaufnahme des Flugbetriebs der 737 Max gibt es noch immer keinen konkreten Termin.

Im Bereich Aerospace macht der oberösterreichische Stahl- und Technologiekonzern jährlich einen Umsatz von rund 400 Mio. Euro - etwa 45 Mio. Euro davon entfallen den Unternehmensangaben zufolge auf den Unglücksflieger 737 Max.

In den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2019/20 wurden die Zulieferteile der voestalpine vom US-Flugzeugbauer Boeing noch normal abgerufen, es gab bisher also aus diesem Titel heraus noch keine Beeinträchtigung des Geschäfts.

Infolge der generell schwächeren Konjunktur, der internationalen Handelsstreitigkeiten, der Nachfrageschwäche in der Automobilindustrie, mit der die voestalpine rund ein Drittel ihres Jahresumsatzes von zuletzt knapp 10 Mrd. Euro macht, enormen Hochlaufkosten im US-Automotive-Werk in Cartersville (Georgia), hohen Rohstoffkosten im Roheisenwerk in Corpus Christi (Texas) und empfindlich gestiegenen Erzpreisen hat der Konzern seine Gewinnerwartungen für das Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende März) aber bereits zweimal nach unten geschraubt. Vor Weihnachten wurden Sonderabschreibungen, Vorsorgen und Rückstellungen im Volumen von 360 Mio. Euro bekanntgegeben.

Der Verschuldungsgrad der voestalpine schnalzte in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2019/20 nach oben. Die Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) erhöhte sich gegenüber der Vorjahresperiode von 58,4 Prozent auf aktuell 80 Prozent. Per Ende Dezember legte die Nettoverschuldung um rund 20 Prozent auf 4,6 Mrd. Euro zu. Parallel dazu ging das Eigenkapital um 12 Prozent auf 5,7 Mrd. Euro zurück.

Im letzten Quartal sei - neben den oben genannten Sondereffekten - auch ein Hybriddarlehen im Volumen von 500 Mio. Euro zurückbezahlt worden, erklärte Eibensteiner. Eigenkapital sei durch Fremdkapital ersetzt worden. Die Nettofinanzverschuldung sei zudem durch die Umstellung der Rechnungslegungsstandards (IFRS 16) gestiegen.

Wegen des insgesamt für die voestalpine äußerst ungünstigen Umfelds wird der Konzern auch seine Dividendenzahlung für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 kürzen müssen. Der Vorstand werde dem Aufsichtsrat "eine auf die Situation angepasste Dividende" zur Genehmigung vorlegen, formulierte Eibensteiner vorsichtig. "Aus heutiger Sicht wird der Vorschlag im Vergleich zum Vorjahr geringer ausschauen." Schon im Geschäftsjahr 2018/19 war die Dividende angesichts der damals erlittenen Gewinnhalbierung von 1,40 Euro je Aktie auf 1,10 Euro gekappt worden.

kre/gru

APA

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Bildquelle: voestalpine AG

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