Gewinnhalbierung 07.02.2019 17:56:00

voestalpine erlitt in den ersten drei Quartalen Gewinneinbruch - Aktie bricht ein

voestalpine erlitt in den ersten drei Quartalen Gewinneinbruch - Aktie bricht ein

Unter dem Strich blieb ein Ergebnis von 275,7 Mio. Euro (Vorjahr: 555,9 Mio. Euro), voestalpine am Donnerstag bekanntgab. Im Sommer belastete die umfassende Erneuerung eines Großhochofens in Linz, im Herbst kam es zu Betriebsstillständen im US-Werk in Texas.

"Während es gelungen ist die Umsatzerlöse in den ersten drei Quartalen 2018/19 im Vergleich zum Vorjahr weiter zu erhöhen, spiegelt die schwächere Ergebnisentwicklung neben der konjunkturellen Eintrübung auch die Auswirkungen negativer interner Einmaleffekte wider", teilte Konzernchef Wolfgang Eder mit.

Den Ergebnisausblick für das gesamte Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende März) hat die voestalpine Mitte Jänner (nach einer ersten Gewinnwarnung im Herbst) erneut zurückgestutzt - statt eines operativen Gewinns (EBIT) in Höhe von knapp 1 Mrd. Euro sei nun nur noch mit 750 Mio. Euro zu rechnen. Ursprünglich war der Konzern von 1,18 Mrd. Euro ausgegangen. In der Dividende soll sich das aber nicht in dem Ausmaß abbilden.

"Ich gehe jedenfalls davon aus, dass es keinen massiven Einbruch der Dividende geben wird", sagte Konzernchef Wolfgang Eder am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Über die Höhe der Ausschüttung werde er sich in den kommenden Monaten aber zuerst einmal mit den konzerninternen Gremien beraten. Nach den ersten drei Geschäftsquartalen könne er sich derzeit nur persönlich bereits ein Bild von der voraussichtlichen Dimension der Dividende machen.

Probleme

Als externen belastenden Faktor erwähnte der Konzernchef zudem die stark gestiegenen CO2-Emissionskosten - waren es im Sommer noch 5 bis 7 Euro je Tonne, seien es nun 20 Euro. "Natürlich hat das Auswirkungen auf die Kostenstruktur", so Eder. Auch die Energiepreise hätten deutlich angezogen.

"Wir haben im vergangenen Jahr auch drei hausgemachte Probleme zu bewältigen gehabt", räumte der CEO ein. Das US-Werk im texanischen Corpus Christi stand im ersten Halbjahr sieben Wochen still - drei Wochen davon waren "für Reparaturen geplant", jeweils zwei Wochen waren einer Überschwemmung bzw. einem Gasrohrgebrechen zuzuschreiben. "Seit Oktober läuft Corpus Christi sehr gut - wir sind in stabiler Produktion", betonte Eder. Das Werk wurde im November 2016 hochgefahren.

Massive Probleme bereitet zudem das US-Werk in Cartersville, der größte außereuropäische Automotive-Standort der voestalpine, "unser größtes internes Problem", wie der Konzernchef es nannte. Infolge von "externen Auftragsverlagerungen" musste eine hohe Rückstellung gebildet werden. Es kam zu "signifikant höheren Anlaufkosten" für die zweite Werksgruppe, die nun noch im Hochfahren ist und erst ein Jahr später als ursprünglich geplant in Betrieb geht statt "vor sechs oder neun Monaten". Die Höhe der Zusatzkosten wollte er nicht bekanntgeben.

Nur soviel: "Das war zusammenfassend gesagt etwas überambitioniert", sagte Eder. "Da kam Druck aus der Automobilindustrie, die den Boom nutzen wollte." Die Voest musste Mitarbeiter aus Europa einfliegen, "das haben wir zurückfahren können", so der CEO. "Das Werk wird die ursprünglich geplante Dimension annehmen, die gleichen Stückzahlen produzieren", stellte er in Aussicht. Der Unterschied sei "die gestreckte Zeitleiste" - "statt 2021 wird das nun 2022 sein". Der Hochlauf werde sich gegenüber der Planung "möglicherweise um ein Jahr verschieben, aber das heißt nicht, dass wir in einem Jahr so lieferfähig sein werden, wie wir es heute sein sollten", meinte Eder. "Die theoretische Maximalauslastung werden wir wahrscheinlich ein Jahr später erreichen."

Eder ist eigenen Angaben zufolge jedenfalls "zuversichtlich, dass Cartersville schon in einem Jahr überhaupt keine Probleme mehr macht". Das Problem dort sei "die Komplexität des Zusammenbaus der Teile", "die Verknüpfung dieser überaus komplizierten Wertschöpfungskette". Und der Konzernchef weiters: "Es tut weh, nun einen erhöhten Betrag in die Optimierung stecken zu müssen." Eine Reihe von Aufträgen mussten zwischenzeitlich an Konkurrenten abgegeben werden. Das erste Automotive-Werk in Cartersville ging 2015/16 in Betrieb. Das Unternehmen hat dort den Angaben zufolge bisher 130 Mio. Euro investiert.

Als dritten "hausgemachten Sonderpunkt" nannte der voestalpine-Chef die Vorsorge für das in Deutschland anhängige Kartellverfahren im Grobblechbereich. Die dafür zurückgelegte Summe wollte er nicht nennen. Die voestalpine erwartet laut Eigenangaben "womöglich noch vor dem Sommer" weitere Ermittlungsschritte durch das deutsche Bundeskartellamt. Mit einem Abschluss des Verfahrens rechnet sie allerdings "nicht in nächster Zeit".

Auch die Konjunktur spielt der voestalpine nicht mehr in die Hände. Nach einer "soliden wirtschaftlichen Entwicklung" im ersten Geschäftshalbjahr hätten sich die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen im dritten Quartal "eingetrübt". Die Energie- und Rohstoffpreise seien gestiegen. Der Konzern hat zudem Auswirkungen der globalen Handelskonflikte laut Eigenangaben erstmals deutlich zu spüren bekommen. Hinzu kommt "die zunehmende Eskalation um den EU-Ausstieg Großbritanniens".

All die genannten Faktoren schlagen jedenfalls deutlich zu Buche: Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging der Gewinn (EBITDA) des Konzerns im Neunmonatszeitraum von 1,4 auf 1,1 Mrd. Euro um 21,4 Prozent zurück. Der Betriebsgewinn (EBIT) verringerte sich von 835 auf 526 Mio. Euro um 37 Prozent. Der Gewinn je Aktie (EPS) sackte von 2,95 auf 1,40 Euro ab. Gestiegen sind dafür der Umsatz und der Personalstand. Die Verkaufserlöse erhöhten sich um 5,2 Prozent auf 9,95 Mrd. Euro, die Zahl der Mitarbeiter (per Ende Dezember 2018) wurde um 1,6 Prozent auf weltweit 51.472 ausgeweitet.

Die voestalpine Aktie verbuchte am Nachmittag ein Minus von 5,14 Prozent und liegt bei 25,84 Euro. Bis zum Börsenschluss verloren die Papiere 7,12 Prozent auf 25,30 Euro pro Anteilsschein.

kre/itz

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Bildquelle: voestalpine AG

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