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Nettoverlust 10.11.2020 17:58:00

voestalpine-Aktie im Plus: zum Halbjahr tief in den roten Zahlen

voestalpine-Aktie im Plus: zum Halbjahr tief in den roten Zahlen

Die Pandemie versetzte ihm dann noch einen zusätzlichen Dämpfer. Unter dem Strich steht im ersten Geschäftshalbjahr 2020/21 ein Nettoverlust von 276 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Dienstag bekanntgab. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres war noch ein Gewinn von 115 Mio. Euro erzielt worden.

Schon vor der Covid-19-Pandemie setzten dem Unternehmen die nachlassende Konjunktur, US-Strafzölle auf Stahlprodukte, eine Kostenexplosion im Roheisenwerk in Texas und überbordende Anlaufkosten im amerikanischen Automotive-Werk in Cartersville (Georgia) zu.

Dann kam auch noch Corona. Die Umsätze sanken heuer zwischen April und September um 21,9 Prozent auf 5,1 Mrd. Euro. Das war den Angaben zufolge auf geringere Auslieferungsmengen und gesunkene Preise zurückzuführen. Der Personalstand wurde um 6,5 Prozent auf weltweit 47.917 Mitarbeiter spürbar zusammengestrichen. Im Oktober waren in Österreich rund 2.500 und in Deutschland rund 1.200 Beschäftigte des Konzerns in Kurzarbeit bzw. international weitere 1.800 in kurzarbeitsähnlichen Modellen - insbesondere in Brasilien, Schweden, Südafrika, Frankreich und Großbritannien.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verschlechterte sich gegenüber der Vorjahresperiode deutlich von 666 Mio. auf 395 Mio. Euro. Die EBITDA-Marge reduzierte sich dementsprechend von 10,2 Prozent im Vorjahr auf aktuell 7,7 Prozent. Das operative Ergebnis (EBIT) drehte von plus 230 Mio. Euro auf minus 215 Mio. Euro in den negativen Bereich. Grund dafür seien neben der rein operativen Entwicklung vor allem Sonderabschreibungen bei voestalpine Texas und voestalpine Tubulars (rund 200 Mio. Euro) infolge globaler Marktveränderungen verschärft durch die Covid-19-Pandemie.

Es gibt den Angaben zufolge aber erste Signale der Entspannung. Das erste Quartal 2020/21 sei noch von einem massiven Nachfrageeinbruch in beinahe allen Kundensegmenten und Regionen geprägt gewesen, doch im zweiten Quartal sei es zu einer spürbaren Erholung in wesentlichen Branchen gekommen.

Insbesondere die europäische und amerikanische Automobil-, aber auch die Konsumgüter- und Bauindustrie hätten nach den Lockdown-Maßnahmen im Frühjahr rasch wieder an Dynamik gewonnen. Im September fuhr die Voest angesichts wachsender Nachfrage nach hochqualitativen Stahlprodukten den vorübergehend stillgelegten kleinen Hochofen in Linz wieder hoch. Die Werke in China hätten bereits im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (per Ende März 2021) wieder eine Produktionsauslastung auf Vorkrisenniveau erreicht. Unverändert schwierig sei jedoch die Situation in den Segmenten Luftfahrt sowie Öl und Gas, die besonders hart von den Folgen der Pandemie betroffen seien. Weiterhin stabil zeigen sich die Teilbereiche Bahninfrastruktur und Lagersysteme.

Auf Basis intensiver Kosten- und Ergebnisoptimierungsmaßnahmen sowie geringerer Investitionen von 245 Mio. Euro habe die voestalpine im ersten Halbjahr einen deutlich gestiegenen operativen Cashflow von 563 Mio. Euro und einen Free Cashflow von 281 Mio. Euro erzielt, teilte der Konzern weiters mit.

Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte sich per Ende September im Jahresabstand von 75,1 Prozent auf 66,2 Prozent. Das Eigenkapital, das neben der operativen Entwicklung auch durch die Sonderabschreibungen belastet wurde, sei von 6 auf 5,3 Mrd. Euro gesunken. Die Nettofinanzverschuldung sei zugleich dank guter Cashflow-Entwicklung von 4,5 auf 3,5 Mrd. Euro verringert worden.

"Das deutlich positive operative Ergebnis EBITDA und die Steigerung des Cashflows zeigen, dass unsere konsequenten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme gegriffen haben", meinte Konzernchef Herbert Eibensteiner. Gleichzeitig spiegle dieses Ergebnis "die Erholung der Nachfrage in wesentlichen Kundensegmenten im Laufe des zweiten Quartals" wider. "Trotz positiver Marktsignale bleibt jedoch abzuwarten, wie sich die neuerlichen Lockdown-Maßnahmen in Europa auf die Wirtschaft auswirken werden."

Mit Ausnahme des Öl- und Gasbereichs sowie der Luftfahrtindustrie sollte sich der positive Nachfragetrend nach Produkten des voestalpine-Konzerns in allen wesentlichen Marktsegmenten auch im zweiten Halbjahr 2020/21 fortsetzen, so die Einschätzung des Managements. "Deshalb erwartet der Vorstand aktuell unter der Annahme keiner neuerlichen wesentlichen wirtschaftlichen Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie wie beispielsweise behördlich verordnete Maßnahmen in diesem Zusammenhang für das gesamte Geschäftsjahr 2020/21 ein EBITDA in einer Bandbreite von 800 Mio. bis 1 Mrd. Euro", so der CEO.

Die Prognose wurde bereits gegen Ende Oktober auf diese Bandbreite leicht angehoben. Als Grund führte der Vorstand "Verbesserungen im gesamtwirtschaftlichen Umfeld" an. Bei der jüngsten Bilanzpräsentation im Juni war der Konzern noch von 600 Mio. Euro als Untergrenze ausgegangen.

Corona und Corpus Christi halten voestalpine 2020/21 in Verlustzone

Der Stahlkonzern voestalpine hat noch eine längere Durststrecke vor sich. Wegen hoher Sonderabschreibungen wird das Unternehmen auch im gesamten Geschäftsjahr 2020/21 erneut einen Nettoverlust einfahren. "Da wird sich wahrscheinlich kein Jahresüberschuss ausgehen", räumte Finanzchef Robert Ottel am Dienstag in einer Telefonkonferenz ein. Im ersten Halbjahr summierte sich der Fehlbetrag bereits auf 276 Mio. Euro. In der Steiermark verlieren derzeit 550 Mitarbeiter ihren Job.

Den voraussichtlichen Nettoverlust im Gesamtjahr begründete der Finanzvorstand mit den Abschreibungen, die der Konzern vornehmen muss. Zu den üblichen Wertberichtigungen von rund 800 Mio. Euro addierten sich nun im zweiten Quartal Sonderabschreibungen von rund 200 Mio. Euro. Der Großteil davon entfiel den Angaben zufolge mit 168 Mio. Euro auf das Roheisenwerk in Corpus Christi (Texas). Die "mittelfristige Ergebniserwartung" sei angepasst worden. Das sei in der Sonderabschreibung eingepreist, so Ottel. Das Werk wurde nun dem Finanzchef zufolge auf 448 Mio. Euro abgewertet. Alles in allem gekostet hat die Eisenschwammanlage am Golf von Mexiko, das vor vier Jahren eröffnet wurde, bisher 1,5 Mrd. Euro, wie auf der jüngsten Hauptversammlung im Sommer bekannt wurde.

Der Konzernumsatz schmolz heuer im Zeitraum April bis September im Vergleich zur Vorjahresperiode um fast 22 Prozent auf 5,1 Mrd. Euro zusammen. "Allein durch Covid haben wir 1,4 Mrd. Euro, ein Fünftel unseres Umsatzes, verloren", betonte Ottel. Bei den Zulieferungen für die Luftfahrt- sowie für die Öl- und Gasindustrie seien die Verkaufserlöse um fast 30 Prozent zurückgegangen.

Das operative Ergebnis (EBIT) der voestalpine drehte heuer während der ersten sechs Coronamonate von plus 230 Mio. Euro auf minus 215 Mio. Euro in den negativen Bereich. Grund dafür seien neben der rein operativen Entwicklung vor allem die genannten Sonderabschreibungen von in Summe rund 200 Mio. Euro in Texas und bei der voestalpine Tubulars im steirischen Kindberg, wo der Konzern Nahtlosrohre für die Öl- und Gasindustrie herstellt.

Während sich die Konzernbereiche Bahninfrastruktur sowie Lagersysteme auch in der Krise stabil entwickelten, sei die Situation in den Zuliefersegmenten Luftfahrt sowie Öl und Gas, die besonders hart von den Folgen der Pandemie betroffen seien, "unverändert schwierig". "Wir sind jetzt hauptsächlich dran, die Verwerfungen am Öl- und Gasmarkt zu bewältigen und neue Märkte zu suchen", so voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner. "Die Nachfrage in der Luftfahrt wird noch längere Zeit schwach bleiben, aber es gibt auch eine Zeit nach Covid", ist sich der CEO sicher. "Wir rechnen schon noch mit einer Dürreperiode, einer Durststrecke von eineinhalb bis zwei Jahren", ergänzte Ottel. Erst dann sei wieder eine normale Produktionsrate zu erwarten.

Um die Auswirkungen der Coronakrise und die Verluste in den Griff zu bekommen, baut die voestalpine auch massiv Personal ab und schickt Tausende Beschäftigte in Kurzarbeit. An zwei steirischen Standorten werden derzeit insgesamt rund 550 Stellen gestrichen - rund 250 bei voestalpine Tubulars in Kindberg und 300 bei voestalpine Böhler Aerospace in Kapfenberg. "Der Sozialplan ist im Wesentlichen abgeschlossen und es gibt jetzt unterschiedliche Kündigungsfristen", sagte Konzernchef Eibensteiner.

In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres wurde der Mitarbeiterstand (per Ende September) gegenüber dem Vorjahr weltweit um 6,5 Prozent auf 47.917 Arbeitnehmer zurückgefahren. Die Reduktion sei über den "Abbau von Urlaub, Zeitguthaben, Zeitarbeitern, aber leider auch eigenen Mitarbeitern" erfolgt, so Eibensteiner. Natürlich gebe es noch da und dort "Personalanpassungen" - "aber in Österreich nicht", stellte der CEO in Aussicht.

Für Österreich rechnet der Konzern "aktuell mit 2.500 Mitarbeitern in der dritten Kurzarbeitsregelung" - zu Beginn der Covid-Pandemie seien es über 10.000 gewesen. In Deutschland seien derzeit rund 1.200 Arbeitnehmer in Kurzarbeit, in weiteren Ländern mit kurzarbeitsähnlichen Modellen kämen nochmals 1.800 hinzu.

Inmitten der Krise gibt es den Angaben zufolge aber auch Signale der Entspannung. Das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2020/21 sei noch von einem massiven Nachfrageeinbruch in beinahe allen Kundensegmenten und Regionen geprägt gewesen, doch im zweiten Quartal sei es zu einer spürbaren Erholung in wesentlichen Branchen gekommen. Insbesondere die europäische und amerikanische Automobil-, aber auch die Konsumgüter- und die Bauindustrie hätten nach den Lockdown-Maßnahmen im Frühjahr rasch wieder an Dynamik gewonnen. Die Werke in China hätten bereits im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (per Ende März 2021) wieder eine Produktionsauslastung auf Vorkrisenniveau erreicht.

Im September fuhr die Voest angesichts wachsender Nachfrage nach hochqualitativen Stahlprodukten auch den vorübergehend stillgelegten kleinen Hochofen in Linz wieder an. "Wir haben jetzt in unserem Werk in Linz für die nächsten Monate eine Vollauslastung geplant im Flachstahlbereich", erklärte Eibensteiner. Der Hochofen in Donawitz (Steiermark) sei bereits "zugestellt", also nach der Wartung wieder betriebsbereit. "Wir werden den Hochofen jetzt aber noch nicht hochfahren, weil die Nachfrage noch nicht gegeben ist - das dauert noch, wahrscheinlich bis Jänner", so der voestalpine-Chef.

Schon vor der Covid-19-Pandemie setzten dem Unternehmen die nachlassende Konjunktur, hohe Erz- bei gleichzeitig niedrigen Stahlpreisen, US-Strafzölle auf Stahlprodukte, die Kostenexplosion im Roheisenwerk in Texas und überbordende Anlaufkosten im amerikanischen Automotive-Werk in Cartersville (Georgia) zu. "Die großen Schwierigkeiten, die wir in Cartersville schon gehabt haben, die denke ich, haben wir überstanden", berichtete Eibensteiner. "Es hat schon Einzelmonate gegeben, in denen Cartersville operativ positiv war - es gibt in jedem Werk Verbesserungspotenzial, aber das große Blutbad ist beendet", präzisierte Ottel.

Die voestalpine verfüge über Liquiditätsreserven von 2 Mrd. Euro, davon "eine Milliarde in Cash", so der Finanzvorstand. "Daher sehe ich für die nächste Zeit keinerlei Aufnahme von Mitteln notwendig", klärte er über die finanzielle Lage des Konzerns auf. Im ersten Halbjahr habe die voestalpine 1 Mrd. Euro an Schulden abgebaut. Das Eigenkapital, das neben der operativen Entwicklung auch durch die Sonderabschreibungen belastet wurde, sei von 6 auf 5,3 Mrd. Euro gesunken. Die Nettofinanzverschuldung sei zugleich dank guter Cashflow-Entwicklung von 4,5 auf 3,5 Mrd. Euro verringert worden. Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte sich per Ende September im Jahresabstand von 75,1 Prozent auf 66,2 Prozent.

In Wien gewann die voestalpine-Aktie letztlich 0,95 Prozent auf 25,46 Euro.

APA

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Bildquelle: voestalpine AG

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