Gewinnhalbierung |
05.06.2019 17:42:00
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voestalpine 2018/19 mit massivem Gewinnrückgang - Dividende gekappt - Aktie gibt ab
Zu den belastenden Faktoren gehörten die in größeren Abständen notwendige Erneuerung eines Großhochofens in Linz, die über den Sommer hinweg stattfand, Betriebsstillstände in Texas im Herbst, finanzielle Rückstellungen im Zusammenhang mit einem laufenden Kartellverfahren im Bereich Grobblech in Deutschland sowie stark erhöhten Anlaufkosten beim größten konzerneigenen US-Automobilkomponenten-Werk am US-Standort Cartersville (Georgia).
Erschwerend hinzu kam "eine zunehmende Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung". Auch der eskalierende Zollstreit zwischen den USA und China drücke auf die Stimmung in der Wirtschaft; die "endlosen 'Brexit'-Verhandlungen" führten zu wirtschaftlicher Verunsicherung. Spätestens seit dem letzten Kalenderquartal 2018 sei absehbar, dass der ökonomische Aufwärtstrend der vergangenen drei Jahre auf ein Ende zusteuere.
Für das Anfang April angelaufene neue Fiskaljahr 2019/20 gab das Management eine verhaltene erste Linie vor: Der Vorstand arbeite intensiv daran, trotz weiter wachsender wirtschaftlicher Unwägbarkeiten eine - gemessen an 2018/19 - stabile Entwicklung des operativen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) zu erreichen. Größte interne Herausforderung sei dabei die "weitere Abarbeitung der operativen Themen" in den US-Werken.
Im vergangenen Geschäftsjahr verringerte sich das EBITDA gegenüber 2017/18 um knapp 20 Prozent auf 1,565 Mrd. Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) ging von 1,18 Mrd. auf 779,4 Mio. Euro um 34 Prozent zurück. Die EBIT-Marge verschlechterte sich von 9,1 auf 5,7 Prozent. Der Gewinn je Aktie (EPS) sank von 4,40 auf 2,31 Euro.
voestalpine kappt Dividende
Die Aktionäre sollen dennoch eine relativ hohe Dividende erhalten, wie am Mittwoch bekannt wurde.
Es soll eine Ausschüttung in Höhe von 1,10 Euro je Aktie geben, nach 1,40 Euro im Jahr davor. So lautet der Vorschlag an die Hauptversammlung, die am 3. Juli abgehalten wird. Zwar würde die Dividende damit um gut ein Fünftel (über 21 Prozent) gestutzt, fällt aber immer noch recht großzügig aus. Denn der Nettogewinn (vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen und Hybridkapitalzinsen) brach 2018/19 im Jahresabstand um gut 44 Prozent auf 458,6 Mio. Euro ein, nach 825, 4 Mio. Euro (rückwirkend angepasst, Anm.).
"Wir möchten unseren Aktionären als Signal der Stärke eine Dividende auf gutem Niveau überweisen", sagte Wolfgang Eder heute auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz als Konzernchef vor Journalisten in Wien. Die Ausschüttung für 2017/18 sei "für das beste Jahr der Unternehmensgeschichte" gewesen. "Bei der Dividende gehen wir jetzt zurück auf das Niveau des vorvergangenen Jahres - wir schließen exakt dort an, wo das Vorjahr angefangen hat", so der CEO.
Die geplante Höhe der aktuellen Auszahlung sei "ein Zeichen, dass das Management der voestalpine an die Ertragskraft glaubt", bekräftigte der Chef der Steel Division und designierte Nachfolger Eders, Herbert Eibensteiner. Er übernimmt das Ruder bei der Voest per 3. Juli. Den Stahlbereich im Konzern wird dann Hubert Zajicek statt ihm leiten.
Die diese Woche unter Finanzmarktprofis entbrannte Diskussion um den direkten Übertritt Eders in den Aufsichtsrat des Konzerns - ohne der international bei börsennotierten Unternehmen üblichen Abkühlphase von zwei Jahren - wollte der scheidende voestalpine-Boss heute "überhaupt nicht kommentieren". Die österreichische Rechtslage gebe da ein ganz klares Bild, einen Rahmen vor. "Ich habe mich nie um eine Funktion beworben", betonte er. "Ich möchte da überhaupt nichts dazu sagen. Das ist eine Entscheidung der Hauptversammlung." Und diese habe bereits vor einem Jahr vorgeschlagen, dass er in das Kontrollgremium komme. Heuer im Juli wird der gesamte Aufsichtsrat neu aufgestellt.
voestalpine bremst mit Investitionen
Nach dem Gewinneinbruch 2018/19 wird der Stahlkonzern voestalpine auch heuer kräftigen Gegenwind verspüren. Angesichts einer Reihe von Unwägbarkeiten - Stichwort schwächere Konjunktur, internationaler Handelsstreit, Brexit und gebremste Autoindustrie - wird nun vorsichtiger investiert. "Wir werden natürlich darauf reagieren", sagte der designierte voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner am Mittwoch.
"Wir werden natürlich auch in unseren Investitionsprogrammen Rücksicht darauf nehmen und in Zukunft in die stärker wachsenden Bereiche investieren, ansonsten eher moderat, um in der Zukunft wieder Spielraum zu haben für Akquisitionen", erklärte der derzeitige Chef der Steel Division. Die voestalpine beobachte natürlich den Markt, ob sich solche Möglichkeiten ergäben. "Aber im Moment sind keine größeren Akquisitionen geplant."
Hohe Summe fließen derzeit etwa noch in den steirischen Standort Kapfenberg, wo die Voest ein neues Edelstahlwerk baut. In Summe sind an dem Standort im Mürztal rund 500 Mio. Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren veranschlagt - rund 350 Mio. Euro davon sind für die neue Fabrik vorgesehen, die bis 2021 mit einer Kapazität von 205.000 Tonnen Spezialstahl pro Jahr in Betrieb gehen soll. Bereits in der Hochlaufphase befindet sich dort eine neue Hightech-Schmiede für Aerospace-Werkstoffe.
"Im vergangenen Jahr haben wir rund 230 Mio. Euro über Abschreibung investiert, heuer werden es etwa 100 Mio. Euro weniger sein", erklärte Finanzvorstand Robert Ottel in der Bilanzpressekonferenz. In absoluten Zahlen fließt eine Jahressumme in Höhe von etwa 1 Mrd. Euro. Die Anleger reagierten mit Verkäufen auf die Bilanzvorlage. Die voestalpine-Aktie verlor zum Handelsschluss 1,9 Prozent auf 23,74 Euro.
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