Anleger enttäuscht 20.05.2015 11:25:00

VIG-Aktie unter Druck: Weniger Gewinn im ersten Quartal

Die VIG-Aktie rutschte im frühen Mittwochshandel an der Wiener Börse zeitweise mehr als zwei Prozent ab auf ein vorläufiges Tief von 35,72 Euro. Da half es der VIG-Aktie auch nicht, dass der Versicherungskonzern im Auftaktquartal 2015 mehr Prämien eingenommen hatte.

Der Gewinn vor Steuern sank um 15,2 Prozent auf 130,9 Millionen Euro, teilte die VIG am Mittwoch mit. Belastet hätten das niedrige Zinsniveau und höhere Aufwendungen für Unwetterschäden und der erstmals erfasste Zinsaufwand für die im März 2015 begebene nachrangige Anleihe.

In einem sehr herausfordernden Marktumfeld sei es gelungen, in allen Ländern und Geschäftsbereichen positive Ergebnisse zu erzielen, so VIG-Chef Peter Hagen. "Unsere Nähe zu den Märkten durch die starke regionale Verankerung brachte ein teilweise signifikantes Prämienwachstum."

Die verrechneten konsolidierten Prämien seien trotz des deutlichen Rückgangs bei den Einmalerlägen in der Lebensversicherung um 0,9 Prozent auf 2,76 Mrd. Euro gestiegen, so die VIG. Die Combined Ratio (Schäden und Kosten in Relation zu den Prämieneinnahmen habe sich auf 96,3 (96,4) Prozent verbessert.

Die Kapitalanlagen (einschließlich der liquiden Mittel) seien um 4,0 Prozent gestiegen und hätten per Ende März auf 32,4 Mrd. Euro betragen. Das Finanzergebnis des Konzerns habe sich auf 273,4 Mio. Euro belaufen (minus 0,9 Prozent). Das historisch tiefe Zinsniveau habe die laufenden Erträge im Finanzergebnis belastet und zudem die Bildung einer Vorsorge für Personalrückstellungen in Österreich notwendig gemacht.

Gestärkt worden sei die Kapitalstruktur. Im März wurde eine nachrangige Anleihe mit einem Volumen von 400 Mio. Euro begeben. Zudem seien Anteile der ersten Tranche der 2008 begebenen 500 Mio. Euro Hybridanleihe sowie der im Jänner 2005 begebenen Ergänzungskapitalanleihe 2005-2022 rückgekauft worden. Von der APA befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Vorsteuergewinn von 139,9 Mio. Euro und Prämieneinnahmen von 2,75 Mrd. Euro gerechnet.

Deutlich mehr Unwetterschäden im ersten Quartal

Im ersten Quartal verzeichnete die VIG deutlich mehr Unwetterschäden, vor allem wegen des Sturms "Niklas". Ausgewirkt habe sich "Niklas" vorwiegend in Österreich und Tschechien und in einem geringeren Ausmaß auch in der Slowakei und Polen, sagte VIG-Chef Peter Hagen am Mittwoch zur APA.

In Österreich seien die Belastungen aus Unwetterschäden netto nach Rückversicherung in den ersten drei Monaten bei rund 13 Mio. Euro gelegen, verglichen mit weniger als 7 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtkonzern seien es heuer 25 Mio. Euro gewesen, nach rund 12 Mio. Euro netto im ersten Quartal 2014.

Auf den Quartalsgewinn gedrückt haben bei der VIG neben den höheren Unwetterschäden vor allem auch die Niedrigzinsen. Österreich sei am stärksten betroffen vom gesenkten Zinsniveau. So befinde sich etwa der Hauptanteil der Kapitalanlagen hierzulande. Für das Gesamtjahr erwarte die VIG einen Rückgang im ordentlichen Finanzergebnis, der wohl nicht durch ein verbessertes versicherungstechnisches Ergebnis kompensiert werden könne. Man werde aber weiterhin nicht riskanter investieren als bisher, bekräftigte Hagen heute. Bereits Mitte April hatte der VIG-Chef erklärt, dass das Finanzergebnis um einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag zurückgehen könnte, falls die Zinsen weiter sinken.

Einen weiteren Abschreibungsbedarf für die Hypo/Heta gab es im ersten Quartal nicht, die VIG habe schon 2014 sehr konservativ bilanziert. Im Vorjahr haben Abschreibungen auf Hypo/Heta-Anleihen den Versicherungskonzern 79 Mio. Euro gekostet. Die nachrangigen Bonds waren auf Null abgewertet worden, die vorrangigen, mit Auszahlungsstopp der FMA belegten, zur Hälfte.

Im ersten Quartal ging der Vorsteuergewinn in Österreich, wo die VIG mit der Wiener Städtischen, der s Versicherung und der Donau Versicherung vertreten ist, um 31,4 Prozent auf 39,6 Mio. Euro zurück. Mit ein Grund dafür ist laut Hagen auch eine Erhöhung der Pensionsrückstellung wegen der niedrigen Zinsen, für die bereits im ersten Quartal eine Verbindlichkeit gebucht wurde. Diese sei mit rund 7 Mio. Euro ergebniswirksam gewesen. Das Italien-Geschäft der Donau Versicherung werde auch heuer noch zu Belastungen führen, der Einfluss auf das Gesamtergebnis werde aber zunehmend abnehmen. Die verrechneten Prämien gingen in Österreich um 2,5 Prozent auf 1,34 Mrd. Euro zurück.

In Rumänien ist die VIG mittlerweile etwas erfolgreicher. Die verbesserten Rahmenbedingungen hätten erstmals seit Jahren forcierte Vertriebsaktivitäten ermöglicht, heißt es in der heutigen Pressemitteilung. Die verrechneten Prämien seien um 21,7 Prozent auf 100,3 Mio. Euro gestiegen. Wirkung gezeigt hätten die Sanierungsmaßnahmen, der Vorsteuergewinn habe 1,8 (0,5) Mio. Euro betragen. Die Verbesserung der nach wie vor über der 100-Prozent-Marke liegenden Combined Ratio werde heuer konsequent weiter verfolgt.

In der Ukraine sei das erste Quartal in Originalwährung sehr erfolgreich verlaufen, so Hagen. Die VIG sei vor allem im Raum Kiew und im Westen des Landes tätig und habe Geschäft dazugewonnen. Man leide zwar unter der Abwertung der Hrywnja, mache aber Gewinne. Insgesamt ist Hagen mit der Entwicklung in dem Land zufrieden. Die Prämieneinnahmen lagen im ersten Quartal bei rund 11 Mio. Euro. In Originalwährung habe es ein Plus von 16 Prozent gegeben.

Aus Mittel- und Osteuropa (CEE) stammten laut Pressemitteilung im ersten Quartal rund 65 Prozent des Vorsteuergewinns. Aus Tschechien sei trotz höherer Unwetterschäden neuerlich der höchste Gewinnbeitrag für die VIG gekommen. Der Gewinn vor Steuern ging um 10,2 Prozent auf 45,8 Mio. Euro zurück, die verrechneten Prämien um 1,8 Prozent auf 457,8 Mio. Euro. In der Slowakei stieg der Vorsteuergewinn um 2,6 Prozent auf 9,7 Mio. Euro, die Prämieneinnahmen legten um 0,7 Prozent auf 214,7 Mio. Euro zu.

In Polen erhöhte sich der Gewinn vor Steuern um 4,3 Prozent auf 16,6 Mio. Euro, die verrechneten Prämien gingen um 7,6 Prozent auf 238,1 Mio. Euro zurück. In den übrigen Märkten wurden ein Vorsteuergewinn von 17,0 Mio. Euro (+1,4 Prozent) und Prämien von 357,2 Mio. Euro (+15,9 Prozent) erzielt.

Beschäftigt waren im VIG-Konzern 22.873 Mitarbeiter, um 487 weniger als im Gesamtjahr 2014, was laut Quartalsbericht vor allem auf Optimierung der Vertriebsstruktur in Rumänien und in den übrigen Märkten zurückzuführen war.

itz/pro

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