Stabile Einnahmen 09.03.2021 17:47:00

VIG-Aktie schließt schwächer: Vienna Insurance im Coronajahr 2020 mit weniger Gewinn

VIG-Aktie schließt schwächer: Vienna Insurance im Coronajahr 2020 mit weniger Gewinn

Im Coronajahr 2020 ist der Gewinn um rund ein Drittel gesunken, die Einnahmen blieben aber konstant. Die VIG zeige trotz der Pandemie eine stabile Performance, sagte Generaldirektorin Elisabeth Stadler. Heuer erwartet die VIG einen Gewinnanstieg Richtung Vorkrisenniveau.

Die Pandemie bringe eine wesentliche Beschleunigung und Fokussierung bei der Digitalisierung, so Stadler am Dienstag in einer virtuellen Pressekonferenz zur Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen 2020. Es sei daher richtig und wichtig, dass sich die Gruppe dem Thema bereits seit langer Zeit widmen. Die bereits bestehenden digitalen Serviceangebote hätten wesentlich dazu beigetragen, dass die VIG innerhalb kürzester Zeit nach dem ersten harten Lockdown Beratungen, Servicierungen und den Abschluss von Versicherungsverträgen in all ihre Gesellschaften durchführen konnte.

Die digitalen Services seien auch während der Pandemie erweitert worden. Ein Fokus liege auf dem Bereich Gesundheit. So wurden etwa Gesundheits-Apps erweitert, und auch Telemedizin sieht die VIG als Wachstumsbereich. Ein Schwerpunkt ist weiters die Kooperation mit Start-ups im Gesundheitsbereich und im Sektor Biomedizin. Die Corona-Pandemie habe zu einem erhöhten Gesundheitsbewusstsein geführt, eine starke Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen habe es vor allem in Österreich gegeben, so Finanzvorständin Liane Hirner. Insgesamt sind die Einnahmen in der Krankenversicherung in der VIG-Gruppe im Vorjahr um 1,4 Prozent gestiegen. Die Digitalisierung wird auch in anderen Bereichen vorangetrieben, etwa im Bereich Autoversicherung.

Die VIG gehe in die Märkte um zu bleiben, das habe sich in der Finanzkrise gezeigt und auch in der Corona-Pandamie, betonte Stadler. Ziel sei es weiterhin in Mittel- und Osteuropa (CEE) die führende Versicherungsgruppe zu sein. Gefestigt hat die VIG ihre Position in der Region mit dem Ende November vergangenen Jahres angekündigten Kauf des Osteuropa-Geschäfts der niederländischen Aegon in Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei. In Ungarn wird die VIG dadurch Marktführer, in der Türkei steigt sie in das Lebensversicherungsgeschäft ein. Der Kaufpreis beträgt 830 Mio. Euro. Angesichts der Größe der Transaktion erwartet Stadler auch Kostensynergien - der Nettobarwert werde über 100 Mio. Euro für die nächsten Jahre liegen. Das Closing wird für das zweite Halbjahr 2021 erwartet.

Zum Thema gemeinnützige Wohnbaugesellschaften aus dem Umfeld von VIG und Sozialbau, die um Gelder in der Commerzialbank-Mattersburg-Affäre bangen, erklärte Stadler, es gebe für gemeinnützige Wohnbaugesellschaften spezielle Regeln, aufgrund derer der Einfluss der Eigentümer durchaus begrenzt sei. Die VIG habe in den Wohnbaugesellschaften, an denen sie Anteile hält, entsprechende Untersuchungen angestellt, dort aber keine Verfehlungen feststellen können. Die VIG ist an zwei der Genossenschaften beteiligt, die anderen würden von der Sozialbau im Auftrag der jeweiligen Genossenschaften treuhänderisch verwaltet. Auf das Ergebnis der VIG habe das Engagement keine Auswirkungen.

Die Umsetzung des vierjährigen Managementprogramms "Agenda 2020" habe Kostensenkungen gebracht und auch zur Verbesserung der Combined Ratio beigetragen. Dazu zählen etwa 13 Fusionen in elf Ländern oder die Optimierung des Schadensauszahlungsprozesses in 15 Gesellschaften, was ein jährliches Einsparpotenzial von 45 Mio. Euro gebracht habe. Eine Methode zur Betrugsverringerung werde in 22 Gesellschaften angewendet und habe Einsparungen von 28 Mio. Euro gebracht. Dieses soll künftig auch in der Lebensversicherung angewendet werden.

Zu den Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen den früheren Finanzminister Hartwig Löger, der seit Anfang Jänner im VIG-Vorstand ist, betonte Stadler, diese stünden in keinem Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Mitglied des VIG-Vorstandes. Vorstandsagenden seien Sache des Aufsichtsrates, der sich mit dem Thema beschäftigt, sämtliche Vorwürfe geprüft habe und zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Zuverlässigkeit Lögers zum Zeitpunkt der Bestellung gegeben sei.

Der Gewinn der Vienna Insurance soll heuer steigen. "Unter der Annahme der derzeitigen Entwicklung gehen wir für 2021 von einem stabilen Prämienvolumen in der Höhe von 2020 aus", so Stadler. "Den Gewinn vor Steuern streben wir für 2021 in einer Bandbreite von 450 Mio. bis 500 Mio. Euro an und kehren damit auf das Vorkrisenniveau zurück." Der Aegon-Zukauf ist darin nicht enthalten.

Im Coronajahr 2020 sank das Ergebnis vor Steuern um 33,7 Prozent auf 346 Mio. Euro und lag damit am oberen Ende der erwarteten Bandbreite von 300 bis 350 Mio. Euro. Darin enthalten sind auch die zum Halbjahr 2020 getätigten coronabedingten Firmenwertabschreibungen in der Höhe von rund 120 Mio. Euro für die Märkte Bulgarien, Kroatien und Georgien. Die Prämieneinnahmen betrugen 10,43 Mrd. Euro (plus 0,3 Prozent). Der Dividendenvorschlag lautet auf 75 Cent/Aktie (nach 1,15 Euro/Aktie). Die Combined Ratio - Kosten und Schäden gemessen an den Einnahmen - verbesserte sich auf 95 Prozent und soll weiter nachhaltig bei rund 95 Prozent liegen.

Die vorläufige, aufsichtsrechtliche Solvenzquote lag per Ende 2020 bei 235 Prozent. Die gesamten Kapitalanlagen (einschließlich der liquiden Mittel) betrugen per Jahresende 36,6 Mrd. Euro und lagen damit um 2 Prozent über dem Vorjahreswert.

Die Aktie von Vienna Insurance schloss in Wien 5,39 Prozent tiefer bei 21,95 Euro.

(APA)

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Bildquelle: Vienna Insurance Group/Robert Newald,Vienna Insurance Group / Robert Newald

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