11.07.2019 14:00:00

Vergangenheit abgeschüttelt: Nach BAWAG wagt auch Addiko Börsengang

Knapp zwei Jahre nach dem Börsengang der BAWAG kommt morgen Freitag mit der Addiko Bank ein weiteres Finanzinstitut an die Wiener Börse. Addiko ist die einstige Südosteuropabankengruppe der früheren österreichischen Krisenbank Nummer eins, der Hypo Alpe Adria.

Die beiden Banken haben, abgesehen von Größe und Lokation - einige Gemeinsamkeiten. Sie sind nach ihren jeweils existenziellen Krisen so aufgestellt, dass ihre jetzigen Eigner Gewinne melden und den Teilverkauf zu Marktpreisen wagen konnten. Beide Male - bei BAWAG und Hypo-Balkanbanken - haben vorher amerikanische Investoren den Österreichern als Investoren ausgeholfen.

Die BAWAG Group - einst stolze Bank für Arbeit und Wirtschaft - ist in der jetzigen Aufstellung seit Oktober 2017 an der Börse und ein gänzlich anderes Institut als Mitte der 2000er-Jahre, als sie nach Aufbrechen jahrelanger Karibik-Spekulationsgeschäfte ihrer Ex-Chefs knapp am Konkurs vorbeigeschrammt war. 2007 musste sich die Gewerkschaft als damaliger Haupteigentümer zum rettenden Verkauf der Bank an den US-Fonds Cerberus durchringen. Cerberus nahm später einen zweiten US-Fonds (Golden Tree) mit an Bord. Bank-Töchter und Beteiligungen wurden verkauft, das Geschäft reformiert, sogar die jahrzehntealte Post-Partnerschaft wurde aufgelöst. Die Bank baute Verluste ab, sanierte sich und begann auch wieder mit Zukäufen.

Von Anfang an hatte Cerberus - nach einer mehrjährigen Behaltefrist- mit einem Exit über die Börse geliebäugelt. Als es dann so weit war, lief es mit dem Börsengang am 25. Oktober 2017 aber nicht ganz so glatt wie von den Amerikanern erhofft: Die Aktie fiel am ersten Handelstag gleich deutlich unter den Ausgabekurs. Mit einem Emissionsvolumen von 1,9 Mrd. Euro war es in Summe aber trotzdem die größte Neuemission an der Wiener Börse überhaupt. Es wurden mehr als 40 Millionen bestehende Aktien bei Investoren platziert. Der Titel schaffte es auf Anhieb in den Leitindex ATX.

Finanzaufseher, Parlamentsausschüsse, Politbüros und Gerichte hatten jahrelang auch mit der maroden und 2009 notverstaatlichten Hypo Alpe Adria Bank alle Hände voll zu tun. Aus der einstigen Skandalbank - deren milliardenschwere Altlasten beim Staat und damit beim Steuerzahler hängen blieben - hat das Südosteuropanetz den Weg zurück in die Profitzone geschafft. Aus der alten Hypo Alpe Adria ist die - ebenfalls staatliche - Abwicklungsgesellschaft mit dem Namen "Heta" geworden. Das Südosteuropageschäft (die "Balkanbank") war der wichtigste "lebende Teil". Im Juli 2015 wurde dieser Teil an US-Fonds Advent und die Osteuropabank EBRD abgegeben. Für den Neustart ist der Name auf den Kunstbegriff "Addiko Bank" geändert worden, die Marke Hypo Alpe Adria hatte einen Totalschaden.

Seit 17. Juli 2015 gehörten die Ex-Hypo-Südosteuropabanken in der Addiko einer Luxemburger Gesellschaft namens "Al Lake", die zu 80 Prozent Advent und zu 20 Prozent der EBRD gehört. Wenn morgen am 12. Juli 2019 die Börsenglocke in Wien läutet - und in der Folge auch die Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) gezogen wird - sollen 55 Prozent im Streubesitz sein. Käufer der ersten Stunde sollten aber institutionelle Investoren gewesen sein. Sie wurden für die Privatplatzierung angesprochen. Den Investoren wurde bereits mit Dividendenzuckerln gewunken. Die ursprünglich erhofften Verkaufserlöse aus dem Börsengang haben die Eigentümer während der Zeichnungsfrist schon vergessen müssen: Der Angebotspreis wurde gestern Mittwoch mit 16 Euro je Aktie festgelegt. Anfangs war eine Preisspanne von 19 bis 23 Euro genannt worden. Der Bruttoerlös für den Verkäufer ("Al Lake") wurde zuletzt mit rund 172 Mio. Euro beziffert.

(Schluss) rf/tsk

ISIN AT0000BAWAG2 WEB https://www.addiko.com/ http://www.bawagpsk.com http://www.wienerborse.at

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