Verbund-Chef bereit zu Zukäufen in Deutschland

"Wir wollen in den Startlöchern stehen, wenn die Strompreise irgendwann wieder anziehen", so Anzengruber im Interview mit dem "WirtschaftsBlatt" (Dienstag). "Wenn etwas in unser Profil passt, schauen wir uns das an", bekräftigte der Verbund-Chef, der schon Ende Juli im Halbjahrespressegespräch gemeint hatte, man habe in Deutschland ein offenes Ohr für Zukäufe, arbeite aber nicht an aktuellen Themen. "Es gibt Potenzial, das wir aber noch nicht in Angriff nehmen", so Anzengruber jetzt: "Es ist eine Frage der Zeit." Momentan würden "Wasserkraftwerke, die für uns infrage kommen, kaum auf den Markt geworfen".

2013 hatte der Verbund - im Abtausch für seine frühere Türkei-Beteiligung - von E.ON acht Wasserkraftwerke in Bayern erworben, die laut vorjährigen Angaben etwa 3 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Österreich entsprechen. Durch die Aufstockung in Bayern rückte der Verbund dort mit 4 Mrd. kWh Jahreserzeugung in 21 Laufkraftwerken zum größten Wasserkrafterzeuger auf. Insgesamt verfüge man im wichtigen Markt Deutschland über ein Volumen in Höhe von fünfeinhalb Prozent des Österreich-Stromverbrauchs, hieß es vor einem Jahr.

Zur Dividende an die Republik - der Verbund steht zu 51 Prozent im Staatseigentum - unterstrich Anzengruber im Interview, dass sich die budgetäre Erwartung von 169 Mio. Euro von seinem Unternehmen für 2015 "nicht ausgehen" könne: "Es kann keine Strategie sein, Kredite aufzunehmen, um Dividenden zu zahlen." Fairerweise müsse er aber sagen, dass es bis dato keinen Druck der Regierung gegeben habe. "Wir würden ihm auch nicht nachgeben", so Anzengruber.

sp